Interessant: Kaum erreicht ein Ebola-Infizierter die USA, steht das bei Google News ganz oben in den Schlagzeilen. Dass in Westafrika schon mehrere Tausend Menschen an Ebola gestorben sind, ist natürlich sehr viel weniger spektakulär – in Afrika sterben die Leute ja ständig reihenweise und brauchen dafür meistens nicht mal fiese Viren. Unterernährung und fehlendes Trinkwasser sorgen schon dafür, dass man auch an vergleichsweise trivialen Infektionen sterben kann.
Das Stichwort Unterernährung bringt mich aber auf etwas ganz anderes: Die EU hat am Montag ein 165-Millionen-Euro-Programm zu Vernichtung von frischem Obst und Gemüse aufgelegt. Daran ist, wie die junge Welt treffend berichtet, natürlich der Universalböse aus Moskau schuld. Russland hat im August als Reaktion auf die vom Westen verhängten Sanktionen ein Einfuhrverbot für jene landwirtschaftliche Produkte beschlossen, auf denen die Erzeuger in der EU nun sitzen bleiben. Und weil Äpfel, Birnen, Grünkohl und Karotten ja nicht produziert werden, um Menschen satt zu machen, sondern, um Geld damit zu verdienen, braucht der Agrarsektor eben jene “Marktunterstützung für verderbliches Obst und Gemüse”.
So irre das dem gesunden Menschenverstand erscheinen mag: Die Preise müssen gestützt werden, nicht die Menschen. Und wer sich schon darauf gefreut hatte, dass der Markt dank des russischen Boykotts jetzt mal was zugunsten der hiesigen Verbraucher regeln würde, und das Kilo Äpfel statt 2,99 vielleicht nur noch einen Euro kosten würde, hat sich mal wieder zu früh gefreut. Denn bevor das Zeug hierzulande zu Schleuderpreisen verhökert wird, lässt man es lieber auf dem Feld verrotten. Die europäischen Kunden bezahlen ja trotzdem – die 165 Millionen Euro Kompostierungsprämie werden ja aus ihren Steuergeldern finanziert.
So funktioniert Markt und nicht anders.