Aus diesem Grunde möchte ich dich, lieber Leser, an dieser Stelle auf eine ganz besonders gebeutelte Spezies aus der Schattenwelt aufmerksam machen und dein Mitgefühl für diese (man kann es durchaus so drastisch formulieren) vom unmittelbaren Aussterben bedrohten Mithalbmenschen wecken. Es handelt sich, du ahnst es wahrscheinlich schon, um die bedauernswerte Gruppe der Golems.
Der moderne Golem hat heutzutage mit vielen Schwierigkeiten und sozialen Problemen zu kämpfen. So liegt es zum Beispiel in seiner Natur, dass er aufgrund seiner lehmig-erdigen Beschaffenheit schmutzt. In einer Welt, deren Gott Hygiene heißt und sein göttlicher Atem Sagrotan, steht der Golem auf verlorenem Posten. Aus Angst vor Allergien hält sich die Menschheit von ihm fern und verbannt ihn auf diese Weise, wenn auch ungewollt, an den Rande der Gesellschaft, wo ihm nichts anderes bleibt, als kümmerlich dahin zu vegetieren.
Ein weiteres Problem, dass dem Golem schwer zu schaffen macht, ist der sich ständig beschleunigende Klimawandel, von dem unsere Welt heimgesucht wird. Der größte Feind des Golems ist bekanntlich die Trockenheit. Ein heißer und regenarmer Sommer wie der Letzte fordert gnadenlosen Tribut unter unseren lehmigen Mitbürgern. Ungenügende Flüssigkeitsaufnahme schadet der teigigen Substanz, die den Golem ausmacht. Erste Anzeichen einer Austrocknung sind quietschende Gelenke und ein knarzender, schwerfälliger Gang. Des Weiteren bilden sich Risse auf der Oberfläche des Golems und er fängt an zu bröckeln. Wird ihm weiterhin keine Flüssigkeit zugeführt, zerbröselt der bemitleidenswerte Matschmensch schließlich zu feinem Staub.
Das muss nicht sein! Geschickt platzierte Eimer mit Wasser oder ein eingeschalteter Rasensprenger, erleichterter Zugang zu Freibädern - auch außerhalb der Öffnungszeiten - oder eine im Garten vorbereitete, reichlich mit Schlamm ausgestattete Suhle zur besseren Substanzaufnahme kann unzählige Golemleben retten. Aber Achtung, lieber Leser. Vermeide es tunlichst, dem Golem Mineralwasser aus PE-Flaschen anzubieten, denn die darin gelösten Weichmacher können speziell bei jungen Artgenossen dieser Spezies verheerende Folgen haben. Schon geringste Mengen dieses heimtückischen Umweltgiftes verwandeln ehedem gesunde Junggolems in gallertene, quallenartige Schleimbeutel.
Zusammenfassend kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Golemschutz eine einfache und ohne viel Aufwand zu bewerkstelligende Sache ist. Wie man sieht können auch hier ein paar simple Tricks und Hilfestellungen das Leben einer bedrohten Gattung in Gefahr unendlich erleichtern und nicht zuletzt retten.