Restless

Von Jan
Gus Van sant ist ein regisseur, der sich stets für die einfachere Lösung entscheidet, wenn er einen Film macht. Nie wird es bei ihm spektakuläre Actionszenen oder noch nie dagewesene Spezialeffekte geben. Er schafft es aber immer, trotz – oder wegen – seines schlichten Stils, einen enormen Tiefgang zu erzielen. Er widmet sich immer in erster Linie den Menschen in seinen Geschichten. Immer geht es um ihre Gefühle, darum, wohin sie von ihren entscheidungen gebracht werden. Das war bei „Good Will Hunting“ so, ebenso bei „Elephant“ und so ist es auch in seinem neuen Film „Restless“
Es geht um Enoch, der ein bisschen seltsam ist. Er spricht mit dem Geist eines japanischen Kamikazepiloten und besucht gerne Beerdigungen völlig fremder Menschen. Er kann nicht genau sagen, was ihm daran so fasziniert. Eines Tages trifft er auf einer Trauerfeier Annabel. Sie teilt seine Vorliebe für Trauerfälle, interessiert sich im Gegensatz zu Enoch nicht für den Tod, sondern für alle Facetten des Lebens. So ist sie zum Beispiel eine leidenschaftliche Vogelkundlerin und zeichnet gerne. Überhaupt scheint sie mit ihrem wachen Verhalten den etwas in sich gekehrten Enoch aus der Reserve zu locken. Zwei Dinge sind schnell klar. Die beiden verlieben sich und trotz ihres Glücks hat alles einen ganz furchtbar tragischen Haken.
Gus Van Sant hatte zusammen mit Matt Damon und Ben Affleck mit „Good Will Hunting“ einen wunderbaren kleinen Film geschaffen, der irgendwie perfekt die Waage hielt zwischen einer ganz zarten, anmutigen Schönheit und tiefer Tragik. Besonders die Stimmungen und Dialoge zwischen den Figuren waren gleichermaßen voller Hingabe und etwas, was man irgendwie schwer fassen konnte. Ganz klar war die Botschaft. Das Leben schenkt dir nichts und du musst es selbst in die Hand nehmen. Bei „Good Will Hunting“ bestand die Tragik noch in dem Umstand, dass die Hauptfigur es eben einfach nicht in die Hand nahm und sich ihr Lebensglück aus Stolz immer wieder versagte. Bei „Restless“ funktioniert es ein bisschen anders. Hier gibt es nicht einmal die Möglichkeit, etwas in die Hand zu nehmen. Hier steht ein junges und glückliches Liebespaar ganz alleine der geballten Macht der höheren Gewalt gegenüber. Klingt sehr nach einer typischen Tragödie. Aber der Film handelt all diese schwermütigen Themen auf eine dezent lockere und sehr natürliche Art und Weise ab. Eben wieder diese anmutige Schönheit und die leise Tragik, die in perfekter Harmonie Hand in Hand gehen. Die beiden Hauptdarsteller Henry Hopper und Mia Wasikowska spielen ganz dezent und schlicht, schaffen es aber auf überzeugende Art, den beiden klar umrissenen Figuren Leben ein zu hauchen. Eigentlich straft jede weitere Hervorhebung einer Sache, die mir besonders aufgefallen ist, den ganzen Stil des Films Lügen, denn eigentlich gibt es nichts, was hervorstechen kann. Alles ist ein stimmiges Ganzes. Eine schöne Geschichte, mit tollen Schauspielern, schöner Musik und einem talentierten Regisseur, der das Gefühl für die Geschichte nie aus den Augen verliert.
„Restless“ ist schön, aber auch tragisch. Es geht um das Finden des Glücks und das Festhalten des Selben. Und wie kein anderer Film, erinnert uns „Restless“ daran, dass alles irgendwann endet. Wie in einem Elliot Smith Song.
Restless (USA, 2011): R.: Gus Van Sant; D.: Henry Hopper, Mia Wasikowska. Ryo Kase, u.a.; M.: Danny Elfman; Offizielle Homepage

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