Resident Evil 3
7ActionIn letzter Zeit ist Capcom recht geradlinig dabei, alte Resident Evil–Episoden frisch für ein jüngeres Publikum neu aufzulegen. Resident Evil 2 hat das Modell mit wenigen Makel eingeführt, mit Resident Evil 3: Nemesis geht es nun ein Jahr darauf nahtlos weiter. Das nun kurz als Resident Evil 3 umbetitelte Spiel besteht aus zwei Komponenten, die man beinahe getrennt betrachten muss: Single- und Multiplayer. Die Single-Player-Kampagne ist als Remake zu verstehen, wobei das Spiel mit dem Original nicht mehr viel gemein hat. Einzelne Grundzüge wie das Crafting-System, dem Stalker Nemesis oder den Charakteren entstammen zwar dem Originaltitel, doch der Spielablauf wurde praktisch gänzlich überarbeitet.
Es ist schwierig das Ganze zu bewerten, aber im Grunde war es das Ziel, aus dem beklemmenden Horror-Werk ein zugänglicheres Action-Spiel zu machen. Wer sich auf die Sektionen freut, in denen Nemesis, das unbesiegbare Meuchelmonster mit Raketenwerfer, aus dem Nichts auftaucht und, den Spieler verfolgend, für Angst und Schrecken sorgt, der findet davon genau eine einzige Sequenz. Der Rest ist primär eine Ansammlung an linearen, gescripteten Actionsequenzen. Nicht, dass diese schlecht gemacht wären, im Gegenteil: Der Titel ist als reiner Action-Kracher durchaus sehenswert und unterhaltsam, auch wenn man den soliden Schauspielern vergeblich ein sinnvolles Script wünscht.
Wirklich problematisch ist der Umfang. Nicht nur dass diverse Szenarien aus dem ohnehin schon knappen Ursprungswerk ersatzlos fehlen, die Kampagne ist mit fünf bis zehn Stunden wirklich knapp bemessen. Es gibt keinerlei Entscheidungszweige mehr, der Spielablauf ist gänzlich linear und zudem in ein so enges Korsett aus linearen Korridoren gequetscht, sodass auch wiederholtes Spielen eher keine Option ist, auch wenn es da einen Shop mit großzügigen Unlockables gibt.
Auch der Mercenary-Modus des Originals fehlt. Dafür gibt es wohl die zweite Multiplayer-Komponente, die durchaus interessante Ansätze bietet. In einem asynchronen Mehrspielermodus gilt es für einen Spieler das Unglück von vier Überlebenden zu lenken. Er beobachtet das Geschehen über ein Netz von Kameras, sendet diverse Monster in den Weg oder bemüht sich schon mal selbst als Endgegner ins Geschehen.
Die Überlebenden sind unterdessen auf Teamwork angewiesen, um mit diversen Charakter-eigenen Skills irgendwie über die Runden zu kommen. Das wilde Geschehen kann durchaus Spaß machen, doch viel Gedanken hat man sich Entwicklerseitig nicht gemacht. Mastermind zu spielen, das kann mitunter stundenlanges Warten beinhalten, da es kein System gibt, das die Rollen ausgleicht. Darüber hinaus macht sich schon jetzt bemerkbar, dass der Modus wohl eher sehr kurzlebig sein wird. Wenn in ein paar Monaten die Server vermutlich eher einer Geisterstadt gleichen und es kaum noch möglich ist den Modus zu spielen, muss man den Wert des Gesamtpakets noch einmal gründlich überdenken.
Nichtsdestotrotz: Wer über die Mängel hinwegsehen kann, der bekommt mit Resident Evil 3 ein professionelles, unterhaltsames Action-Paket geliefert. Vielleicht nicht unbedingt den Vollpreis wert, sorgt das Spiel definitiv für ein unterhaltsames Wochenende.
Plattform: PS4 (Version getestet), PC, Xbox One, Spieler: 1, 1-4 (in Resident Evil Resistance), Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 03.04.2020, residentevil.com/re3