Von Wolfgang Schlichting – Publizist + Buchautor
Momentan befindet sich das unter deutscher Flagge fahrende „Rettungsschiff“ ALAN KURDI auf dem Weg nach Lampedusa und als alter „Seebär“ interessiert man sich natürlich auch für den technischen Zustand eines „Rettungskreuzers“. Das Motorschiff wurde 1951 vom VEB Roßlauer Schiffswerft gebaut und sollte eigentlich als Teil einer Reparationsforderung an die UdSSR geliefert werden, aus welchen Gründen auch immer verblieb das Schiff in der DDR (Stapellauf 04.06.1951) und wurde als erstes DDR Forschungsschiff eingesetzt. Anlässlich der deutschen Vereinigung ging das Schiff in den Besitz des Bundeslandes Mecklenburg Vorpommern über und wurde am 21.August 2010 außer Dienst gestellt.
Für das damals bereits 59 Jahre alte „Rettungsschiff“ war es sicher von Vorteil, dass es danach von dem Korrosionsschutzunternehmen Robert Krebs GmbH gekauft und 8 Jahre später an die „Seenotrettungsgesellschaft“ SEA EYE verkauft wurde. Mich verwundert allerdings, dass die vorgenannte Institution ein Schiff gekauft hat, dass bezogen auf seine Maße: (Länge über alles = 38,58 m, Breite = 7,28 m, Seitenhöhe = 3,50 m, Tiefgang = 3,16 m) mit einem uralten Dieselmotor (Hersteller VEB Schwermaschinenbau Karl Liebknecht, Leistung 300 PS) etwas untermotorisiert ist und sich demzufolge auch nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 9 Knoten (16,67 KM) auf den Weg zu einem havarierten, im Untergehen befindliches Schiff machen kann, präzise ausgedrückt kann der Kapitän bei Sonnenuntergang noch sehen, wo er bei Sonnenaufgang los getuckert ist.
Zum Vergleich hier einmal die technischen Daten eines echten Rettungskreuzers, das Schiff HERMANN MARWEDE ist 46,00 m lang, 10,66 m breit und verfügt mit einer Maschinenleistung von insgesamt 9.250 PS (Hauptmaschine 3.700 PS, zwei Seitenmaschinen a 2.775 PS) Höchstgeschwindigkeit 25 Knoten (46,30 KM) im Bordhospital gibt es neben einem EKG Telemetriegerät und einer Warmluft Beatmungsablage noch diverse weitere Geräte, die zur Lebensrettung von Schiffbrüchigen notwendig sind. Die Schiffe der DGzRS sammeln allerdings keine Passagiere im Mittelmeer ein, ihre Seenotkreuzer stehen in deutschen Nord- und Ostseehäfen, sowie auf deutschen Inseln bereit, um sofort auszulaufen, wenn sich ein Schiff tatsächlich in Seenot befindet und das Leben von Besatzung und Passagieren gefährdet ist.
Hier noch eine Anmerkung, die „ALAN KURDI“ ist für 10 Besatzungsmitglieder und 10 Passagiere zugelassen, wenn der Kapitän wie von ihm erwähnt, 65 Passagiere aufgenommen hat, dann hat er sein 68 Jahre altes „Rettungsboot“ mit 55 Personen überladen.