Es gibt ja so Momente (wenn auch selten), da könnte ich heulen. So einen Moment hatte ich, als ich die Lappland-Veranstaltung zum Shell-Winterdiesel absagen musste. Wenn ich geahnt hätte, dass das meine einzige Chance gewesen wäre, dieses Jahr etwas (nein EINE MENGE) Schnee zu sehen, hätte ich vielleicht doch einige Termine verschoben :) ABER! Die wunderbare Lena, mit der ich bereits dank Shell und Land Rover auf der Krim unterwegs sein durfte, ist an meiner Statt unterwegs gewesen und hat ein paar frostig-schöne Eindrücke mitgebracht.
Und eins is mal klar: Wenn Shell Winterdiesel unter DEN Bedingungen funktioniert, funktioniert er überall.
Jetzt aber hat das frischgebackene Plüsch-Husky-Frauchen das Wort:
Alles fing an mit einer Frage: “Hast du eine warme Jacke?” und damit, dass ich dachte “och, ein bisschen Kälte halte ich schon aus”. Und nun sitze ich auf Einladung von Shell im Flieger nach Enontekiö in Finnland, über mir das All, unter mir die Weiten Lapplands. Glaube ich jedenfalls, im Moment sind nur Wolken zu sehen. Als wir aus dem Flieger aussteigen, ist es dunkel. Sehr dunkel. Kein Licht weit und breit.
Kurze Zeit später habe ich das erste Mal in meinem Leben Rentier gegessen, in Form von Schinken zwischen zwei Scheiben dunklem Brot. Ich bin Bus gefahren, zu unserem Basislager in Harriniva bei Muonio:
Habe dort Wärmeschutzkleidung und viel zu groß geratene Boots angezogen und sitze mit Sturmhaube und Helm auf einem Skidoo. Kein Stern weit und breit, dafür das Heulen der Motoren. Ich fühle mich ein bisschen wie auf einem durchgeknallten Rasenmäher. So klingt also ein 2-Takter. Und dann geht es los: erst bekomme ich das Ding nicht an, dann fährt es nicht los, bis ich merke, dass ich den Gashebel vielleicht doch nicht ganz so zaghaft drücken sollte. Es holpert, als ich über den Schnee fahre. Hinter der ersten Kurve habe ich schon die Gruppe verloren, ich finde sie wieder, und es geht weiter durch die finstere Nacht zu unserem Camp, 30 Kilometer weiter am Rande des Nationalparks.
Hier gibt es ganz genau: nichts. Kein fließend Wasser, keine Menschen, nur Wald, Saunen und einen zugefrorenen See mit einem Loch in der 80cm dicken Eisschicht. Ach, und außerdem: zwei Hunde, zwei Köchinnen und sechs Steckdosen für alle.
Nach Lachssuppe, Rentiergeschnetzeltem mit Preiselbeeren und Kuchen zum Abendessen bin ich plötzlich wieder wach. Im Vorraum der Herrensauna sitzen die Männer – reden, rauchen Zigarren und legen ab und an etwas Holz ins Feuer oder gehen wieder eine Runde in der Sauna schwitzen.
Nach Sauna ist mir heute nicht mehr, dafür nach gemütlichem Herumsitzen – und: Musik! Mit angereist ist eine Band samt Instrumenten, bald packt der Gitarrist seine Gitarre aus, fängt an zu spielen, die anderen singen. So sitzen wir noch bis tief in der Nacht ums Feuer. Irgendwann ziehe ich meine Schuhe wieder an, schließe die Holztür der Sauna von außen, stapfe zurück zur großen Hütte, stelle meine Schuhe zum Trocknen ans Feuer und krieche in mein Bett.
Morgens geht es früh los. Ich gehe in die Sauna und schütte mir dort zwei Kellen warmes Wasser über den Kopf, etwas Shampoo auf die Haare, mit noch einmal zwei Kellen Wasser abspülen, fertig. Und dann die große Herausforderung: wieder alles anziehen, was geht. Schon gestern war ich froh über unsere Wärmeschutzkleidung. Ich bin eh meist ziemlich verfroren. Besonders kalt ist es gerade nicht einmal, nur zwischen -5 und -10 Grad Celsius – vergangene Woche waren es noch -40. Aber beim Skidoo-Fahren pfeift einem der Wind dann doch ganz schön um die Ohren. Also jetzt wieder rein in: Unterwäsche, Wollstrumpfhose, Skiunterwäsche, Socken 1, Socken 2, Top, T-Shirt, Ski-Rolli, Pullover, Fleecejacke. Über alles dann noch die dicke Thermohose und -jacke, Boots, dicke Fäustlinge und obendrauf Sturmhaube und Helm. Nicht vergessen: für alle Fälle immer eine Mütze einpacken!
Und dann vorfreuen: auf unsere erste große Ausfahrt durch die Wälder und über die gefrorenen Seen in der Gegend. “Aufsitzen!” lautet das Kommando, als alle startklar sind, teilen wir uns in Gruppen ein. Ich habe heute meinen mutigen Tag und reihe mich bei der schnellsten Gruppe ein. Es geht den Berg hinunter, über “unseren” See, und wieder in den Wald hinein. Zwischen den Bäumen und über den Seen hängen dichte Wolken. Überall liegt Schnee, Schnee, Schnee. So viel Schnee habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Ein Wunder, dass die Bäume nicht unter der Last zusammenbrechen. Bestimmt 20-40 Zentimeter hoch liegen auf jedem Ast, manche der Bäume sehen aus, als würden sie nur noch vom Schnee zusammengehalten. Nach und nach kann ich auch beim Fahren mehr von der Landschaft betrachten – ich fühle mich sicherer, selbst wenn ich den Skidoo im Wald bisweilen um sehr enge Kurven herumwuchten muss, und kann in Ruhe alles um uns herum anschauen.
Dafür traue ich mich jetzt auf den freien Strecken auch mehr – mit knapp hundert fahren wir schließlich übers Eis. Die Strecke wird steiler, die Bäume scheinen uns jetzt von oben entgegenzukommen. Wir fahren eine Anhöhe hinauf, oben angekommen der Blick rundherum: 30 Meter weit kann ich sehen, dahinter verschwimmt alles in Nebelsuppe. Eigentlich müsste man hier jetzt einen tollen Blick über das Tal haben, aber wir haben eben heute einfach Pech. Aber, mal ehrlich: diese Schnee-Baum-Skultupren vor einer weißen Wand gefallen mir auch ziemlich gut. Ich steige ab, um ein paar Bilder zu machen, und sinke prompt mit einem Bein ein – gut 1,20m hoch liegt der Schnee hier. Heraus komme ich aus dem Loch nur dank der Hilfe eines anderen Teilnehmers.
Nach einer kurzen Weiterfahrt und einem Essen tauschen wir kurz die Skidoos gegen Autos ein und fahren durch die Wälder zum Nationalpark Pallas-Yllästunturi,
wo wir uns einen Film über Flora und Fauna im Park anschauen – das meiste davon spielt natürlich im Frühling, Sommer und Herbst. Von den tollen Bildern, Pflanzen und Tieren im Film ist bis auf ganz viel zauberhaftes Weiß gerade nicht viel zu sehen. Als ich im abgedunkelten Vorführraum sitze, merke ich, wie sehr ich mich zusammenreißen muss, um nicht einzudösen. Der Film ist super, aber ich bin wahnsinnig müde. Die letzten 24 Stunden und besonders das Skidoo-Fahren in den letzten 5 Stunden waren wirklich anstrengend.
Wieder eine kurze Autofahrt, und wieder rauf auf die Skidoos. Wir schauen bei einem Eishotel vorbei, das ungefähr aussieht wie das Iglu, das ich als Kind vor vielen Jahren einmal im Winter gebaut habe – nur ist es ungefähr hundert Mal so groß. Bei meinem Iglu fiel außerdem binnen ein paar Tagen das Dach ein – dieses Hotel steht dagegen seit vielen Monaten schon. Und dann essen wir endlich nicht mehr nur Rentiere, sondern sehen auch welche. Zum Rentierschlittenfahren packen wir uns in die kleinen Holzschlitten und fahren eine kleine Runde in der Karawane im Kreis. Das Rentier, das den Schlitten hinter unserem zieht, atmet mir gleichmäßig in den Nacken, und unter mir im Schlitten liegt ein struppig-weiches Rentierfell, damit wir uns nicht den Hintern abfrieren.
Abends treffen wir uns diesmal zum Essen in der Kota, einer Art Hütte mit Feuer und Kochstelle in der Mitte. Es gibt Lachs, den besten, den ich je gegessen habe, wir bekommen Besuch von einem Schamanen und machen wieder lange Musik – diesmal auch mit einem Schlagzeug, das der Schlagzeuger der Band sich aus in der Küche “geliehenen” Töpfen gebaut hat. Heute gehe ich endlich mit in die Sauna, und bekomme literweise kaltes Wasser in den Rücken, als ich nach draußen gehe – und mache mich dann schließlich auf den Weg zum Eisloch. Heute muss es sein, heute muss ich da rein. Unser ortsansässiger Führer hat mir den Tipp gegeben: “rein, kurz drin bleiben, dann raus und zwei, drei Minuten einfach draußen stehenbleiben. Erst dann abtrocknen!” Die Sprossen der Leiter, über die ich hineinklettere, sind gefroren, ich muss aufpassen, um nicht schneller im eiskalten Wasser zu landen, als mir lieb ist. Es ist wirklich verdammt kalt. Ich tauche bis zum Hals ein, klettere dann sofort wieder hinaus und bleibe stehen – auf einem See mitten in Lappland, mitten in der Nacht. Das kalte Wasser auf meiner Haut beginnt, zu gefrieren, mir ist plötzlich ganz warm. Nach ein paar Minuten ziehe ich meinen Bademantel an und gehe zurück zum warmen Feuer.
Am nächsten Morgen schließlich ist Aufbruch angesagt: alles Gepäck wird verladen, und wir düsen zurück ins Hotel. Wir besuchen den Weihnachtsmann an seiner Shell-Station, und schließlich gibt es mein persönliches Highlight: die Hundeschlittenfahrt. Ich liebe Hunde, und dann sind da plötzlich hunderte Huskys, davon einige für uns schon eingespannt. Sie tänzeln vor den Schlitten, sie wollen loslaufen. Wir teilen uns in Zweiergruppen ein, sitzen auf (eine_r sitzt, eine_r steht), und dann gleiten wir los. So schön ich die Gegend ohnehin schon die letzten Tage fand, sie wird es noch auf eine ganz andere Weise, wenn da plötzlich diese Stille ist. Nur die Stille und das Hecheln der Hunde. Als mein Schlittenpartner lenkt, sitze ich gefühlt auf dem Schnee. Wir wechseln ein paar Worte und genießen dann die Stille. Als ich übernehme, kommt für ein paar Minuten die Sonne hervor. Es ist schon später Nachmittag und die ganze Landschaft ist plötzlich in ein goldenes Licht getaucht.
Wir fahren zurück zum Hotel, dürfen Husky-Welpen streicheln und dann ist es auch wieder gut mit der Ruhe – wir fahren Go-Kart auf dem Eis! Neben ungefähr allem anderen, was in den letzten Tagen passiert ist, noch etwas, was ich noch nie gemacht habe.
Und es macht riesigen Spaß. Aber nach ein paar Runden bei unserem gruppeninternen Turnier bin ich auch ziemlich ausgepowert und freue mich schon sehr auf den entspannten Teil des Abends.
Wir Damen bekommen noch eine Massage, bei der ich mich bemühen muss, nicht einzuschlafen, ich gehe noch einmal in die Sauna und schließlich zum zweiten, dritten, vierten Mal ins Eisloch. Ich bin wirklich auf den Geschmack gekommen. Zum Aufwärmen geht es dann wieder in den Hot Pot und dann bricht auch schon unser letzter Abend an.
Noch einmal gibt es köstliches Essen, diesmal ein unglaublich zartes Rentierfilet und zum Nachtisch meine geliebten Moltebeeren.
Und dann wird gefeiert!
In der Hotelbar spielt unsere mitgereiste Band, wir singen mit und tanzen und trinken auf diese großartige Zeit in Lappland. Und auf vier Tage in einer Gegend, in der es nicht viel gibt außer Schnee, Rentieren, Huskys, Skidoos, Wäldern und Seen.
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Diese Reise wurde veranstaltet von Shell Winterdiesel
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Zur Autorin: Lena (schoenaberselten.com) ist Autorin und Fotografin, reist leidenschaftlich gern und lebt zwischen ihren Reisen in Berlin. Alle Bilder ©Lena Reinhard