Nach den ganzen Zweifel im Vorfeld ging´s mit gemischten Gefühlen am letzten Freitag nach Thüringen. Keine Ahnung ob die Beine den Supermarathon überstehen würden oder nicht. Aber alleine die Tatsache, dass ich wieder viele Freunde, Bekannte und persönlich noch Unbekannte treffen würden überwog. Irgendwie kriege ich das Ding auf jeden Fall hinter mich!!
Die Anreise nach Schönbrunn verlief schleppen. Schnell von der Arbeit nach Hause, alles eingepackt und dann rein Mitten in den Wochenendverkehr. Nicht gerade das was man sich für ein schönes WE wünscht.
Wir hatten uns im Vorfeld überlegt direkt in die FeWo zu fahren. Startunterlagen konnte ich mir auch noch am Samstag früh abholen. Auf einen Umweg von mehr als 100 Kilometern hatten ich und meine zwei Frauen keinen Bock!
So bezogen wir gegen 19:00Uhr unsere Ferienwohnung. Kurz vorher ging´s noch mal durch Hinternah um den Abfahrtsort des Transferbusses zu suchen. Schließlich sollte ich den wenn möglich nicht verpassen!
Wir machten unsere eigene kleine Nudelparty und ich versuchte mich um kurz vor 21:00Uhr ein bisschen hin zulegen um wenigstens ein paar Stündchen zu schlafen. Klappte relativ gut.
Jedenfalls bis 1:30Uhr. Denn da klingelte der Wecker.
Anziehen und eine Kleinigkeit Essen. Alles einpacken und dann fuhr mich meine Frau zur Bushaltestelle nach Hinternah.
Aber irgendwie sah es in der Dunkelheit ganz anders aus als am Tage zuvor.
Jedenfalls kam mir die Fahrt überraschenderweise ziemlich lang vor.
Vielleicht hätte man doch das Navi gleich nutzen sollen. Jedenfalls waren wir völlig verkehrt.
Und die Zeit ziemlich knapp.
Mit ein wenig Adrenalin in der Blutbahn schaffte es aber meine Frau mich zeitgleich mit dem Bus in Hinternah abzusetzen. Gutes Timimg ist halt alles!
Die Fahrt nach Eisenach verlief ruhig und ich döste noch ein bisschen vor mich hin. Keine Aufregung, kein bisschen Nervosität. Ich fühlte mich einfach wohl und freute mich auf meine Mitstreiter.
Und die traf ich direkt bei der Startnummerausgabe. Melanie und Steffen waren gerade dabei sich umzuziehen. Die beiden hatten sich ja dazu hinreisen lassen mich über den Rennsteig zu bringen. Da konnte ja einfach nichts schief gehen.
Ein herzliche Begrüßung bevor ich meine Startunterlagen abholte und mich umzog.
Und wie immer bei den großen Veranstaltungen traf ich Mäx und seine Frau Anja. Immer wieder eine Freude die beiden zu treffen!
Die Temperaturen waren über Nacht mächtig gefallen und ich ärgerte mich ein wenig, dass ich meine Armlinge, ordentlich zusammengelegt, auf meinem Bett in der Ferienwohnung liegen hatte.
Aber zum Glück hatte ich noch eine dünne Regenjacke dabei. Optimal gegen den kühlen Wind.
Dann ging´s zum Brunnen auf dem Marktplatz in Eisenach. Hier trafen nach und nach alle ein.
Martin (Pfälzerwaldläufer), Kathi (läuferherzen), Eddy (Eddys Sport Blog) und Heiko (Feuerräder). Sowie viele, viele andere bei den es auf jeden Fall für eine kurze Begrüßung im Startbereich reichte!
Marktplatz Eisenach
Angedacht war das Melanie, Steffen, Heiko und ich zusammen laufen. Für mich immer wieder schön mit den beiden zu Laufen und für Heiko, der sich für seinen ersten Ultra gleich den Rennsteig ausgesucht hatte, ein optimaler Einstieg in die Ultraszene mit zwei erfahrenen Begleitern.
Zu uns gesellte sich noch Didi (Dietmar Beiderbeck) dessen Guide leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste.
Da hat Steffen spontan diese Aufgabe übernommen und ist zusammen mit Dietmar gelaufen.
Respekt so etwas spontan zu übernehmen!
Und so waren wir nun eine illustre Truppe von 5 Verrückten die sich Punkt 6:00Uhr aufmachten den Rennsteig zu rocken. Und es war definitiv das geilste Lauferlebnis das ich bisher erleben durfte.
Die ersten 25,5 Kilometer hoch auf den Großen Inselberg sind der Hammer. Vom Eisenacher Marktplatz aus absolviert man knapp 700 Höhenmeter. Da ist zum größten Teil Gehen angesagt um nicht für den Rest des Laufes seine Körner zu verschießen. Zumal es teilweise so steil ist, dass man beim Gehen schon fast am Anschlag ist!
Trotzdem gibt es welche die auf Grund Ihrer Trainingsmöglichkeiten selbst die steilsten Anstiege problemlos meistern.
Eddy the beast
Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.
In den ausreichend platzierten Verpflegungsstellen gibt´s für jeden Geschmack das richtige. Hier gab´s auch meine erste Begegnung mit dem “Schleim”!
Warmer Haferschleim mit Heidelbeeren! Ich muss sagen absolut lecker und ein richtiger Kraftmacher. Das gab die richtige Power für die mächtigen Anstiege.
Leider lag der Inselberg im Nebel, so dass man die Aussicht nicht so recht genießen konnte. Aber ein “Gipfelbild” von unserer tollen Truppe musste auf jeden Fall gemacht werden. Schließlich hatten wir uns bereits 3,5 Stunden gemeinsam den Berg hochgequält.
Das Gespann Didi und Steffen harmonierte hervorragend und die ganzen Geschichten und Anekdoten der beiden machten viel Spaß und ließen die Zeit wie im Fluge vergehen.
Da hatten sich echt zwei getroffen!
Die ersten 1,2 Kilometer herunter vom Großen Inselberg sind unangenehm. Auf so einem Stuck 180 Höhenmeter zu verlieren geht nicht nur auf die Knochen. Auch die Gefahr abzurutschen ist extrem hoch. Erholsam ist nach dem langen Anstieg etwas anderes.
Aber dann kommt die Grenzwiese. Das erste “kulinarische Buffet” des Tages. Neben allen möglichen Getränken (Schleim, Wasser, Tee,Cola usw.) gibt´s schön angerichtete Schnittchen mit allem was das Herz begehrt.
Und Würstchen!!
Es gibt tatsächlich als Läuferverpflegung Würstchen. Und ob Ihr´s glaubt oder nicht, das kann man wirklich zu sich nehmen. Wir haben uns richtig Zeit genommen diese leckeren Würstchen zu genießen.
Einige konnte gar nicht genug davon bekommen. Gelle Steffen!
Mit vollem Magen geht´s dann gleich wieder bergauf. Schließlich muss das ja alles wieder verbrannt werden.
Die weiteren Kilometerführen ständig bergauf und bergab. Es geht über den Jagdberg (km 29,4/760 müNN), Heuberghaus (km 30,9/688 müNN), den Spießberg (km 32,79/749 müNN) zum Possenröder Kreuz (km 33,64/700 müNN). Hier stoßen die Wanderer der 35km Strecke dazu und begleiten die Läufer bis zum Grenzadler in Oberhof.
An der Verpflegungsstation Ebertswiese (km 37,47/715 müNN) ist die Hälfte der Strecke geschafft!
Weiter ging´s wieder hinauf zur Schmalkalder Loipe (km 44,88/881 müNN). Die Marathondistanz war überschritten und Heiko wurde offizielle als Ultraläufer begrüßt!
Herzlichen Glückwunsch!!!!
Nächste markante Stelle auf der Strecke ist der bekannte Grenzadler (km 54,2/837 müNN) in Oberhof. Möglichkeit zum Ausstieg mit offizieller Zeitnahme.
Absolut keine Option für uns. Wir hatten weiterhin unseren Spaß. Obwohl es hier und da schon ein wenig weh tat.
Das Lächeln war nicht immer so locker wie am Anfang!
Aber “nur noch 20 Kilometer” lassen einem ja das Ziel förmlich schon riechen.
Noch ein paar knackige Anstiege bis wir bei Kilometer 56 das Rondell (826 müNN) erreichen. Weiter über die Sommerwiese (855 müNN) zur Verpflegungsstelle Suhler Ausspanne (km 60,24/922 müNN) Hier wurde noch mal lecker Schnittchen mit Leberwurst nachgelegt damit man für den letzten großen Anstieg zu “Plänckners Aussicht” (km 61,77/973 müNN), dem höchsten Punkt der Strecke, noch ausreichend Kräfte besitzt.
Ich muss ehrlich zugeben, die Leberwurstschnittchen alleine sind schon ein Grund nächstes Jahr wieder mitzulaufen!
Der Panoramablick an Plänckners Aussicht war atemberaubend. Zu mal das Wetter mitspielte und der Thüringer Wald vor unseren Füßen in allen Grüntönen leuchtete,
Wow! Wenn man diese Aussicht nicht ein paar Minuten genießt, hat man was verpasst.
Durchatmen und genießen.
Ab jetzt geht´s “fast” nur noch bergab. Zwischendurch noch mal ein Schluck “Köstritzer Schwarzbier” am Bierfleck (km 68,26/816 müNN), auch das ist tatsächlich absolut kein Problem, und die Vorfreude auf den Zieleinlauf in Schmiedefeld wächst. Wenn man durch die Kleingartenanlage von Schmiedefeld läuft hört man schon das Ziel. Von vielen begeisterten und anfeuernden Menschen wird man die letzten Meter getragen (ist nun auch sehr hilfreich) und praktisch in´s Ziel befördert.
Und auch dieses Ziel ist ein einmaliges Erlebnis. Wenn man herunter auf die große Wiese läuft und die vielen jubelnden Menschen erlebt sind alle Schmerzen vergessen.
Es ist einfach ein Gefühl des Glücks. Etwas was mir immer wieder ein bisschen die Freudentränen in die Augen treibt.
Unbeschreiblich!
Hier ein paar tolle Impressionen von Steffen:
Es war für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Nicht einfach nur ein Lauf auf dem Rennsteig. Noch nicht einmal die Tatsache dass es mein “10. Marathon und mehr” war. Das sind alles Dinge die unwichtig sind.
Genauso uninteressant wie die Platzierung oder die Zeit.
Es war einfach das Erlebnis mit ganz, ganz tollen Menschen gemeinsamen einen Tag zu verbringen. Einen Tag zu verbringen der trotz der Anstrengungen Spaß und Freude bereitet hat. Der von Anfang bis zum Ende gepasst hat. Der zeigt, dass Laufen Menschen verbindet die sich eigentlich vorher fremd waren, aber durch ihre gemeinsame Leidenschaft großes erleben dürfen.
Danke, dass ich an diesem Erlebnis teilhaben durfte!
Herzlichen Dank an Melanie und Steffen für die tolle Begleitung und die aufmunternden Worte im Vorfeld.
Danke an Dietmar für seinen unermesslichen Fundus an Geschichten und Erlebnissen und die Art wie dies mit uns geteilt hat.
Danke an Heiko dass er mich bei seinem ersten Ultra begleitet hat. Erster Ultra und dann gleich den Rennsteig gerockt!! Meinen allergrößten Respekt.
Danke an die ganze Truppe für einen traumhaften Tag den ich nicht vergessen werde!
Herzlichen Dank aber auch an die tolle Orga. Die vielen hundert Helfer an und um die Strecke herum die für das leibliche Wohl und unsere Sicherheit gesorgt haben.
Für die geniale Verpflegung die den Rennsteiglauf zu einem der wenigen Ultras macht die einen hinterher mehr wiegen lassen wie vorher!
Ich bin absolut hin und weg.
Und ich bin mir sicher, ich komme wieder!
Rennsteig 2012Mai 11, 2012Photos: 81
Keep Running!
Run Happy!