Rennbericht: XTERRA Germany / O-See Challenge

Von Wonseong

WHAT A RACE !!

Die O-See Challenge aka XTERRA Germany im sächsischen Zittau ist nicht umsonst mein Lieblingsrennen. Ein paar Gründe gleich vorab, bevor ich mit dem eigentlichen Rennbericht beginne:

  • Das Wichtigste zu Beginn: Die Menschen rund um die O-See Challenge sind so liebevoll, gastfreundlich, professionell, humorvoll und noch vieles mehr…man muss sie einfach gern haben.
  • Das Rennen ist in seiner 19. Austragung praktisch perfekt (und wenn ich kritischer Geist das sage, bedeutet das etwas).
  • Der O-See und sein Ufer bieten eine perfekte Arena für den Cross-Triathlon-Sport.
  • Das Event-Gelände direkt am See mit EINER zentralen Wechselzone ist fantastisch.
  • Die Bikestrecke ist eine echte Herausforderung – sowohl konditionell, als auch technisch. Sie ist daneben landschaftlich ein Traum.
  • Für einen Läufer wie mich dürfte die Laufstrecke zwar immer noch ein wenig technischer und schwieriger sein (analog der Bikestrecke), aber sie ist seit letztem Jahr deutlich verbessert und bietet auch mehr Schatten.
  • Die organisatorischen Abläufe sind sauber eingespielt und alles läuft wie am Schnürchen.
  • Die Athleten haben es nicht weit von der Stadt oder den umliegenden Dörfern zum See und Eventgelände.
  • Die legendäre Afterrace-Party ist die absolut beste der Szene.

Ich hör‘ jetzt auf, sonst behauptet noch jemand, ich wäre befangen… 😉

Die Tage vor dem Rennen waren sehr entspannt. Dadurch, dass wir ja schon am Sonntag anreisten, hatten wir genug Zeit, um ein wenig Touri-Programm zu machen, die Restaurant-Szene zu testen, der Einladung zum Grillen nachzukommen, viele neue nette Menschen kennenzulernen, natürlich die Strecken nochmal abzuschwimmen, -fahren, -laufen und vieles mehr.

Am Montagmorgen starteten die ersten Aufbauarbeiten und am Freitag war alles tip top fertig. Am Samstag dann gemütlich ausschlafen (ein großes Plus im Vergleich zu anderen Rennen, die mitten in der Nacht starten). Nach dem Frühstück bequem die Siebensachen packen und rüber zum See. Dort ging dieses Jahr alles besonders entspannt zu. Bike einchecken. Okay, das ist mittlerweile fast schon ein bisschen zu viel, wenn ich gerade konzentriert meine Wechselzone herrichten will und ständig jemand ein Schwätzchen machen will. Aber das gehört eben dazu und schließlich habe ich einerseits genug Zeit eingeplant und andererseits sitzt inzwischen eh jeder Handgriff (dank ein klein wenig Routine).

Irgendwann ist dann auch die Zeit zum Warmlaufen gekommen. Es ist herrlich, wie du praktisch in jede Richtung auf jede Menge kleiner Pfade entschwinden kannst und dich in Ruhe warm machen kannst.

Ach ja: Endlich mal eine gute Entscheidung: No Wetsuit today! Zugegeben, das Warmschwimmen lassen fast alle ausfallen, denn durch eine steife Brise von Süden über den See ist es dann doch etwas zu frisch draußen (und wir merken zum ersten Mal richtig Wellengang auf dem See). Gleich ganz vorne ins Vorstart-Areal. Es gibt heute rote Badekappen. Dann vor ins Startareal. Ich platziere mich optimal ganz rechts auf dem blauen Teppich. Tobi stellt sich direkt neben mich und geht mit einer guten Taktik ins Rennen, nämlich an meinen Beinen zu bleiben. Der Start verzögert sich dann etwas, denn es sind noch nicht alle Kollegen im Startblock.

Start. Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass in diesem Jahr im Rahmen des Rennens die deutschen Meistertitel der DTU vergeben wurden. Dementsprechend ging’s gleich rund in der Waschküche. Ich komme schlecht weg, werde ein paar Mal eingeklemmt. Es sind einfach zu viele ähnlich gute Schwimmer auf einem Haufen. Ich schwimme dann öfter lieber einen weiteren Bogen um die Bojen und verpasse so leider die Gruppe vor mir. Nun kann ich zwar in Ruhe für mich schwimmen, habe aber eben keinen Wasserschatten mehr. Niemand mag die Führungsarbeit verrichten und die Lücke nach vorne ist zu groß. So komme ich dann nach etwas langsamen 24:33 aus dem Wasser und lege einen ganz flotten Wechsel hin.

Dann raus auf die Bikestrecke. Es ist noch nicht so viel los und ich kann mich auf den ersten flachen Kilometern erstmal etwas sortieren. Helm fest. Schuhe fest. Handschuhe anziehen. Brille aufsetzen. Einen ersten Schluck aus der Flasche nehmen. Raus aus Olbersdorf am ersten Anstieg verhakt sich plötzlich ein stabiler Ast in meiner Schaltung. Wenn ich im paranoiden Spektrum auf der anderen Seite liegen würde, hätte ich gesagt, dass das nur ein gezielter Anschlag auf mich sein kann. So unglücklich kann man das fast nicht hinkriegen. Ich muss anhalten und den Stock rausfriemeln. Im Gegenwind zum schützenden Wald versuche ich, etwas Deckung zu kriegen. Mein Vereinskamerad Tobi ist plötzlich an meiner Seite und wir fahren die paar Meter bis zum ersten Singletrail miteinander. Dann beginnt der lange Anstieg zum Hochwald, dem höchsten Punkt der Strecke. Ich lasse es etwas ruhiger angehen, weil ich ja weiß, was noch alles kommt. Die erste Verpflegung nehme ich dankend an. Gute Leute! Danke Euch! Dann die kurze Schiebe-Passage. Von Hinten kommt jetzt schon niemand mehr – ein gutes Zeichen. Leider hole ich just nach der zweiten Verpflegung am Hochwald-Turm ein paar Profi-Mädels ein und die fahren den Downhill nicht so schnell, wie ich das gerne hätte. Nach meinem Crash in Belgien lasse ich die Kamikaze-Technik und überhole nicht. So werde ich zwar einige Mal etwas ausgebremst, aber das hält sich doch in Grenzen und die nächsten Überhol-Möglichkeiten sind nie weit.

Ösi-Kollege Arthur Winter fährt fast die gesamte Zeit in Sichtweite vor mir, ich kann die Lücke aber nie schließen. Unvermittelt steht er dann am Wegesrand und nutzt eine CO2-Patrone. Er kriegt aber rasch alles wieder geflickt und kann das Rennen (als 4. seiner AK) beenden. Knappe zwei Stunden später spuckt mich der Dschungel des Zittauer Gebirges wieder aus und ich rolle mit Rückenwind im dicksten Gang zurück zur Wechselzone.

Der zweite Wechsel klappt nicht so gut, da mich ein Krampf im linken Oberschenkel etwas ausbremst. Nach etwas Stretching komme ich dann auch in meine Laufschuhe und gehe auf die erste von zwei Laufrunden. Vom Krampf spüre ich zum Glück nichts mehr und auf meine Laufbeine ist wieder Verlass. Ich starte das Überhol-Programm, laufe mit 45: 31 wieder die mit Abstand schnellste Laufzeit und schiebe mich an jeder Menge Kollegen und einigen Profi-Damen vorbei auf Platz 32 overall (Platz 14 der DM-Wertung). Das bedeutet dann auch den 1. Platz sowohl in der DM-Wertung, als auch overall. Der einzige verbliebene M50-Konkurrent war einmal mehr der mir bestens bekannte Tscheche Tomás Klimek, der wieder schneller geschwommen und geradelt ist. Eingangs der zweiten Runde taucht aber am Horizont auf. Danke an die Frauen von Sepp & Winnie, die wieder alle Zeiten und Abstände nicht nur für ihre Ehemänner parat hatten!

Am Schluss komme ich einem jungen Athleten in bayrischen Farben noch gefährlich nahe, aber er dreht sich noch im richtigen Moment um und legt einen Sprint hin, den ich nicht kontern kann. Im Ziel ist die liebe Heike mal wieder die Erste, die mich umarmt, nachdem ihre Tochter im „Erstverpflegungsteam“ Getränke auf praktischen Tabletts gereicht hat. S*Engele kommt mit ihrem schicken Presse-T-Shirt auch gleich um die Ecke und ich darf jetzt erstmal meinen rechten Schuh ausziehen. Der kleine Zeh ist etwas offen und darf nun an die Luft. Dann genieße ich das wie immer äußerst üppige Ziel-Buffet. Jentschura ist wie jedes Jahr mit einem eigenen Team vor Ort und köchelt leckere Sachen. Ich freue mich auf Morgenstund mit Wurzelkraft und Apfelmus.

Dann kommt der übliche Afterrace-Talk mit gefühlt hundert Leuten. Alle sind ausgelassen und erfreuen sich an den wärmenden Sonnenstrahlen.

Ich darf die „Grande Dame“ des XTERRA, Helena Erbenova-Karaskova, persönlich zum Sieg gratulieren. Sie hat auf dem letzten Kilometer noch die junge Schweizerin Loanne Duvoisin abfangen können und ist sichtlich happy. Genau wie mein guter Sportfreund Jens Roth, der doch tatsächlich das Meisterstück hingekriegt hat, in diesem erlesenen Elite-Feld Zweiter hinter dem Wunderläufer Arthur Serrieres zu werden. Hammer! Und das alles von vorn! Sehr geil!

Nachdem ich das Bike ausgecheckt habe, fahren wir kurz rüber in die Wohnung. Duschen. Schläfchen. Dann aber geschwind wieder zum See, denn pünktlich um 18:00 Uhr beginnt der Siegerehrungs-Marathon. Zuerst die Elite, dann wir Agegrouper. Zuerst die XTERRA-Gesamtwertung, dann zum Schluss die DM-Wertung der DTU. Also wieder jede Menge Urkunden und Medaillen. Ich freue mich natürlich schon sehr über den Gesamtsieg und den damit einhergehenden Titel des Deutschen Meisters. Leider steht am Morgen, gerade als ich zum Start gehen will, Jörg Dani da und erzählt mir, dass er sich beim Abfahren der Strecke hingelegt hat und eine Rippenprellung nun einen Start verhindert. Das hätte die Sache wenigstens ein bisschen spannender machen können. Auf der anderen Seite freue ich mich für meine beiden Sportfreunde Carsten Eggeling und Bernd Übersezig, die auf diese Art neben mir auf dem Podium stehen dürfen.

Schön zu sehen, wie sich die kleine XTERRA-Familie immer wieder trifft und die meisten Bekannten auch mehr oder weniger regelmäßig die Medaillen abgreifen.

Dann eine Kleinigkeit essen und trinken und dann geht es fast nahtlos über in die legendäre O-See Challenge Afterrace Party, die sich wie immer bis in die frühen Morgenstunden zieht und früher oder später eskaliert. Die nicht mehr ganz jugendfreien Fotos lasse ich jetzt mal weg, aber s’Engele und die anderen Damen hatten mal wieder jede Menge feinstes Fleisch zu sehen. Und natürlich Tom Kerner ganz vorn dabei. 🙂

Irgendwann nach Mitternacht tun mir dann meine Haxen doch so weh, dass wir tot ins Bettchen fallen.

Am Morgen dann ausschlafen, frühstücken, alles zusammen packen und nochmal runter zum See, um uns persönlich von Benno und Heike zu verabschieden. Wir haben einmal mehr die Gastfreundschaft und die Wärme dieser lieben Menschen sehr genossen.

Dank des ganz normalen „deutschen Autobahn-Kriegs“ zieht sich die Heimfahrt dann doch durch gefühlte zwanzig Staus (inklusive Massenkarambolage) ein wenig hin. Aber Dank meiner Ortskenntnis aus alten Studientagen an der Uni Bayreuth, machen wir einen sehr empfehlenswerten Stopp am Goldbergsee in wunderschöner oberfränkischer Alleinlage. Etwas verspätet schaffen wir es dann zum Pizzabäcker unseres Vertrauens, Nicola, und fallen anschließend totmüde ins Bett. Welch ein Wochenende – welch ein Trip!

Race Stats:

  • Wetter: Sonne-Wolken-Mix bei 20°C, Wasser 22°C
  • Strecke: 1,5k Swim (2 Runden) – 38k Bike (1 Runde mit knapp 1100 Höhenmetern) – 10k Trailrun
  • Zeiten: 24:33 (Swim) – 0:55 (T1) – 1:59:08 (Bike) – 1:25 (T2) – 45:31 (Run) = 3:11:32 Gesamt
  • Platzierung: 1. Platz M50 (32. Platz overall) – 1. Platz DM (14. Platz overall)
  • Ausrüstung: Zone3 Goggles, Humanspeed-Einteiler, SCOTT Spark RC MTB, SCOTT RC Ultimate MTB-Schuhe, SCOTT Centric Plus Helm, SCOTT MTB Handschuhe, Rudy Project Agon Brille, Salomon S-Lab Sense Laufschuhe
  • Ergebnisliste gibt’s hier!
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