Rennbericht: XTERRA Belgium 2019

Von Wonseong

Wow – what a race that was! 🙂

Unser 22-jähriger Youngster Tobi (der sich kurioserweise als Triathlon-Coach verdingt), seine Freundin Nadine und mein Engele machten uns am Donnerstag-Abend auf ins wunderschöne belgische Städtchen Namur, der Hauptstadt Walloniens, des französisch sprechenden Teils von Belgien. Herrlich an der Maas gelegen, mit hübschen Brücken und natürlich der alles überragenden, riesigen Festungsanlage (La Citadelle de Namur).

Nachdem ich nun schon so oft von den lieben XTERRA-Kollegen gehört hatte, wie gut der Cheforganisator Florian Badoux und sein Team diesen Event organisieren und wie toll die Strecken seien, musste ich mir das in diesem „XTERRA-Jahr“ auch mal anschauen. Neben dem Rennen in Belgien gibt es in diesem Jahr eine sogenannte Benelux Challenge, die – wer hätte es gedacht, die Rennen in Holland (Insel Ameland) sowie Luxemburg (Rosport) zusammenfasst.

Am Freitagmorgen dann erstmal ein umfassendes Frühstück, eine kurze Lagebesprechung und dann ging’s gleich mal zum Streckencheck auf die Radstrecke. Wir hatten Glück, denn nach ausgiebigen Regenfällen begrüßte uns der Tag mit Sonnenschein und perfekten Temperaturen.

Von den Ufern der Maas geht es sofort über ein Wehr auf die andere Flussseite und dann sogleich in einigen Kehren auf groben Pflaster hinauf zur Zitadelle und dem „Chateau“. Oben angekommen geht es nach einer kurzen Verschnaufpause in wildem Zickzack-Kurs mal steil bergauf und dann wieder bergab. Ein unheimlich abwechslungsreicher Kurs, der einen aber nie recht den eigenen Rhythmus finden lässt und unglaublich kräftezehrend ist. Allein zum Abfahren EINER Runde (von zwei) brauchten wir 1:45 h – es sollte also ein besonders langes Rennen werden. Den Laufkurs (ebenfalls ein Zwei-Runden-Kurs) schenkten wir uns – warteten doch auf den abschließenden 10 Kilometern (die tatsächlich fast exakt 11 km waren) weitere über 300 Höhenmeter auf uns).

Florian Badoux war beim kleinen Chat beim Abfahren jedenfalls erschreckend entspannt (siehe Bild oben). Er hatte offenbar alles richtig gemacht, alle wichtigen Dinge organisiert und entsprechend delegiert.

Danach kochte uns s’Engele ordentliche schwäbische Maultaschen (selbst gemacht), dann Mittagsschläfchen, Bikes putzen (die waren komplett eingeschlammt) und schließlich zum Startunterlagen abholen. Zum Abschluss ging’s in’s Städtle, um in der untergehenden Sonne unser pre-race Dinner zu genießen. Sonnenuntergang: 21:48 Uhr!

Zwischenzeitlich war ein ordentlicher Sturm aufgekommen, der die ganze Nacht durchhielt und einiges an neuem Regen brachte. Trotzdem sollte kurioserweise die Radstrecke am Renntag deutlich trockener und besser fahrbar sein als am Vortag.

Nach ausgiebigem Frühstück, herrichten der Bikes und der Wechselbeutel und nochmal einer kurzen Nap ging’s mit dem Auto zur T2, um die Laufschuhe einzuchecken. Dann mit dem Bike zum Start und ein wenig extra einrollen. Genau im richtigen Moment kommt Magdalena mit den Schuhen und den Schwimmsachen. Rad einchecken. Warmlaufen. Ab in den Neo und ein paar Meter warm schwimmen. Der Fluss ist überraschend warm und von geradezu erstaunlicher Wasserqualität.

Es sind dann doch ein paar Minuten lang, bis endlich der Start der Elite um 14:30 Uhr stattfindet. Alle Amateure dann um 14:32 Uhr. Ich habe mich ganz vorne gut positioniert, denn gerade bei den bikelastigen XTERRAs gibt es eher viele schwächere Schwimmer. Es geht auch gleich ganz gut los und ich finde ganz gut in meinen Rhythmus. Es ist ewig lang hin bis zur ersten Boje von dreien, die uns um die Spitze einer langgezogenen Insel führt. auf der anderen Seite dann mit der Strömung und Rückenwind denn Fluss hinab. Am anderen Ende der Insel wieder drei Bojen umschwimmen und – zack – ist auch schon der Schwimmausstieg da.

Ein langer, roter Teppich führt uns in die erste Wechselzone. Tobi ist ein paar Sekunden schneller geschwommen und steht schon an seinem Rad, während ich mein direkt daneben geparktes Sparky ansteuere. Nach einem eher gemächlichen Wechsel, bei dem ich schon jetzt meine Socken anziehe, besteige ich direkt hinter „The Man“ Dirk Pauling das Rad. Dieser zieht aber wie erwartet am ersten Berg hoch zur Zitadelle davon und gewinnt selbstverständlich die Altersklasse V3H (M50). Ebenfalls direkt an diesem ersten langen Anstieg überhole ich Tobi, der aber im starken Gegenwind ein paar Meter dran bleibt und mich dann ziehen lässt. Kurz darauf überhole ich dann auch schon Pauline Saßerath, die die schnellste Schwimmzeit aller Frauen verbuchen konnte (PROs eingeschlossen).

Ich komme nicht recht in den Schwung und kann gar nicht verstehen, woran es liegt. Irgendwie wollen die Beine nicht recht rum. Ich gurke dann so gut es geht über den ansonsten schönen Bike-Kurs durch herrliche Wälder, bis ich einen jugendlichen Anfängerfehler mache. Es wird mir in einer längeren Abfahrt etwas zu langsam und ich möchte den netten Kollegen, der sich so aggressiv vor mich gedrängelt hat, überholen. Da rutscht mein Vorderrad weg und ich knalle sehr unsanft auf die linke Seite. Aua! Das tat weh! Erstmal gob den Lenker richten und weiter geht’s. Die Schmerzen halten sich in Grenzen, aber ich muss nochmal absteigen und den Lenker wirklich sauber ausrichten. Das Bremskabel der Vorderrad-Bremse hat sich gelöst und schlägt andauernd mit lautem Klacken an die Federgabel. Ich kann nichts machen… 😦

Ich versuche mich nicht zu sehr von diesen unerquicklichen Ereignissen negativ belasten zu lassen und fahre, was die müden Beine noch hergeben. Hatte ich schon erwähnt, dass dieser Kurs enorm Körner zieht? Anyway, irgendwann erreiche auch ich – etwas lädiert – die T2 und hoffe, dass ich vielleicht etwas bessere Laufbeine eingepackt habe.

Zu allem Überfluss begehe ich einen weiteren Rookie-Fehler und vergesse meine Startnummer (die vom darauf gefallenen Helm verdeckt ist). Gerade als ich den freundlichen Helfer vor mir sehe, fällt es mir auf und ich sprinte nochmal zurück und hole sie. Dann stolpere ich los wie ein Volltrunkener und versuche auf dieser wiederum extrem unrhythmischen Laufstrecke irgendwie doch so etwas wie meinen Rhythmus zu finden. Die äußerst gut platzierten Verpflegungsstellen mit „allem“ (außer Cola – das wäre perfekt!) helfen mir dabei. Es braucht dann aber trotzdem fast eine Runde, bis ich endlich Licht am Ende des Tunnels erblicken darf und langsam komme ich wieder in Fahrt. Meine zweite Laufrunde ist dann auch atypischerweise deutlich schneller als die erste.

Hintenraus kann ich dann wenigstens wie gewohnt noch ein paar Leute vor mir einsammeln und bin dann seltsamerweise gar nicht richtig fertig im Ziel. Ich muss das nochmal analysieren, woran es gelegen haben könnte. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich „alles“ gegeben habe und nicht mehr drin gewesen wäre an diesem Tag. Also alles gut.

Ich treffe dann auf Pauline, die schon fertig geduscht da steht und ausgestiegen ist. Nach ausreichender Zielverpflegung gehe ich erstmal duschen und was Trockenes anziehen. Dann kommt eine halbe Stunde später Tobi. „War Stories austauschen“ und (gefühlt) literweise Cola saufen. Es gibt nicht nur Süßkram, sondern auch salzige Cracker, Chips, Erdnüsse…lecker!

Dann Rad auschecken und alles ins Auto laden. Alles ist so getimt, dass es nicht lohnt wegzufahren, sondern direkt im Anschluss das „Athletes Dinner“ bei Life-Musik und Sonnenuntergang einzunehmen. Susanne (Richter) hat einen ganz ähnlichen Rennverlauf zu erzählen und schließlich kommt auch Nadine als strahlende Finisherin ins Ziel. Respekt – das war ein echtes Brett von einem Wettkampf!

Gemeinsam sitzen wir in erster Reihe und tauschen uns aus. Pauline erzählt ihre Geschichte und ihr Bruder Max strahlt über beide Ohren. Er hat auch als Gesamt-Fünfter allen Grund dazu. Hammer Performance!

Nach einer bis dato tadellosen Organisation kommt dann allerdings das Lowlight: Die Siegerehrung. Sorry, aber das ist eine extrem internationale Veranstaltung und ihr rühmt Euch extra damit, dass Athleten aus so fernen Ländern wie Südafrika, der Elfenbeinküste oder Indonesien am Start sind. Und dann…fast alles in Französisch! Geht gar nicht! Und darüber, dass alle Podium-Finisher genötigt werden ein Glas Bier ex runter zu kippen, können irgendwann auch nicht mehr alle lachen. Verbesserungspotenzial, Florian!

Dass Carel du Plessis als „Haus- und Hof-Fotograf“ die gesamte XTERRA European Tour begleitet finde ich dagegen eine sehr gute Entscheidung. Ein super Auge und perfekte Umsetzung – ganz große Handwerkskunst! Alle XTERRA gebrandeten Fotos sind von ihm.

Dann heim und schlafen. Nach dem Frühstück zusammenpacken und während es die Jugend eilig hat, genießen wir die Rückreise mit leckerem Essens-Stopp in Luxemburg und einer gemütlichen Wanderung mit Kaffee und Kuchen in Hauenstein (mitten in der Pfalz, wo ich mal mehrere Seminare leiten durfte).

Fazit:

Ein wirklich fast perfekt organisiertes Rennen in einer fantastischen Location. Im Prinzip mitten in der Stadt, extrem gut erreichbar und trotzdem mitten in der Natur. Sehr, sehr entspannte Belgier (wenn es um die Orga und das Drumherum geht – im Rennen dagegen mega-aggressiv bis verantwortungslos). Sehr, sehr viel Glück mit dem Wetter (praktisch perfekte Bedingungen). Leider klappt auch die Ergebnisliste nicht wie erhofft und wir wissen erst am folgenden Morgen, dass ich mal wieder den undankbaren 4. Platz erreicht habe. Die gute Nachricht daran ist, dass ich mit so einem durchwachsenen Rennen immer noch Vierter werde und realistisch sicher auch Zweiter hinter Dirk hätte werden können. Aber das ist natürlich „hätte, hätte, Fahrradkette“!

Race Stats:

  • Wetter: Sonne/Wolken-Mix, starker böiger Westwind bei 18°C, Wasser ebenfalls 18°C
  • Strecke: 1,5k Swim im Flüsschen Maas – 36k MTB mit knapp 1000 Hm und abschließend 11k Run mit knapp 350 Hm.
  • Zeiten: 23:51 (Swim, 60.) – 2:13 (T1, 116.) – 2:07:33 (Bike, 168.) – 1:51 (T2, 284.) – 53:09 (Run, 111.) = 3:28:39 Gesamt
  • Platzierung: 4. Platz V3H (=M50, 123. overall)
  • Ausrüstung: Zone3 Vanquish Wetsuit, Zone3 Goggles, Humanspeed Einteiler, SCOTT Spark RC MTB, SCOTT RC Ultimate MTB-Schuhe, SCOTT Centric Plus Helm, SCOTT MTB Handschuhe, Compressport-Socken, Oakley Radar EV Path Brille, Salomon S-Lab Sense Laufschuhe
  • Ergebnisliste gibt’s hier (oben Reiter „Details“ anklicken für die komplette Liste als PDF mit allen Einzelzeiten)!
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