Rennbericht: Vulkan-Cross-Triathlon (VCT) Schalkenmehren 2015

Von Wonseong

Wow! Welch ein Wochenende! Im Rahmen einer Team-Kooperation und Race-Partnerschaft waren wir von dem rührigen und äußerst symphatischen Lothar Kaspers und seinem Orga-Team in die schöne Vulkaneifel eingeladen, um bei der sechsten Austragung des Vulkan-Cross-Triathlon teilzunehmen und die Team-Farben zu vertreten. Um es vorweg zu nehmen: Diese herrliche vulkanische Gegend mit seinen erfrischenden Maaren gepaart mit einer fast tadellosen Rennorganisation und traumhaften, herausfordernden Strecken sollte eine “winning combination” darstellen. Mein Team-Kamerad Martin Schädle und ich fühlten uns vom ersten Moment an sauwohl und werden sicher im nächsten Jahr wieder mit von der Partie sein.

Wir beide reisten individuell am Freitag an. Mir reichte es noch eben so (nach typisch deutschen, katastrophalen Zuständen auf den Autobahnen) zu einer vernünftigen Zeit zum Abendessen in Schalkenmehren einzutreffen und mir eine Pizza im Café del Maar zu gönnen. Aufgrund diverser Baustellen, dem Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg und den damit einhergehenden Mega-Staus, verabschiedete ich mich von der Navi-Route in Karlsruhe und nahm die “scenic route” über die B10 mitten durch die Pfalz nach Pirmasens, um mich über die A62 und die A1 dem Ziel von Süden zu nähern. Anschließend überwand ich mich dann doch noch, meine Radklamotten anzuziehen und die Strecke unter die Lupe zu nehmen. Und schon wieder: Wow! Nicht wahnsinnig technisch anspruchsvoll, aber brot-trocken und mega-staubig. Landschaftlich der Kracher! Immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die drei Dauner Maare (Schalkenmehrener Maar, Weinfelder Maar (Totenmaar) und Gemündener Maar) im warmen Licht der untergehenden Sonne. Ein Traum!

Und so spät war ich natürlich ganz allein auf der Strecke. Unendliche Ruhe umgab mich. Ein schönes Plätzchen, um einen ruhigen Entspannungsurlaub zu machen…oder auch ein kleines Trainingslager. Martin, der erst spät am Abend aus Freiburg anreiste, bestätigte meine Gedanken am Tag darauf. Und da das Rennen am Samstag-Nachmittag startete und wir bis Sonntag bleiben durften, genossen wir zwei die Tage sehr entspannt und bekamen einen guten Geschmack der Möglichkeiten.

Am Morgen trafen wir uns dann beim Frühstück und peilten die Lage. Martin hatte einen Schleicher im Hinterrad und musste noch ein wenig technische Instandhaltung betreiben. Außerdem empfahl ich ihm, die Radstrecke unbedingt noch abzufahren, da sie doch jede Menge überraschende, enge und sandige Kurven aufzuwarten hatte. Ich legte mich derweil gechillt ans Ufer und las ein Buch im Schatten eines Apfelbäumchens. Die Wechselzone füllte sich gleichzeitig, denn natürlich fanden wie immer noch diverse Schüler- und Jugendrennen statt und überall wurden gleichzeitig noch die Rheinland-Pfalz-Meister gesucht. Irgendwann klappte es dann auch mit der Sound-Anlage und von da an wich die Ruhe der üblichen Prerace-Geräuschkulisse. Irgendwann machte ich mich dann auch auf, deponierte den Neo im Freibad (das Wasser im Maar: Trinkwasserqualität bei frischen 19°C).

Dann Check-in in der Wechselzone. Martin und ich mit den Startnummern 4 und 5 gleich neben den Favoriten. Jens Roth ist als frischgebackener Vize- Europeameister (Elite!) und Local Hero der haushohe Favorit. Daneben starten aber eine ganze Reihe Kanonen und vor allem die “jungen Wilden” – die nachstrebende Generation löst sichtlich uns alte Haudegen ab. Auch ein Marc Pschebizin ist im Ziel nur zwei Plätze vor mir, während die Top Ten eine (fast) ausschließliche Angelegenheit der M20 und M25 sein soll.

Irgendwann einmal finden wir uns nach und nach im Strandbad ein. Es folgt eine kurze Wettkampf-Besprechung und dann heißt es: Neo anziehen und einschwimmen. Der See ist wunderbar klar und erfrischend. Es wird ein “umgekehrter” Dreieckskurs geschwommen mit nur einer Boje am entfernten Seeufer und einem monströsen Australian Exit mitten durch’s Bad mit herrlich vielen Zuschauern hautnah. Ich erwische eine ganz ordentliche kleine Gruppe und bleibe einfach dran. Beim Landgang zerstreut sich diese leider, da einige Kollegen vor dem doch recht hohen Sprung vom Steg scheuen wie die Pferde vor dem zu hohen Hinderniss. Anyway, dann halt allein die zweite Runde. Ausstieg, langer Lauf in die Wechselzone, in Ruhe Socken, Schuhe, Helm und Brille anziehen. Es geht sofort steil bergan mitten durch ein schreiendes Spalier von Zuschauern. Sehr geil! Dann flowig am Hang entlang, wieder ein kurzer Anstieg, wieder flowig am Hang entlang. Extrem abwechslungsreich über offene Heide mit Schafen und Ziegen, sowie durch grünen Wald herrlich angenehm im Schatten. Dann über die Straße und die anstrengende Zusatzschleife. Ich habe gerade drei Konkurrenten überholt, da verwechsle ich zwei (zugegebenermaßen ähnlich aussehende) Abschnitte, die beide in den Wald führen. Bei dem einen muss man es ordentlich laufen lassen, da es im Wald schnurgerade flach weiter geht, bei dem anderen…kommt eine scharfe, steile Linkskurve mit Steilwand… in welche ich dem entsprechend mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit reinfahre und trotz Notfall-Programm einen spektakulären Sturz hinlege. Durch den tiefen Sand rutsche ich aber gut und es passiert fast gar nichts. Fahrrad und Fahrer wohlauf. Die netten Kollegen erkundigen sich im Vorbeifliegen, ob es mir gut geht und verschwinden im Wald. Als ich gerade wieder die Lücke zugefahren habe, stellt sich in der warmen, staubigen Luft so ein trockenes Gefühl im Mund ein…und als ich zur Flasche greifen will…ist diese weg. Arggghh! Ohne Wasser wird das eine ganz harte Nummer. Von Zucker mal gar nicht zu reden. Und leider gibt es beim Durchfahren von Start/Ziel auch nur Wasser aus Papp-Bechern…beim Radfahren! Menno, denkt doch mal nach (einer der kleinen Punktabzüge aus meiner Sicht)! 1½ Stunden MTB sind bei heißem Sommerwetter für Onkel Jörgi so oder so nicht mit nur einer Flasche machbar!

Die zweite Runde verläuft weitgehend unspektakulär, da sich zwischenzeitlich das Feld sauber sortiert hat und ich weitgehend allein vor mich hin rolle. Allerdings fällt mir ein, dass ich ja an meiner Sturzstelle sicher kurz anhalten und meine Radflsche wieder aufnehmen kann. Kostet ein paar Sekunden, die aber sicher gut investiert sind. Gesagt – getan! Super. Jetzt probiere ich, in der verbleibenden Zwei- Drittel-Runde mir die gesamte Flasche einzuflösen, denn es gibt ja noch eine äußerst crossige, anspruchsvolle Laufstrecke zu absolvieren! T2 klappt einigermaßen fluffig und dann fehlen wieder einmal (wie am Schluchsee) meine Laufbeine. In der dritten Disziplin geht leider nicht allzu viel. Besonders zu Beginn und besonders an diesem langen, super-steilen Berg geht gar nichts. Aber im Laufe der Zeit komme ich immer mehr in meinen Rhythmus und bis auf die Gehpause an eben jenem Berg läuft es hintenraus schon recht ordentlich. Ich kann sogar noch den einen oder anderen Sportfreund überholen und finishe glücklich und zufrieden auf Gesamtrang 15 (und gewinne damit einmal mehr die AK).

Dann kurz statt Dusche in den See springen, Rad auschecken und alles verpacken. Relativ pünktlich beginnt die Siegerehrung. Nach den Overall-Podien mit den Preisgeldrängen wird mit der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft weitergemacht. Jens sichert sich dabei wie erwartet den Sieg vor Peter Lehmann, Stephan Radeck, Andreas Theobald und Martin. Bei den Mädels gewinnt eine süße Holländerin (von denen durch die geographische Nähe eh viele da waren) während meine alte Freundin Birgit Jüngst es sogar noch auf’s Podium schafft. Während Martin und ich es uns draußen vor dem Zelt gemütlich machen und “war stories” austauschen, höre ich plötzlich meinen Namen. Dann aber – husch, husch – rein ins Zelt. Alldieweil ich meine Siegerehrung nur fast verpasse, verpennen wir Martin’s tatsächlich. ;-)

Lothar und seine Crew haben sich also richtig was gedacht bei zuerst recht seltsam anmutenden Startzeiten. Hier vergeht gerade so viel Zeit, wie man zum Duschen und Auschecken braucht…und dann geht’s auch prompt mit der Siegerehrung los…auf die wiederum mehr oder weniger sofort die legendäre After-Race-Party beginnt. So hauen nicht zu viele Leute ab (wie oft bei anderen Rennen erlebt) und die Stimmung wird hoch gehalten. Offenbar kommen auch alle möglichen Nicht-Sportler aus der ländlichen Region zur Party mit wirklich sensationeller Band und selbst wir müden Krieger bleiben bis nach Mitternacht.

Am nächsten Morgen packen wir dann unsere Siebensachen nach dem Frühstück und drehen noch eine entspannte MTB-Runde rund um die Maare und den Lieserpfad und entdecken noch zufällig den Trailpark “Koulshore” (der Name setzt sich aus dem Eifler-Dialektbegriff “Koul” für Lavagrube und dem englischen Begriff “Shore” zusammen) und spielen ein wenig im Gelände. Danach noch abkühlen im Schalkenmehrener Maar und ein spätes Mittagessen bei “Schneider’s”. Und dann geht’s auch schon wieder heim. Selbstverständlich wird auch am Sonntag mehr geparkt als gefahren auf deutschen Autobahnen und so höre ich meine nette Assistentin andauernd etwas von “Routenänderung” reden, am besten noch in der verschärften Variante “Ihre Route enthält Verkehrsstörungen. Es kann keine Ausweichroute empfohlen werden”. Danke schön! So geht’s über die A48 nach Koblenz, da aber zwei Mege-Staus auf der A61 sind, geht’s mit dem Umweg über Montabaur eben über die A3 und die A5. Da diese aber anscheinend in beide Richtungen staugefährdet ist (Dauerbaustellen gepaart mit Unfällen – immer wieder eine gern genommene Kombination), fahre ich am allseits bekannten Ubstadt-Weiher vorbei durch’s schöne Kraichgau auf der Landstraße bis Pforzheim und erreiche noch zu akzeptabler Abendzeit mein Zuhause.

Fazit: Ein wirklich lohnender Ausflug in die wunderschöne Vulkaneifel. Ein tolles Wochenende mit einem tollen Cross-Triathlon, der aber sowas von liebevoll organisiert ist, dass es mir fast leid tut, dass nicht mehr Athleten den Weg nach Schalkenmehren finden. Wir werden mit dem Team nächstes Jahr auf jeden Fall wiederkommen. Super nette, offene Menschen, ein spannender Parcours, das glasklare Maar ideal zum Schwimmen, sowie eine Landschaft, die sowohl dem Auge (und der Nase) schmeichelt, als auch wie geschaffen ist für so einen Event. Ganz großes Kino! Über die kleinen Schwächen im Detail haben wir offen mit Lothar gesprochen und ich bin mir sicher, dass diese optimiert werden.

Race Stats:

  • Wetter: Sonnig, leicher Wind bei 25°C
  • Strecken: 1,5k Swim (2 Runden á 750m mit Landgang), 32k MTB (2 Runden á 16k mit 850 Hm), 9,6k sehr crossiger Run
  • Zeiten: 25:02 (Swim, 12.) – 1:31:22 (Bike, 17.) – 40:34 (Run, 15.) = 2:36:58 gesamt
  • Platzierung: 15. Platz overall (1. M45)
  • Ausrüstung: Zone3 Vanquish Neo, Grand Canyon 9.9 MTB, Pearl Izumi Octane Radschuhe, Humanspeed Triathlon-Einteiler, Rudy Project Sterling Helm und Agon Brille, Montrail Rogue Racer Laufschuhe
  • Ergebnislisten gibt’s hier!