Rennbericht IRONMAN 70.3 Kraichgau

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Das “Kraichgau Triathlon Festival”, welches ich noch 2008 in meinem Wiedereinstiegsjahr im Original erleben durfte und 2009 dann nach dem Wechsel als “Challenge”, gab dieses Jahr den Einstand unter dem Ironman-Label. Ansonsten hat sich im Grunde nicht viel geändert. Zum Glück! Denn im Kraichgau wurde schon immer einer der schönsten und am besten organisierten Triathlonrennen veranstaltet wo gibt. Anywhere. Einfach nur geil. Das Wetter zeigte sich entsprechend ebenfalls in Triathlon-Festival-Laune mit richtig sommerlich heißen Temperaturen und Sonne satt.

Wie in meinem Vorbericht schon erwähnt, ist der einzige Malus die einfach schlecht umgesetzte Startwellen-Einteilung. Abzug in der B-Note. Ansonsten läuft die Ironman-Maschine wie geölt und zog angeblich wieder mal über 2500 Athleten aus über 40 Ländern an. Respekt. Ein weiteres Schmankerl war der eingebaute zweite Stopp der Triathlon-Bundesliga am Samstag-Abend. Das machte schon Spaß, einige der weltbesten Kurzdistanz-Stars wie Andrea Hewitt (NZ, Siegerin bei den Mädels) und Richard Murray (SA, Sieger bei den Jungs) zuzuschauen.

Da es mir einfach nicht wichtig genug war (Leute, ich kann die alte Leier von “ich habe keine Zeit” einfach nicht mehr hören!), schaffte ich es nicht, im Vorfeld meinen lahmen Hintern auf den Sattel zu schwingen und die Radstrecke abzufahren. Und 2009 ist ja nun schon ein paar Jährchen her… Ergo fuhr ich schon am Samstag-Mittag nach Ubstadt-Weiher an den See, kühlte mich ein wenig im See und cruiste dann mit dem Auto über die Strecke. Nicht ideal, aber besser als nichts. Da sind eben schon ein paar sehr haarige Kurven drin und selbst im Auto spürt man, wie es praktisch nur bergauf oder bergab geht. Nicht schlimm, nicht steil, aber eben wellig. Willkommen im Land der tausend Hügel!

Danach ab zur Registration, dann kurz beim Race Briefing vorbei und eine Kleinigkeit essen. Ich merke, wie ich schon wieder viel zu viel in der Hitze rumstehe und gehe und meine Beine matschig werden. Also wieder runter zum See, abkühlen, Bundesliga schauen. Angie, Rolf’s Freundin, hat Geburtstag und da lasse ich mich auch kurz noch blicken, bevor ich nach Menzingen zu meinem Homestay fahre (direkt an der Strecke). Leider blieben die angekündigten heftigen Gewitter aus und es kühlte nicht so richtig runter. Morgens dann entsprechend blauer Himmel und gleich volle Sonne. Einer der vielen Nachteile der Startwellen-Einteilung war ja auch, dass ausgerechnet wir älteren Herren ganz hinten starten mussten, während die noch älteren Herren ganz vorn starten durften. Egal. Ich versuchte, nicht negativ zu denken und alles so hinzunehmen, wie es war. In der Wechselzone wurde sehr freundlich und hilfsbereit die Luftpumpe geteilt. Wir hatten uns alle lieb. Danke Jungs – ein gutes Gefühl, dass hier nicht jeder völlig genervt mit dem Messer zwischen den Zähnen rumläuft.

Dann nach und nach die Starts der verschiedenen Wellen. So bekomme ich schon mit, dass Sebi direkt in der ersten Schwimmgruppe nur knapp hinter Andi und den anderen Schwimmkanonen aus dem Wasser kommt und damit ist für mich im Geiste die Sache bereits entschieden. Glückwunsch Sebi! Das muss er jetzt “nur noch” weg von der Ausnahme hin zum Standard ausbauen und dann wird das gleich sehr viel schwerer für die Jungs in Frankfurt und Kona. Es es gibt ihm einfach mehr Handlungsoptionen…und Optionen sind immer gut (das weiß ich aus meinem Business).

Naja, irgendwann ist es dann 09:50 Uhr und damit Zeit für die achte und zweitletzte Startwelle. Bääm. Böllerschuss…and off we go. Zu Beginn tue ich mich immer recht schwer meinen Rhythmus zu finden, aber nach der ersten Boje finde ich ein paar gute Füße und bleibe den Rest des Schwimmens sauber dran. Sie sind gerade so schnell, dass ich relativ entspannt mein 3,8er-Tempo schwimmen kann ohne völlig am Anschlag zu sein und auch mal ein Loch zuschwimmen kann, wenn ich denn doch abgehängt habe. Schwimmausstieg nach 28:10 – das geht völlig in Ordnung. Für meine Verhältnisse extrem entspannt meinen Beutel holen, Neo aus, alles verpacken und rüber zum Rad.

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Für eine Sprint- oder Kurzdistanz noch nicht optimal, aber für eine Mittel- oder Langdistanz okay, brauche ich wieder ein paar Momente, bis ich meinen Rhythmus finde und “drin bin”. Das andauernde Überholen insbesondere in Flachstücken zu Beginn macht natürlich schon Laune. Kurz vor Östringen kommt auch schon Alex Lang vorbei, den ich neben Frank Horlacher zum Top-Favoritenkreis zähle. Ich hatte schon in T1 gehört, wie der Sprecher Achim Seiter mich beim Swim Exit erwähnte und dann später eben auch Alex und Rolf. Von daher erwartete ich die Beiden als sehr gute Radfahrer schon. Rolf brauchte dann etwas länger und überholte mich direkt im steilen Anstieg im Stimmungsnest Gochsheim (13%). Gut für mich: Ich ließ mich dadurch (und durch das andere gefühlte Dutzend M45er, die mich überholten) nicht aus der Ruhe bringen und machte mein Ding. Durch die teilweise äußerst gefüllte Radstrecke kam es immer mal wieder zu kleinen Verzögerungen, die auch schon einmal im Fast-Stillstand an der Verpflegungstselle in Büchig endeten, weil alle nebeneinander die Straße blockierten, da das natürlich nicht so einfach ist, eine Trinkflasche aufzunehmen und weiter zu fahren. Richtig brenzlig wurde es aber erst in der scharfen Linkskurve nach Abfahrt in Bauerbach, wo ich ein ABS gebraucht hätte. So brachte ich das Hinterrad zwei Mal kurz zum blockieren und schaffte es gerade noch so, die Blumen-Rabatte auszusparen und nach einem kurzen Ausflug auf den Gehweg wieder den Weg auf die Strecke zu finden. Aber das war eben auch einer dieser Momente, wo ich dachte “och, an dem komme ich noch vor der Kurve vorbei…”! Also mindestens 50% Teilschuld. ;-)

Ansonsten verlief der Radpart weitgehend unspektakulär. Ich schaffte es mal wieder nicht einmal, vier verdammte Gels reinzudrücken, aber die Moral und mein Energie-Niveau war ja da. Der letzte Teilsplit (km 80 bis 90) vom Schindelberg ins Ziel waren immerhin noch ein Schnitt von 41, 43 km/h.

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Dann ein weiterer kleiner Malus für die völlig unorganisierten, überforderten, wie wilde Hühner rumhüpfenden Kinder in T2, die leider gar keine Hilfe waren. Ich musste fünf Mal hin und her laufen, bis ich endlich meinen Run Bag fand. Das haben wir schon mal besser erlebt. Anyway. Raus auf den heißen Aspahlt und hoffen, dass die verdammte Achillessehne hält. Ich spürte sie sofort im ersten Downhill (bergab ist generell am schlimmsten). Und dann einfach das, was ich eh am besten kann: Konzentration und laufen. Plus diesmal als Training für die Langdistanz gezielt die Themen Verpflegung und Kühlung im Griff behalten. Das lief überraschend gut und ich blieb dabei, ganze Hundertschaften von Athleten zu überholen. Einige davon wahrscheinlich mehrfach (erst beim Radfahren und dann nochmal beim Laufen). Ein paar Anfeuerer konnte ich auch immer wieder ausmachen, die Fügels traf ich und schon in der ersten Runde überholte ich Rolf wieder. Und dann ging alles auch recht schnell und das Ziel tauchte plötzlich auf. Das gibt mir zu hoffen für Klagenfurt in drei Wochen…ist ja dann doch nur das Doppelte. ;-)

Im Ziel wartet schon Volker Forstmeyer und gönnt mir gleich mal eine kalte Dusche. Später treffe ich Kai und die Bennie Lindberg-Gang und kühle mich in den berühmt-berüchtigten Kraichgau-Pools neben einem netten M55er runter, mit dem ich mich ausgedehnt unterhalte. Ich schwöre, dass ich ihn in die M40 oder M45 gesteckt hätte. Bei den Trias gibt es ein paar Typen, die sehen in der M55 noch so unverschämt gut und fit aus – es ist nicht zu fassen! Marco Wolf kommt vorbei und wir machen uns gemeinsam nach Abholung der Finisher-Shirts und Fresserei auf zum Duschen. Da begegnen wir Rolf, der von Angie schon alle Details (online!) kennt und teilen kann.

Später hole ich dann mein Rad, fahre locker zum Hardtsee aus, kühle mich noch ein wenig im See runter, tausche mich mit Uli Mutscheller und seiner Frau Siggi aus (die mal eben ihre AK W35 gewonnen hat!!). Kurz vor sechs schaue ich dann noch kurz bei der Siegerehrung vorbei, trete dann aber doch die Heimreise vor der Slotvergabe an. Für die IM 70.3-WM bin ich ja bereits qualifiziert und bei 5 Typen vor mir ist die Wahrscheinlichkeit zu gering, dass da ein Kona-Slot für mich übrig bleibt. Außerdem will ich ihn ja nicht geschenkt, sondern sauber in drei Wochen über eine Langdistanz mit Blut, Schweiß und Tränen erkämpfen.

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Fazit: Ein wieder mal sehr lohnender Ausflug ins wunderschöne Kraichgau. Top-Organisation mit kleinen, vermeidbaren Schwächen und einem ganz großen Thema, dass Du, Björn, und Deine Kollegen möglichst schnell lösen sollten: Die Startwellen-Einteilung. Als Diskussionsgrundlage schlage ich die Lösung von Frankfurt und Klagenfurt vor, nämlich eine 300-400 Mann starke Elite-Startwelle mit den 5, 8, 10, “wasauchimmer” Prozent Besten aller Jahrgänge. Wenn das den W60er oder M70ern zu stressig ist kann ich das verstehen – dann sollen sie eben in ihrer Startwelle bleiben. Aber in den hoch-kompetitiven AKs wie M35, M40, M45 stellt es einfach ein zu großes Sicherheitsrisiko dar, wenn wir teils 15 km/h schneller unterwegs sind als die Kollegen. Denkt einfach mal drüber nach. Sonst denke ich drüber nach (1) eine Profi-Lizenz zu lösen oder (2) eben keine großen Label-Veranstaltungen mit Startwellen mehr zu besuchen. Ähnliches habe ich nun schon von vielen Kollegen gehört.

Race Stats:

  • Wetter: Sonnig, 29°C, leichter Nordwestwind
  • Spilts: 28:10 (Swim 18.) – 1:56 (T1) – 2:33:07 (Bike vor auf 14.) – 2:36 (T2) – 1:27:07 (Run vor auf 6.)
  • Gesamtzeit: 4:32:56
  • Platzierung: 112. Platz overall (6. M45)
  • Material: Zone3 Vanquish Neo und Schwimmbrille, Humanspeed Zweiteiler, Fuji Norcom Straight TT-Bike; Casco SpeedTime Helm, Rudy Project Brille, Pearl Izumi TriFly Radschuhe, Asics DS Racer Laufschuhe
  • Ergebnisliste
  • Berichte verlinke ich jetzt nicht alle – praktisch alle einschlägigen (Online-) Magazine boten umfangreiche Berichterstattung.

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