Aufstehen am Sonntagmorgen – ein Traum! Der Sonnenaufgang wieder mal super-schön, schon so früh angenehme Temperaturen, die sich bei der Abfahrt um kurz nach acht bis auf 14°C hochschaukelten. Aber dann sollten die Meteorologen doch recht behalten: Tief im Westen, wo man noch die automobile Freiheit auf gähnend leeren Autobahnen genießen kann, da, wo sich Fuchs und Hase…ach, lassen wir das! Durch wunderschöne, einsame Wälder schlängelt sich die A62 von Kaiserslautern weiter nach Westen, um sich dann spektakulär zur Mosel hinunter zu stürzen. Genau hier ändert sich das Wetter auch – zuerst von frühlinghaftem Sonnenschein zu bedeckt, dann leichtes Tröpfeln und schließlich bis hin zu Weltuntergangs-Stimmung. Wenn es so stark regnet, drückt auch die Blase und wir gönnten uns einen kleinen Kaffee-Stop bei McCafé. Dann zeigte uns das Navi die letzten Meter hinauf zum Trierer Weißhauswald. Unten Parken. Auf dem Weg zum Abholen der Startunterlagen treffen wir gleich Sara & Ronnie und sie fragen uns, ob wir unsere Gummistiefel dabei haben. Gute Frage! Überall tiefer, rotbrauner Schlamm. Danach Schwätzchen hier, Schwätzchen da (Susanne, Jens Roth, Hannes Wolpert & Jörg Scheiderbauer – danke für die Schere!). Rad herrichten und einchecken. Ich verzichte bei dem Wetter darauf, die Runde abzufahren und vertraue auf die Experten-Meinungen, die einheitlich sind.
Aber, ach, was anziehen bei so einem Wetter? Das war die große Frage! Und die Entscheidungen fielen so unterschiedlich aus, wie die Athleten selbst. Von Triathlon-Anzug „ohne alles“ bis hin zu den dicksten Winter-Thermo-Klamotten mit Mütze und Handschuhen war alles zu sehen. Ich selbst ging auch lieber auf Nummer sicher und ging in „lang/lang“ an den Start. Der wiederum wurde pünktlich um 13:30 Uhr ausgeführt. Direkt vorangegangen war eine sehr effiziente Mini-Wettkampfbesprechung – perfekt! Mann muss halt nur noch zuhören, gell (Du weißt, wer gemeint ist)!
Wie üblich bei Meisterschaften (und viel härter als bei reinen Läufen), gibt’s ein Gehaue und Gesteche und es wird scharf angelaufen, als gäbe es kein Morgen. Oben im Bild ein paar der Usual Suspects: Links im roten EJOT Buschütten-Dress der spätere Deutsche Meister Jonas Hoffmann, rechts daneben Hannes Wolpert und mit Blitzstart vorweg der Lokalmatador Jens Roth. Ich habe zwischenzeitlich eingesehen, dass ich nicht mehr in die erste Startreihe passe und befinde mich zu diesem Zeitpunkt irgendwo da hinten im Getümmel. Im Prinzip läuft man sich aber doch recht schnell frei und ich lasse es zuerst einmal gemach angehen.
Am Tag zuvor verspürte ich plötzlich einen scharfen, stechenden Schmerz im linken Schienbein und wusste nicht so recht, wie ich das deuten sollte. Ich fuhr dann locker eine Runde auf dem Bike und spürte es sofort wieder bei jedem beherzten Antritt. Laufen? „Naja, das muss ich jetzt trotzdem testen“, sagte ich mir. Und seltsamerweise ging’s beim Laufen. Ist es sinnvoll, den weiten Weg nach Trier auf mich zu nehmen, wenn ich dann nach einem Kilometer aussteigen muss? Am Morgen nach dem Aufstehen war es am schlimmsten und ich konnte kaum auftreten. Aber im Rennen hilft dann wie immer der körpereigene Schmerzcocktail sehr effektiv.
So kam ich auch nach und nach besser in meinen Tritt während der zwei Runden durch den schönen, alten Park mit der fiesen Treppe (siehe oben). Zurück eine Runde im Stadion und rein in die Wechselzone. Das Ausziehen der S-lab Sense muss ich noch üben! 😉
Anyway. Rauf auf das SCOTT Spark RC und … ogottogottogott … wenn ich eines liebe, ist es, wenn’s direkt aus der Wechselzone den Berg hoch geht. Hier geht es gleich mal 200 Höhenmeter am Stück direkt zum höchsten Punkt der Strecke. Dann wird’s allerdings spaßig, denn auf so 300 bis 400 Metern gibt es die (leider einzige) Singletrail-Passage, die natürlich bei DEM Wetter eine einzige, geile Schlammpiste ist. Dem entsprechend schlittern die nicht so starken Biker mit angstverzerrtem Gesicht und versuchen sich irgendwie in der Senkrechten zu halten. Für mich gilt: Yippie, bring it on! Wo kann man sonst mal auf 400 m ein Dutzend Konkurrenten überholen? 🙂
Zurück im Tal geht’s in wilden Rechts-Links-Kombinationen, vorbei an süßen Felltieren aller Art, durch das Wildgehege. An der Wechselzone und dem Zuschauer-Hotspot vorbei in die zweite Runde … von vier! Die schnelle Kathi Wolff holt mich in den steilen Passagen immer wieder ein und ich hänge sie dann in der Schlamm-Passage und Downhill immer wieder ab. In Runde vier kommt sie dann nicht mehr. Als ich gerade den Downhill hinter mir habe und Richtung Wechselzone rolle, bricht ein gewaltiger Sturm über uns herein – im wahrsten Sinne aus „heiterem Himmel“. So schnell verdüstert sich alles, Regenmassen prasseln auf uns nieder und die Zuschauer verkriechen sich alle unter die Dächer.
Ein Hoch und herzlichen Dank an dieser Stelle an alle freiwilligen Helfer, Streckenposten und Kampfrichter, die diesem Wetter getrotzt und uns so diesen geilen Wettkampf ermöglicht haben!
Und dann ging’s nur noch auf eine viel zu kurze letzte 2,5 km-Schleife, die nach 10 Minuten schon wieder vorbei war. Im Ziel wartete schon Jörg Dani, der letztes Jahr schon den M50-Titel gewonnen hat und diesen auch dieses Jahr souverän verteidigte. Zwischen uns schob sich noch Christian Hollmann aus Berlin. So blieb für mich noch die letzte Medaille und über die freut man sich ja bekanntermaßen am meisten. Leider ging damit wieder Freund Bernd Übersezig leer aus (wie letzten September in Östringen).
Mission accomplished hieß es auf jeden Fall für mich. Ein solider Saisoneinstieg. Erste Meisterschaft – erste Medaille. Alles gut.
Dann aber ganz schnell unter die Dusche (die leider wieder mal nicht mehr heiß war), trockene Sachen anziehen, Rad auschecken und alles zum sehr weit entfernten Parkplatz ins Auto packen. Glücklicherweise wird just in diesem Moment die Straßensperre aufgehoben und wir dürfen hoch fahren. Der Geschäftsführer der DTU, Matthias Zöll, ließ es sich nicht nehmen, persönlich die Siegerehrung vorzunehmen – ein würdiger Abschluss einer kalten und schlammigen Deutschen Meisterschaft. Danach nochmal trockene Socken und Schuhe für die Rückfahrt anziehen und ab auf die Heimreise. Schön, wenn s’Engele fährt und ich meine erfrorenen Füße auf der Sitzheizung auftauen kann. 🙂
Race Stats:
- Wetter: Aprilwetter mit „allem“, 6 – 10°C, Sturm, Regen
- Strecke: 5k Run – 23,2k Bike – 2,5k Run
- Zeiten: 19:12 (Run 1) – 1:15:15 (Bike) – 10:31 (Run 2) = 1:44:59 gesamt
- Platzierung: 3. Platz Senioren 3 (= M50), 39. gesamt
- Equipment: Salomon S-Lab Sense Laufschuhe, SCOTT Tights, Compressport Compression Socks, Humanspeed Einteiler, Rudy Project Brille, SCOTT Centric Plus Helm, SCOTT RC Ultimate RC MTB-Schuhe, SCOTT Spark RC 900 World Cup Bike
- Ergebnisliste gibt’s hier!
- Bericht der DTU gibt’s hier!