Remis im Rhythmus

Nein, es machte keinen Spaß, dieser Mannschaft bei der Arbeit zuzusehen. Es ist kalt, es regnet, das "Stadion am Bildungszentrum" im Rückbaugebiet Halle-Neustadt wirkt auch in Monat vier des Exils, das der wegen Bauarbeiten spielstättenlose Hallesche FC hier bezogen hat, trostlos wie das Provisorium eines Sechsligisten. Dazu passend hat die Mannschaft von Trainer Sven Köhler im dritten Regionalligajahr wieder begonnen, zu arbeiten, was ursprünglich als Spiel erfunden worden war.
Nichts mehr da von Leichtigkeit, Systemspiel und Überraschung, die Kanitz, Neubert, Boltze und David zur Überraschung ihrer Fangemeinde im DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg gezeigt hatten. Gegen Wilhelmshaven, traditionell ein Gegner, gegen den zu Hause kein Sieg gelingt, geht es mit zwei verlorenen Bällen nach eigenem Anstoß gleich gut los - und es wird auch in der Folge nicht mehr viel besser. Wilhelmshaven, vor Anpfiff Tabellenvierzehnter und mit einer Quote von beinahe zwei geschluckten bei einem erzielten Treffer respektgebietend wie die zarten "Hier regiert der HFC"-Rufe von drei oder vier Stimmchen aus dem Fanblock, steht nur knapp zehn Minuten unter so etwas wie Druck. Marco Stier schießt in dieser Zeit einmal an die Latte, Neuzugang Alan Lekavski, nach zwei Toren in zwei Spielen unter der Hand schon als neuer Heilsbringer gehandelt, tapert zwei, dreimal ins Abseits und springt unter vier oder fünf hohen Bällen durch.
Dabei bleibt es für den Rest der tristen Partie zwischen schnellen und aggressiven Gästen und Gastgebern, die wie eingefroren wirken. Immer wieder spielen die Hallenser hintenherum, immer wieder ist ein Wilhelmshavener schneller am Ball oder der Ball schenller als ein gemächlich herbeieilender Hallenser. Philipp Schubert, erstmals von Anfang an als Ersatz für den im DFB-Pokalspiel langzeitverletzten Steve Finke aufgestellt, ist neben Abwehrchef Christoph Klippel und Außenverteidiger Texeira noch der einzige mit Normalform. Boltze hingegen geht ebenso unsichtbar unter wie Nebenmann Toni Lindenhahn, dessen Rückendeckung Jan Benes und der mit Stier um den Titel zweite durchhängende Spitze konkurrierende Pavel David.
So braucht es Zufall und ein ganzes Ende Glück, damit es doch noch zur Führung reicht. Die kommt aus heiterem Himmel an diesem vernieselregneten Tag, den die Fans nach 50. Minuten mit "QAufhören"-Gesängen ausschmücken. Lekavski verpasst einen langen Ball aus dem Mittelfeld wie zuvor schon ein halbes Dutzend Mal. Hinter ihm aber steht diesmal David, der kurzentschlossen abzieht und mit einem schönen Schuss in die Maschen trifft.
In der Regel reicht das. Unter Trainer Sven Köhler, zu aktiven Zeiten selbst Abwehrspieler, ist Halle ein Team geworden, dass vorn wenig trifft, hinten aber noch weniger getroffen wird. Statistisch betrachtet schlägt es nur aller zwei Spiele bei Torwart Darko Horvat ein - seit Ende September aber gilt außerdem: Nach einem Sieg folgen nicht nur aufkeimende Hoffnungen, Tabellenführer Chemnitz doch noch einholen zu können. Sondern es folgt immer auch ein enttäuschendes 1:1.
So auch heute. Sven Köhler, der mit der Führung im Rücken nun eigentlich mit der Einwechslung von Angelo Hauk auf schnelle Konter setzen könnte, tut, was er kann, um im Remis-Rhythmus zu bleiben. Statt den glücklosen Lekavski zu erlösen, der trotz seiner Körpergröße bis zur 65. Minute nicht ein einziges Kopfballduell gewonnen hat, winkt Köhler Oldie Ronny Hebestreit heran. Für ihn darf Benjamin Boltze auf die Bank. Erste Aktion des früheren Stürmers: Er stoppt einen Wilhelmshavener Angriff auf Kosten einer Gelben Karte. Zweite Aktion: Er spielt den Ball unbedrängt zum Gegner. Dritte Aktion: Er fordert seine Mitspieler energisch auf, die Köpfe nicht hängen zu lassen, nur weil inzwischen der Ausgleich gefallen ist, nachdem Horvat einen Fernschuss nur hat nach vorn springen lassen, woraufhin Wegner der Abpraller unbedrängt einschieben konnte.
Das ist zehn Minuten nach dem taktisch völlig missglückten Wechsel und fünf Minuten, bevor Sven Köhler es merkt. Nun muss Stier raus und Mannschaftskapitän Nico Kanitz darf sein Trikot noch ein wenig anschwitzen. Einmal ist er sogar fast durch, statt eines Tores gibt es aber nur eine Ecke, die, und das passt zum Rest, nicht etwa lang auf Lekavski geschlagen, sondern kurz gespielt wird. Oder besser werden soll: Weil der ausführende David und der als Mitspieler der einstudierten Eckballvariation geplante Lindenhahn vorher nicht miteinander gesprochen haben, führt die Ecke nicht zu einer Torchance, sondern zu einem HFC-Einwurf an der Mittellinie. Nach dem geht der Ball ganz verloren und Wilhelmshaven kontert, wie noch fünf, sechsmal bis zum Abpfiff. Nach dem folgen noch mehr Pfiffe, jetzt von den Rängen, die inzwischen 19 Tore und elf Punkte weit weg stehen von einem Aufstiegsplatz. Da wartet noch viel Arbeit, und die allein wird nicht mal reichen.


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