Oder: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die das Dunkel in Licht verwandeln und das Licht in Dunkelheit.“ Jesaja 5,20
Von rechts nach links: George W. Bush, Donald H. Rumsfeld (center) und Paul Wolfowitz: Bei der Ankündigung eines Kriegs-Etats von 74,7 Milliarden USD im Jahr 2003 – Foto: © public domain
Wie viele Hunderttausend Tote hätte es weniger im Irak gegeben, wenn der ehemalige US-Präsident Georg Bush einfach weiter gesoffen hätte? Mit Hilfe radikaler Evangelikaler überwand er seine Alkoholsucht. Er wurde zu einem militanten Frömmler, teilte die Welt in Gut und Böse, Schwarz und Weiß und zog 2003 als Wahnsinniger in den Gotteskrieg gegen den Irak.
Das ist nur wenig polemisch! Einen Kreuzzug, diesmal gegen Palästinenser/Muslime, gibt es auch bei den christlichen Zionisten. Es gilt die Regel, dass nicht alle Evangelikale (Pfingstler, Charismatiker, Baptisten usw.) christliche Zionisten sind, aber alle christlichen Zionisten radikale Evangelikale.
Der Heilige Krieg
Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalems formuliert auf ihrer Website, in „sehr schönen Worten“ verpackt, ihren christlichen Dschihad: „Die Wiederherstellung des jüdischen Staates in unseren Tagen war und ist durch Krieg und Konflikt charakterisiert. Doch der Gott, der sein Volk aus den Nationen zurück gebracht hat, tat dies mit Gedanken der Erlösung und des Segens im Herzen.“ Und mit Berufung auf Jesaja: „Israels Kriegsdienst“ werde bald zu Ende sein. http://de.icej.org/auftrag
„Christliche Fundamentalisten glauben, in der israelischen Siedlungspolitik den konkreten Vollzug göttlicher Heilsgeschichte erkennen zu können. Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem hat in den letzten 20 Jahren nach eigenen Angaben die Einwanderung von über 103.000 osteuropäischen Juden nach Israel gesponsert“, schreibt Martin Kloke für den christlich-jüdischen Infodienst compass. (Februar 2010).
Muslime sind Objekte
Da amerikanische Juden in den Medien oft nur im Zusammenhang mit Lobbyismus für Israel genannt werden, übersieht man, dass amerikanische Juden grundsätzlich liberal sind. Sie sind die einzige religiöse Gruppe in Amerika, die mehrheitlich den Demokraten die Stimme gibt. Doch die Schere zwischen Juden in Israel und Juden In Amerika öffnet sich. So schreibt die israelische Zeitung Haaretz am 9.11.2014: “There is no denying that the core liberal values that are sacrosanct for Jews in America are under increasing threat in Israel. Anti-democratic sentiments are gaining ground, the Arabic minority is being stigmatized and isolated, and freedoms of speech is no longer taken for granted.” Und nicht weniger bedeutend sei es, dass in Israel immer mehr Ultrareligiöse und Ultrakonservative an die Macht kämen, die in vielerlei Hinsicht nur blanke Kopien der Evangelikalen seien, die amerikanische Juden nicht ausstehen könnten. Haaretz verweist auf eine jüngste Umfrage und schreibt: „Evangelicals are the religious group least favored by American Jews.“
Die Ergebnisse der Umfrage des Washingtoner Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center, das analysierte, welche Gefühle Amerikaner den unterschiedlichen religiösen Gruppen gegenüber haben, finden Sie in der folgenden Tabelle. Demnach mögen Juden Evangelikale am wenigsten, während Evangelikale Juden am meisten mögen. Muslime wurden bewertet, durften andere aber nicht bewerten. Sie sind nur Objekte. http://www.pewforum.org/2014/07/16/how-religious-groups-view-one-another/pf_14-07-16_interreligiousrelations_all/
Peace No! Messiah Now!
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie viele Millionen evangelikaler Christen es in den USA gibt, aber allein die Pro-Israel-Sekte Christians United for Israel hat mittlerweile über eine Millionen Mitglieder und ca. 1,3 Mio. Likes auf Facebook. 82% der weißen Evangelikalen in den USA glauben, dass Gott das Land Israel den Juden gab. Daher gibt es bei ihnen die starke Neigung, den Islam bei der angenommenen endzeitlichen Entscheidungsschlacht um das Heilige Land als den großen Satan darzustellen.
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Die böse Saat
„Ist die zionistische Idee eine christliche Erfindung?“ fragt Klaus von Raussendorff in einem Beitrag für den Deutschen Freidenker-Verband. Ich zitiere eine beachtenswerte Passage seines interessanten Artikels:
„Das erste, was man über den christlichen Zionismus wissen sollte ist, dass britische und US-amerikanische fundamentalistische Christen die zionistische Idee vor Theodor Herzl erfunden haben. Und bis heute ist kennzeichnend, dass christliche Zionisten radikaler auftreten als jüdische oder israelische. Göttlichen Willens gewiss, gehen sie über das wirkliche Geschehen in der Region und die Bestrebungen der dort lebenden Menschen zynisch hinweg.“ Lesen Sie bitte hier weiter: denker.org/cms/dfv/index.php?option=com_content&view=article&id=63:christlicher-zionismus&catid=39:Religions- und Kirchenkritik&Itemid=68
Deutsche Blutstiefel
Wenn es tatsächlich einen Israellobbyismus geben sollte, der mit „echtem“ Lobbyismus durch die Pharma-, die Rüstungs-, die Verteidigungs-, die Finanz-, die Agrarindustrie usw. vergleichbar wäre, dann ist dieser christlich und nicht jüdisch. Außerhalb Israels leben ca. 8 Millionen Juden, während allein die Zahl evangelikaler Christen auf ein paar hundert Millionen geschätzt wird.
Und da Israel wie jede Kolonialmacht seine Legitimation, seine finanzielle und militärische Unterstützung von außen erhält – solange bis der Wind sich dreht bzw. das Imageproblem für die verantwortlichen Politiker in den europäischen Regierungen bzw. der amerikanischen Regierung zu groß wird –, ist Israel als westliche Besatzungsmacht im weiteren Sinne auch eine christliche Besatzungsmacht. Hauptunterstützer/Mutterländer Israels sind schließlich „christliche Nationen“ wie Deutschland und die USA.
„Flüchtlinge sind Krebsgeschwür“
.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/israels-asylpolitik-fluechtlinge-protestieren-in-tel-aviv-12739877/fuer-ministerpraesident-12739910.html
Im Mai 2012 demonstrierten Bewohner (und Mitglieder der Knesset) in Süd-Tel Aviv gegen afrikanische Einwanderer. Ein Mob löste sich aus der Demonstrationsmenge und attackierte die Flüchtlinge gewalttätig. Benjamin Netanjahu verurteilte die Gewalttaten gegen die „Eindringlinge“.
Eine Umfrage des Jerusalemer Meinungsforschungsinstituts The Peace Index (Juni 2012) ergab, „dass sich 33,5 % der Juden und 23 % der Araber mit den jüngsten Gewalttaten gegen afrikanische Einwanderer identifizierten, die von Demonstranten und Bewohnern von Süd-Tel Aviv begangen wurden.“ In dem gleichen Zusammenhang bezeichnete ein Mitglied der Knesset, Miri Regev, sich „illegal“ in Israel aufhaltende Afrikaner als ein „Krebsgeschwür“ für Israel. Eine weitere Umfrage des The Peace Index (Ende Mai 2012) fand heraus, dass sich 52 % der Juden und 19 % der Araber mit dieser Aussage einverstanden erklärten.
Es gibt in Israel übrigens kein Asylgesetz.
Die Außerirdischen
Überraschen diese Zahlen? Nicht wenn man weiß, dass es eine Korrelation zwischen Religiosität und rassistischen Einstellungen gibt.
Laut der letzten Umfrage des Israelischen Demokratie-Instituts (IDI) von Oktober 2013 glauben zwei Drittel der jüdischen Israelis, dass das „jüdische Volk“ das „auserwählte Volk“ ist. Man stelle sich das gleiche Zahlenverhältnis bei Moslems vor: Über eine Milliarde Moslems von weltweit ca. 1,6 Milliarden Moslems heben bei der Frage „Sind Sie von Gott auserwählt ?“ die Hand. Der Islamische Staat würde sich bis nach Alaska ausbreiten!
Das Rückkehrgesetz
Das Rückkehrgesetz ist ein israelisches Gesetz aus dem Jahr 1950. „Nach diesem hat jeder Jude Anspruch auf die israelische Staatsangehörigkeit und auch nicht- israelische Juden haben mehr Rechte auf Land und Ressourcen als die nicht-jüdischen Staatsbürger Israels“, schreibt Petra Wild in Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina. Das Rückkehrgesetz proklamiert Israel als Heimat für alle Juden überall und ermöglicht grundsätzlich allen Juden weltweit auf Kosten der einheimischen/ansässigen Bevölkerung (also auf Kosten der Palästinenser) nach Israel in das gelobte Land/das verheißene Land/das biblische Land der Vorväter einzuwandern. Für die einen ist diese Idee romantisch bzw. zwingend aus der Geschichte heraus. – Für die anderen ist es klassischer Siedlerkolonialismus, da jüdische Einwanderer völkerrechtswidrig in den besetzten Gebieten angesiedelt werden.
Der Journalist, Politiker und Friedensaktivist, Uri Avnery, sagt in GEOEPOCHE Israel: „Ben Gurion schuf den Staat Israel, wie er heute ist, einen jüdischen Staat, in dem keine Trennung zwischen Religion und Staat besteht, in dem Nicht-Juden eigentlich Gäste sind, nicht Mitbürger, und Juden besondere Rechte genießen, und zwar nicht allein das Recht der Rückkehr, wie man immer annimmt und viele Israelis glauben.“
Kriegsverbrecher
Zwischen Bombenteppich und Pilgerboom
Der Konflikt zwischen dem palästinensischen Volk auf der einen Seite und Mitgliedern der jüdischen Religionsgemeinschaft auf der anderen Seite ist nur dann perspektivisch zu lösen, wenn das Rückkehrgesetz abgeschafft wird. Die Durchsetzung des Völkerrechts in Israel ist ohne Alternative!
Die Religion muss von der Politik getrennt werden. Das gilt nicht nur für andere (Perser/Araber/Muslime usw.), sondern auch für den „aufgeklärten“ Westen.
Wenn Millionen Christen und Juden für einen Apartheidstaat beten, weil sie diesen mit dem herannahenden Reich Gottes gleichsetzen, wenn Abermillionen Christen zu den „heiligen“ Stätten einer Apartheidstadt und Umgebung pilgern und in einer Trennmauer kein schreiendes Unrecht erkennen, sondern durch sie offensichtlich einen Abenteuerkick mit echten Soldaten erfahren, dann sollte in dieser bigotten und verblendeten Gesellschaft besser nicht die fehlende Aufklärung im Islam thematisiert werden.
Der Balken im eigenen Auge ist groß genug!
Trotz Gaza-Massakers kamen im vergangenen Jahr in etwa genauso viele Touristen nach Israel wie im Rekordjahr 2013. Nach Auskunft des israelischen Tourismusministers, Usi Landau, waren unter den Touristen 56 Prozent Christen und 24 Prozent Juden. Die übrigen Besucher gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an oder hätten keine religiöse Zugehörigkeit.
Postskriptum: Das Alte Testament ist keine Geschichtschronik, sondern ein religiöses Buch. „Jüdisches Volk/Volk der Juden“ ist somit ein spiritueller Begriff.
Gott („Abba, lieber Vater“) steht nicht über den Menschenrechten!
von Claus Folger
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Quellen – weiterführende Links
http://www.bh.org.il/databases/jewish-genealogy/
http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/strohmeyer_arn_Rezension_Israel_kontrovers.htm
http://www.davidsheen.com/racism/#overviews
http://www.fao.org/news/story/en/item/240924/icode/
http://www.adalah.org/en/law/index
http://en.idi.org.il/events/democracy-index/presentation-of-the-2013-israeli-democracy-index
http://www.zeitenschrift.com/news/israels-anwendung-von-folter-muss-auch-enthuellt-werden#.VNFLHS6oNVc
http://sicht-vom-hochblauen.de/die-cia-bezieht-sich-auf-eine-entscheidung-des-israelischen-gerichtshofes-um-ein-folterprogramm-zu-rechtfertig
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/redaktion/-kinder-in-kaefigen-menschenrechtsgruppe-wirft-israel-folter-vor.html
http://www.timesofisrael.com/most-israeli-jews-agree-africans-are-a-cancer/
http://www.peaceindex.org/indexMonthEng.aspx?num=242
http://www.compass-infodienst.de/Martin-Kloke-Christliche-Zionisten-eine-kritische-Darstellung.7851.0.html
http://www.pewforum.org/2014/07/16/how-americans-feel-about-religious-groups/pf_14-07-16_interreligiousrelations_all/
http://www.pewresearch.org/fact-tank/2013/10/03/more-white-evangelicals-than-american-jews-say-god-gave-israel-to-the-jewish-people/