von Henryk M. Broder
Annette Schavan ist gebildet, kompetent und emanzipiert. Sie hat eine akademische Ausbildung, Manieren und jenes Extra Stärke, das eine Frau braucht, um in einer von Männern dominierten Gesellschaft ernst genommen zu werden. Trotz dieser Tugenden schwärmt sie für den Islam wie ein Teenie für Justin Bieber. Was sie am Islam fasziniere, sagte sie in einem Interview, sei “die selbstbewusste Weise, die eigene Frömmigkeit zu leben”. Es gefalle ihr, “dass Muslime ihre Religion nicht meinen verstecken zu müssen”. [...]
Was Frau Schavan am Islam fasziniert, ist das, was aufgeklärte, liberale Moslems ins Exil treibt: Die Herrschaft der Mullahs, die untergeordnete Stellung der Frau, die Steinigung von Ehebrecherinnen und das Aufhängen von Homosexuellen, der blinde Gehorsam, wie er in den Religionsschulen gelehrt wird, die Verachtung für die Ungläubigen.[...]
…dass Muslime “ihre Religion nicht meinen verstecken zu müssen”, ist nichts, das Lob verdienen würde. Religion ist, wie Sex, Privatsache. Daheim können die Menschen machen, wozu sie Lust haben. Aber sie möchten bitte die Gardinen zuziehen. Denn zur Religionsfreiheit gehört auch das Recht, von religiösen Exerzitien der Anderen verschont zu werden. Das sollte eine so kluge Frau wie Annette Schavan eigentlich wissen.
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