Reiseträume im Kino: Hongkong 1938. Ein Vintage Travel Video

 

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Pünktlich zum Wochenende bin ich wieder auf ein wunderbares Vintage Travel Video gestoßen (für die ich langsam eine Schwäche entwickle): Hongkong, Gateway to China von 1938.

Der Schwarz-Weiß-Streifen stammt von André de la Varre (1904 – 1987). Der Mann war ein wahrhafter und leidenschaftlicher Reisender. Mit 17 kaufte er sich eine Kamera, drehte und verkaufte seine ersten Bilder – und fand sofort, dass eine “gute Methode ist, Geld zu verdienen”. Dabei blieb er, als Autor, Regisseur, Produzent – bei De la Varre war alles self made. Er drehte kurze Dokumentationen, 11 bis 22 Minuten lang, die damals in den Kinos gespielt wurden, zwischen der Wochenschau (newsreel) und dem Hauptfilm. Und er drehte hunderte davon. Eine Liste, die mir aber nicht vollständig erscheint, hat die IMDB.

De la Varre war war kein Exot, kein ewig durch die Welt tingelnder Außenseiter. Das Genre des Travelogue, das er mit erfand und bediente, spülte den Produzenten richtige Geld in die Kassen. Zehn, fünfzehn Minuten Staunen und Träumen über die große weite Welt – vor dem Drama und der Spannung des Hauptfilms – das gehörte bis in die 60erJahre zum Kinoerlebnis wie heute Cola und Popcorn.

In diesem Genre war De la Varre äußerst erfolgreich. Zwei Oscars sind dokumentiert, in der Kategorie “Dokumentation auf einer Filmrolle” (die Kategorie wurde Mitte der 50er Jahre abgeschafft). Einen Academy Award erhielt er für eine Kurzreportage über den Palio in Siena, einen für eine Doku über Hollywood-Schauspieler. Eine österreichische Website aus dem Ort, wo De la Varre im Alter lebte, spricht sogar von 11 Oscars und 22 Nominierungen – doch da haben die Österreicher es möglicherweise etwas allzu gut gemeint.

Hongkong also. Die Bilder sind einfach superb und sprechen für sich. Männer in Tropenhelmen, zierliche chinesiche Damen in knöchellangen Seidenkleidern und mit Sonnenschirmen. Von Kulis geschleppte Sänften als Taxis

Beim Kommentar lohnt es sich, genau hinzuhören. Hongkong war damals britische Kronkolonie, Britain’s Pride of the East. Eine Million Chinesen wuseln und werkeln da emsig und fleißig herum, erzählt der Off-Sprecher, und 20.000 Europäer leben in der Stadt, who guide and minister them. Tja, wir Europäer, die natürlichen Herren der Welt. Und so weiter im entspanntesten und heitersten Kolonialherrenton.

De la Varre hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er mit seinen Filmen die schönen und erfreulichen Seiten des Planeten Erde zeigen wollte. Insofern ein würdiger Vorgänger von uns heutigen Reise-Journalisten.

Lustige Sprach- und Schriftpannen zwischen West und Ost gab es damals übrigens auch schon. Che Wing Gum ist kein berühmter Chinese aus der Sippe der Che. Sondern Kaugummi.

Enjoy.

Wer nun ebenfalls eine Schwäche für historische Reise-Film entwickelt: Der Youtube-Kanal des Travel Film Archive ist eine Fundgrube.


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