Reisetagebuch – Teil 7 (Schluss)

Reisetagebuch – Teil 7 (Schluss)Tag 13 – 25.07.2011

Wir waren eben unterwegs in der Stadt und es gelang mir, eine Süddeutsche zu kaufen. Eine Zeitung von heute! Natürlich ist die Bluttat von Oslo das beherrschende Thema. Im Leitartikel finden Layendecker und Richter erstaunlich deutliche Worte über die politische Gesinnung des Attentäters. Das zumindest macht Mut und widerlegt meine Befürchtungen von gestern. Einen Satz möchte ich zitieren: „Etliche Male zitiert er [in seinem Manifest] zum Beispiel den Publizisten Henryk M. Broder…“
Wann immer ich vor Broders einseitigem Blick auf den Islamismus und die Gefahr, die darin liegt, dass er sich missverständlich ausdrückt, warnte, wurde ich dafür angegriffen. Oft auch von Freunden, die – wie ich – jeder Religion kritisch gegenüberstehen. Aber oft habe ich den Eindruck gewonnen, dass vielen von uns jede Stimme Recht ist – wenn sie sich nur kritisch äußert. Kaum jedoch wird wahrgenommen, dass Kritik und Kritik zwei unterschiedliche Dinge sein können. Wenn der Zentralrat der Ex-Muslime Deutschlands gegen die Wahlveranstaltung eines Pierre Vogel auftritt ist das etwas sehr verschiedenes von der Gegendemo der Partei „Die Freiheit“.
Erstere kritisieren die Religion und warnen vor der ihr innewohnenden politischen Macht. Die anderen kritisieren Menschen, deren „Schuld“ darin besteht, in eine muslimische Gesellschaft hineingeboren zu sein.
Broder gehört leider – trotz seines Wortwitzes – zu den Zweitgenannten. Mir ist klar, dass er oft genug nur um der Provokation Willen krakeelt (erinnert sei an sein „Angebot“, den Vorsitz des Zentralrates der Juden in Deutschland zu übernehmen). Und man muss schon genau hinschauen, um bei ihm trennen zu lernen zwischen Provokation und wirklicher Überzeugung.
Nun kann man nicht erwarten, dass Leute wie der Attentäter oder Ähnliche dies begreifen können. Dazu mangelt es ihnen schlicht an kognitiven Möglichkeiten. Und ganz sicher kann man Broder keinen Vorwurf daraus machen, dass der Attentäter von Oslo ihn mehrfach zitiert.
Aber – und damit schließe ich an mein gestern Geschriebenes an – wer es unwidersprochen hinnimmt, dass die äußerste Rechte Zitate benutzt (wie im Falle der NPD aus Sarrazins Buch zitierte) um ihre menschenverachtenden Ziele darzustellen und wer sich dagegen nicht wehrt (wie zum Beispiel Nazanin B. bei der Gegendemonstration in Hamburg) und klarstellt, dass nicht jeder Feind meines Feindes mein Freund ist, darf sich nicht wundern, in diesen Zusammenhängen genannt zu werden.

Bei allem Leid, bei allem Entsetzen über das, was in Oslo geschah: es wird auch in Deutschland bitter nötig werden, eine Diskussion zu führen und zu lernen, Dinge beim Namen zu nennen; Namen zu nennen.

***

So ein wenig Wehmut überkommt mich schon bei dem Gedanken, morgen Nacht wieder nach Berlin fliegen zu müssen. Ich könnte es gut und gern noch einige Zeit lang hier aushalten. Deshalb habe ich heute einen nachmittäglichen Abschiedsspaziergang durch die Stadt gemacht. Weil ich den Hafen besonders liebe war ich vor allem in seiner Umgebung unterwegs. Und erlebte die Heimkehr der Fischer.
In einer großen Halle wurde der Fang direkt von den Schiffen versteigert. Kistenweise Fische, deren Namen ich nicht kenne, deren großen Augen dunkel an die Decke starren. Berge an Krabben, Tintenfischen und meterlange Schwertfische.
Auch von den Schiffen wurden kleinere Mengen an Fisch verkauft: Sardinen (vermutlich), Fischen die Heringen ähneln, Filets und eine ganze Kiste Fischköpfe. Im Wasser des Hafens tanzten wie immer Massen an Jungfischen um die Fangschiffe und ernährten sich von den ins Meer gespülten Fischabfällen.

Tag 14 – 26.07.2011

Ich will und ich will nicht: in 24 Stunden sind wir – wenn alles klappt – wieder in Berlin. In 5 Tagen bin ich wieder im Büro. Wenn Erstgenanntes noch ok ist… zum Zweiten hege ich nicht die geringste Lust.

Was tut man am letzten Tag in der Ferne? Abgesehen davon, die Wohnung zu putzen, die Koffer zu packen (und dabei festzustellen, dass man nicht mehr alles hinein bekommt), das Auto zu tanken und leicht melancholisch aufs Meer zu starren?

Tag 15 – 27.07.2011

Die Stunden, die uns am Beginn der Reise fehlten (und noch einiges mehr) sind wir bei der Heimreise zu früh am Flughafen. Seltsam und unerklärlich: für die Fahrt von Malaga in die Stadt unserer Unterkunft benötigten wir fast doppelt so viel Zeit wie für die Fahrt zurück. Nun sitzen wir hier auf einem Flughafen, von dem Nachts weder ein Flugzeug startet noch eines landet. Und es sind noch gut vier Stunden, die wir hier ausharren müssen.

An den Türen des Gebäudes und auf den Fußböden steht riesengroß „WiFi“ – nicht einmal ganz klein steht jedoch dabei, dass es kostet. Und nur in Spanisch sind die Informationen verfügbar, wie viel. Aber eine Mailadresse und eine Kontoverbindung möchte die Anmeldeseite von mir haben. Ooch nee, dann warte ich dann doch noch die paar Stunden bis zu Hause. Und schau, ob ich hier irgendwie ne Mütze voll Schlaf bekommen kann.

Aber eines noch: auf der Fahrt hierher habe ich den wahrscheinlich grandiosesten Sternenhimmel seit vielen Jahren gesehen. Fern von allen Lichtern der Städte, ein unbewölkter Himmel… nur Schade, dass man nicht einfach auf der Autobahn anhalten und staunen kann…

Nic

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