Tag 9 – 21.07.2011
Gestern Abend haben wir den Fernseher eingeschaltet. Irgendetwas lief. Unter anderem aber auch Nachrichten und Wetterbericht. Und wir sahen, dass Deutschland im Regen ertrinkt und Frau Merkel noch immer keine Meinung oder den Ansatz einer Ahnung hat. Sie gerät an die Grenzen ihrer Politik des Aussitzens. Während die Titanic untergeht steht sie noch immer auf der Brücke und sondert inhaltsleere Sprechblasen ab. Da ist es kein Wunder, dass es tagelang regnet.
Von „democratia real! YA!“ habe ich hier bisher nichts mitbekommen. Die Menschen wirken nicht bedrückt. Aber vielleicht möchten sie einfach nicht an Politik denken? Mein Interesse daran ist in diesen Urlaubstagen ja auch eher gering. Am Tage ist es zu heiß und die Abende viel zu schön als dass die hässliche Politik ins Leben eindringen darf.
Gestern hatte ich so eine Anwandlung… und wollte eine deutsche Zeitung kaufen. Allein: es gab nur das Revolverblatt aus dem Hause Springer mit den vier Großbuchstaben. Doch das würde ich nicht einmal lesen, wenn es umsonst gewesen wäre. Diese papierne Umweltverschmutzung als einzige deutsche Zeitung in Spanien: was macht das für ein Bild von Deutschland im Ausland? Da bin ich dann doch wieder froh, dass hier kaum jemand meine Sprache versteht.
Tag 10 – 22.07.2011
Ich war heute sehr faul; schreibfaul. Es ist inzwischen schon fast der 23. und ich habe heute nichts geschrieben. Aber wir waren unterwegs: wieder oben in dem kleinen Dorf in den Bergen – 600 Meter über dem Meeresspiegel auf dessen Höhe wir derzeit wohnen. 600 Höhenmeter in einer einzigen, serpentinenreichen Straße. Da brauche ich mich nicht zu wundern, wenn es in den Ohren knackt während der Fahrt bergauf.
Dort oben habe ich das erste mal in den zehn Tagen auch kurz einen Internet-Zugang gehabt. Kurz Mails checken (264) drei mir wichtig vorkommende beantworten, eine schreiben; fertig, Alles andere kann warten und hat Zeit, bis wir wieder in Berlin sind. Und dieser Zeitpunkt rückt immer näher. Wir sind schon längst über das Bergfest hinaus. Doch wenn ich mir so den Wetterbericht ansehe… dann zieht mich wenig nach Haus.
Die Freunde meines Gastgebers sprechen allerdings häufig davon, dass sich das Klima hier in Südspanien verändert hat. Die Winter wären länger und kühler; die Sommer feuchter und bewölkter. Das ist auch für mich zu erkennen: als ich das erste mal hier war, gab es in drei Wochen einen Tag, an dem Wolken am Himmel zogen. Es mag Zufall sein; aber in diesem Jahr waren jeden Tag, jeden Nachmittag die Berge wolkenumhangen.
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