Tag 1 – 13.07.2011
Schon allein die Reise von der Haustür zum Flughafen artete in ein Abenteuer aus: Von der Berliner Mitte bis nach Schönefeld brauchten wir 90 Minuten. So kam, was kommen musste: Nur mit Bitte-Danke-Entschuldigungs-Vorgedrängel und Zoll-Menschen-Bequatschung konnten wir auf die allerletzte Minute einchecken. Wer jedoch Schönefeld kennt, weiß vielleicht, dass das Gate 65 das am weitesten vom Eincheckort entfernte ist. Und so kamen wir ziemlich gehetzt dort an und waren auch die Letzten, die hineingelassen wurden. Im Flugzeug dann – das Gepäck war irgendwo über fremden Köpfen verstaut – saßen wir in brütender Hitze, als der Kapitän uns eröffnete, dass das Flugzeug wegen der Lotsen eine halbe Stunde später starten würde.
Aber dann flog es und landete sogar auch wieder in Malaga. Ich hatte in Deutschland bereits ein Auto gebucht. Und es gibt nichts peinlicheres, als dort vor den Tresen von etwa 10 Anbietern zu stehen, den Ausdruck in der Hand mit dem Nachweis des Gebuchthabens… aber nicht mehr zu wissen, bei welchem Anbieter.
Na ja, ich hab mich halt durchgefragt: ich kann kein Wort Spanisch, die trotzdem sehr freundlichen Damen und Herren hinter den diversen Tresen kein Deutsch. Aber dann klappte es und nach dem Austausch von Freundlichkeiten, Visakarten und „driver licenses“ konnte ich meine Papiere nehmen und wurde rechts (dreimal wiederholt) aus dem Ausgang zur Autoabholung geschickt. Nur gut, dass ich schon einmal in Malaga landete und das gleiche Prozedere hinter mich gebracht hatte: ich bog links ab und fand schnell „mein“ Auto.
Raus aus dem Flughafengelände und nicht jedem Hinweisschild nach Almeria folgend fand ich fix die richtige Autobahn… und fuhr dann noch vier Stunden. Immerhin: die Straßen von Palmen und Olivenbäumen gesäumt und bis auf auffallende Ausnahmen fuhren die Leute immer genau nach Vorschrift. Ja, das ist eine Bemerkung wert Ich finde nämlich, dass 120 km/h auf einer Autobahn ein ziemlich gemütliches Fahren ist.
Auf der Reise haben wir drei Telefone mit. Eigentlich sogar vier, denn eines hat eine spanische Karte. Das war auch gut so, denn mit zwei Telefonen gab es kein Netz und das, was ging, war so teuer, dass ich mir davon viele Glas Rotwein leisten kann. Also: alle Telefone sind ausgeschaltet. Und für das mit der spanischen Karte fehlte die PIN für eben diese.
Wir haben trotzdem unseren Bestimmungsort gefunden, zünftig gegessen (Tomaten, Zwiebel und Brot), haben die Füße ins Mittelmeer getaucht und nun sitze ich mit meiner ersten Urlaubspfeife auf der Terrasse und schreibe diese Zeilen.
Hatte ich erwähnt, dass ich hier auch keinen online-Zugang habe? Drum mache ich Ferien und will es auch dabei für heut belassen. Morgen mehr…
Tag 2 – 14.07.2011
Spatzen, Elstern und auch Schwalben sind keine ungewöhnlichen Vögel. Ganz im Gegenteil; bevölkern sie doch auch den Innenhof des Hauses in Berlin, in dem ich wohne. Allerdings wirkt es ein wenig erstaunlich (befremdlich?), Spatzen in riesige Yuccapalmen tschilpen zu hören. Das ist, als hätte irgendwer die Landschaft vertauscht und mich und die Vögel von zu Haus dorthin versetzt.
Doch dieses Licht; das gleißende Licht des Mittags im Süden ist unvergleichlich! Die Sonne steht fast senkrecht über der kleinen Stadt; kein Platz, der schattig ist.
Als ich heute früh auf die Terrasse trat, zogen dunkle (!) Wolken vom Meer ins Landesinnere. Daran ist in diesen Mittagsstunden keine Erinnerung mehr. Auch das weiße Auto, das heute den ganzen Vormittag durch die engen Gassen fuhr und mittels Lautsprecher entweder etwas verkaufen wollte oder eine bestimmte Partei anpreisen, ist verstummt. Auch sein Fahrer wird im Inneren eines der kühlen Häuser liegen und die brütende Hitze abwarten. Irgendwo in der Ferne kreischt eine Kreissäge.
Gestern Abend im Licht des Vollmondes trötete in der Nachbarschaft irgendwer auf einer missgestimmten Posaune. Kinder spielten auf dem Plasa neben dem Haus; ihr fröhliches Gekreische begleitete mich in den Schlaf.
Auf den Gassen stehen weiße Plaststühle, Menschen sitzen darauf; rauchend, redend, lachend bis tief in die Nacht. Aus geöffneten Fenstern der parkenden Autos kreischt Musik zu der kleine Kinder tanzen. In den Gassen bricht sich der Lärm tausendfach und bildet ein Gewebe aus Stimmen und Lauten unter dem dunklen Himmel.
Heute Vormittag lag ich lesend im Schatten auf der Terrasse. Zu mehr war ich heute nicht in der Lage. Ich muss erst mal an- und in den Erholungsmodus kommen.
***
Inzwischen ist es halb zwölf. Am Abend. Die Strandpromenade ist voller Menschen; von kleinen, greinenden Kindern bis zu älteren Matronen mit ihren Männern und Hunden. Es ist ein sehr anderer Lebensrythmus, der diese Stadt bewegt; einer, an den wir uns erst gewöhnen müssen. Einen großen Teller Salat und etliche Kalmariringe später gehen wir durch das Gewusel auf der Strandpromenade. Es ist die gleiche, die am Tage menschenleer war. Auf einigen Bänken sitzen attraktive Afrikanerinnen und bieten das Flechten von Zöpfen an. Mein Sohn meint, da mein Bart schneller wächst als mein Haupthaar solle ich einige Tage warten und mir den Bart flechten lassen. Ich denke darüber nach…
Nic