Reisereportagen: Laos - über den Mekong nach Luang Prabang

Von Mrcoconutyoga @DerScheinwerfer

Nach kurzen Impressionen in den Sehnsuchtsorten, vertiefe ich das in einer neuen Rubrik mithilfe von Reisereportagen. Zum Einstieg möchte ich Euch den Norden von Laos vorstellen.

Die französischen Kolonialherren prägten ein Sprichwort über die Bewohner Indochinas (das sich auf Teile von Vietnam, Kambodscha und Laos erstreckte):
„Die Vietnamesen pflanzen den Reis, die Kambodschaner beobachten sein Wachstum und die Laoten hören dem Reis beim Wachsen zu.“
Zur Einordnung
Im Januar 2011 war ich mit kurzen Unterbrechungen seit etwa eineinhalb Jahren unterwegs. Immer wieder hat es mich nach Asien gezogen. Ich reiste in der Gesellschaft zweier guter Freunde nach Laos. Der eine begleitete mich nun seit 3 Wochen und wir hatten zwei davon auf den Inseln im Golf von Thailand verbracht. Er war der Einzige, der es wahrgemacht hatte und mich während meiner Reise besuchen gekommen war; ich hatte mich riesig gefreut und wir haben eine entspannte Zeit verbracht. Nach einer Woche im Dschungel im Inselinnern von Ko Pha Ngan hatten wir uns nach einer 36-stündigen Reise im Norden von Thailand, in Chiang Mai, wiedergefunden. Bei dem kurzen Aufenthalt trafen wir auf Pete, meinen finnischen Freund, den ich seit Bombay nicht mehr gesehen hatte. Zuvor hatten wir eine entspannte Zeit im indischen Goa verbracht. Die Wiedersehensfreude war groß!
Mekong
Unser Ziel war Luang Prabang im Nordwesten von Laos. Wir fuhren über Nacht an die Grenze und dort bestiegen wir ein Boot, das uns in zwei Tagen über den Mekong direkt nach Luang Prabang bringen würde. Die gemächliche Ankunft in einem fremden Land unterschied sich wesentlich von allen bisherigen Erfahrungen und ich fühlte mich von Anfang an mit dem Land verbunden. Ich saß die meiste der Zeit in Heck des Boots, von wo aus ich den schönsten Blick genießen konnte. Gemächlich zogen wir in aller Seelenruhe an wundervollen Landschaften entlang. Kleine Dörfer zeugten davon, wie traditionell viele Menschen noch immer leben. 

Der Wasserstand des mächtigen Mekong-Stroms war sehr niedrig, so dass viele Felsen und kleine Sandbänke auf beiden Seiten des Flusses frei lagen. Umgeben war er von saftigen grünen Hügeln und Bergen im Hintergrund, die eine beruhigende Wirkung auf mich hatten. Eine geradezu meditative Gelassenheit breitete sich in mir aus. Es besteht auch die Möglichkeit, die Strecke mit dem Schnellboot zu befahren, aber das hielt ich für völlig unpassend. Mal abgesehen davon, dass es oft zu verheerenden Unfällen kam, sah ich überhaupt keinen Sinn darin, an dieser wunderschönen Landschaft vorbei zu rasen, als gäbe es kein Morgen. Wie sollte da innerer Frieden aufkommen? Hauptsache schnell. Wir leben in merkwürdigen Zeiten…
Der Übernachtungsstopp in einem kleinen Weiler war etwas verstörend. Viele Kinder und Jugendliche warteten bereits auf die allabendliche Ankunft des Bootes und versuchten Marihuana und Pilze an die Neuankömmlinge zu verkaufen. Und manch einer war ohne zu zögern bereit, direkt am Pier Drogen zu kaufen. Wie bescheuert konnte man eigentlich sein? Man brauchte doch keinen Hochschulabschluss, um zu begreifen, dass sich ein Polizist im Hintergrund befand, der sich schon auf eine saftige Zusatzeinkunft freute. Wie man Drogen von einem Kind kaufen kann, erschließt sich mir erst recht nicht. Darüber hinaus warteten Hotelschlepper bereits auf ihren Fang. Eine staatliche Anzahl für solch einen kleinen Weiler. Was mag man wohl in diesem Ort von dem Tourismus halten, der immer stärker anzog? Sicher, der Tourismus war ein wichtiges Einkommen, aber ich stellte mir vor, dass viele dem Boot hinterherspuckten, wenn es wieder auslief. Da kamen all diese zumeist sehr jungen Leute, suchten sich einen Schlafplatz, betranken sich und kifften und am nächsten Tag waren alle wieder weg. Ein allabendlicher Spuk!
Generell ist es eine Krux mit dem Reisen. Man ist Teil der Veränderung, die man bisweilen so kritisch beobachtet. Dessen bin ich mir bewusst.
Luang Prabang
Nach zwei Tagen auf dem Boot hatte ich mich sattgesehen und ich war erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Luang Prabang wohnt ein Zauber inne. Generell hatte Laos sofort einen Platz in meinem Herzen erobert. Nie zuvor fühlte ich mich so willkommen in einem unbekannten Land gefühlt.
Aber was machte diese Magie aus? 
Luang Prabang ist seit Jahrhunderten das spirituelle Zentrum von Laos. Der Buddhismus ist von einer ungebrochenen Lebendigkeit, was die vielen jungen Mönche, denen man begegnet, unterstreichen. Zahllose Tempel prägen das Stadtbild. 

Ein Ort, der Frieden ausstrahlt. Ich liebte auf Anhieb die unglaublich freundlichen und zurückhaltenden Einheimischen, die Landschaft mit ihrem betörenden Grün und die Altstadt - wie eine Halbinsel begrenzt vom Mekong und dem Nam Khan, einem weiteren Fluss – eine einmalige Lage. Die Ufer des Nam Khan waren gesäumt mit kleinen Gärten voller Vielfalt. An den Flussufern finden sich kleine Lokale, die zum Verweilen einladen. Am Horizont winken die höheren Berge im Norden. 

Am höchsten Punkt der Halbinsel befand sich eine Stupa, von der man einen wundervollen Blick über die Umgebung hat, ganz besonders beeindruckend während des Sonnenunterganges. Der Nachtmarkt in Luang Prabang war mit Abstand der schönste, den ich je gesehen hatte. Wirklich tolle und oft einzigartige Produkte, vor allem Stoffe, Schals, aber auch Holzschnitzereien, Amulette, Gemälde und vieles mehr. Dazu freundliche Händler, die man auch mal beim Handeln anlächeln konnte, ohne seine Verhandlungsposition zu verlieren. Das war der Ort, um einige Besorgungen zu machen. Ich liebte die Ruhe und Ausgeglichenheit, die all das zusammen in mir erzeugte.

Ich machte mir ernsthafte Gedanken, ob das nicht ein Ort sein könnte, an dem ich für einige Zeit leben könnte. Definitiv war Luang Prabang kein wirkliches Backpackerziel. Es zog zwar auch klassische Backpacker an, aber noch mehr reichere Touristen, was sich auch im Preisniveau niederschlug.

Viele Besucher waren Franzosen, nachdem Laos Teil des französischen Indochina (1893 bis 1953) gewesen war. Der Kolonialflair ist auch heut noch deutlich sichtbar in Architektur und Küche. Den „Schlangenschnaps“ habe ich mir allerdings entgehen lassen…


Ich genoss die Zeit in Luang Prabang in vollen Zügen und war wirklich glücklich, wie es mir nicht allzu oft in meinem Leben gegangen war. Ich war mit mir im Reinen.
Ausblick
Insgesamt habe ich vier Wochen in Laos verbracht. Im Nordosten des Landes – an der Grenze zu Vietnam im Osten und China im Norden – musste ich einiges über ein recht unbekanntes Stück Weltgeschichte lernen. Die Laoten mussten in ihrer jüngeren Geschichte viel Leid erfahren. Das wird dann ein sehr politischer Blog…
Weiter ging es in den äußersten Süden auf die viertausend Inseln. Hier verbrachte ich einige sehr, sehr entspannte Tage. Und von dort aus stieß ich nach Angkor Wat und an die Küste Kambodschas vor. Näheres dazu bald…