In wenigen Sekunden nach Tokio, London oder Moskau zu teleportieren ist eine schöne Vorstellung. Was bereits heute per Google Maps möglich ist, könnte eines Tages Realität werden. Doch wer garantiert uns, dass die Seele dabei erhalten bleibt?
Fortbewegung, die Hürde der Gesellschaft. Die Welt sähe ganz anders aus, müsste man nicht ins Auto, in den Zug oder ins Flugzeug steigen und unzählige Stunden mit Fortbewegung verbringen. Star Trek macht vor, wie das einfacher geht: Beamen. Wie praktisch wäre es, im Internet einzukaufen und kaum klickt man auf "Bestellen", erscheinen die Waren auch schon zuhause in der Teleporterkammer. Soweit, sogut, aber was ist mit Menschen? Chefingenieur Montgomery Scott von der USS Enterprise beamt zwar ständig Leute hoch, sich selbst würde er jedoch nie auflösen und anderswo wieder zusammensetzen. Ich finde, der Mann hat vollkommen Recht!
Machen wir aber zunächst einen Sprung in die digitale Welt, wo man (zumindest technisch gesehen) jeden Punkt mit nur eimem Klick erreichen kann. Aber halt, das wäre viel zu einfach für den Spieler. Ausserdem würde er dann die ganzen spannenden Situationen verpassen, die beeindruckenden Grafiken nicht sehen und -natürlich- nicht den lustigen, tiefgründen oder einfach nur attraktiven Begleitern begegnen, auf die er im späteren Verlauf seiner Reise angewiesen sein wird. Nicht zu vergessen die unzähligen Nebenquests, geheimen Banditenverstecke und zufälligen Höhlen, die er unterwegs findet, um sich daran zu bereichern und zusätzliche Kampferfahrung zu sammeln. In Videospielen wird der Weg zelebriert und nicht selten ist das Ziel dabei völlig nebensächlich. Eine gekürzte Version von Super Mario, in der das Ziel immer direkt neben dem Start liegt, wäre in 2 Minuten durchgespielt und (mit Ausnahme der Bosskämpfe) völlig uninteressant. Die Levels sind es, die den Spass bereiten, die Geschick, Können und je nach Version auch Teamarbeit herausfordern, auf dass die Spieler sich daran behaupten mögen.
Es geht aber auch anders. Jahrelang mussten Videospieler, nachdem sie sich in den tiefsten Gewölben die Taschen prall gefüllt hatten, den mühsamen Weg zurück in die nächste Stadt antreten. Zurück durch die leergeräumten Sääle, vorbei an den ausgelösten (oder entschärften) Fallen, durch die gelösten Rätselräume und aufgeschlossenen Türen, bis endlich zum Tageslicht und dann noch ein Stück durch die Wildnis bis zur Stadt und noch ein Stückchen weiter bis zum Händler, der einem den ganzen Plunder für reichlich Gold abkauft. Und dann nochmal denselben Weg zurück ins Gewölbe, schliesslich gehts da ja noch weiter. Das alles änderte sich, als Blizzard in "Diablo" auf die Idee kam, diesen Transportweg abzukürzen. Das "Town Portal" war erfunden. Endlich konnte der Held mitten im Beutezug ein Portal öffnen, landete mit dem nächsten Schritt im Dorf und konnte dort seine Taschen leeren und sich neu ausrüsten, Heil- und Manatränke nachkaufen und sich direkt im Anschluss wieder in die Schlacht stürzen. Die Idee solcher Portale wird seither immer wieder aufgegriffen und im Spiel "Portal", wo der Spieler Ein- und Ausgang mit Hilfe einer Portalkanone selbst platzieren kann, bis zum Äussersten zelebriert.
Praktische Sache also, so ein Portal. Anders als beim Beamen wird hier nicht die Person transportiert sondern der Raum so weit gekrümmt, dass man mit einem Schritt direkt zum Zielort gelangt. Schöner noch; wie durch ein Fenster kann man durch das Portal genau sehen, was einen auf der anderen Seite erwartet. Selbst Scotty hätte damit kein Problem, und ich auch nicht. Leider aber sind Portale noch viel mehr Science-Fiction als das Beamen (welches wir im Labor ja bereits mit einzelnen Teilchen hinkriegen).
Aber was genau passiert nun eigentlich beim Beamen? Für den unwissenden Betrachter läuft es ganz einfach ab; das Zielobjekt wird langsam aufgelöst, fliesst als Materiestrom zum Zielort und erscheint dort schliesslich wieder. Und das alles in der Regel drahtlos, quer durch die Luft. Meinetwegen. Ein entscheidendes Detail kommt dabei aber nie zur Geltung, nämlich was mit dem ursprünglichen Objekt tatsächlich geschieht: Es wird zerstört. Wer sich ein bisschen mit Computern auskennt, wird die Analogie dazu im "Verschieben" einer Datei finden. Konkret wird die Datei zuerst kopiert und, wenn alles geklappt hat, am Ursprungsort schliesslich gelöscht. Nach diesem Prinzip funktioniert auch das Beamen, wenngleich Kopieren und Löschen gleichzeitig stattfinden.
Daraus ergibt sich eine interessante Variante, nämlich was passiert, wenn das Originalobjekt nicht gelöscht wird. In Star Trek selbst wird dies mitunter behandelt, vor allem aber zeigt der Film "The Prestige", den ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann, die beängstigenden Konsequenzen dieser Technologie. Aber auch so kann man sich gut ausmalen, worin die grosse Gefahr beim Beamen besteht: man wird dabei nicht einfach transportiert sondern getötet und anderswo lebt fortan eine Kopie weiter. Freilich wird die Kopie sich nicht beschweren; aus ihrer Sicht hat schliesslich alles wunderbar und nahtlos geklappt. Für alle, ausser den ursprünglichen Passagier, ist Beamen also eine wunderbare Methode zu reisen.
In diesem Sinne werde auch ich irgendwann Shuttles benutzen, statt mich direkt auf ein Raumschiff beamen zu lassen. Sicher ist sicher. Aber wer mich besuchen möchte, darf gerne jederzeit den Teleporter verwenden.