Reisen und damit Geld verdienen? Teil 2 – Wie mich die Jobs verändert haben

Von Melanie @carinzil

Wilkommen zu meinem zweiten Teil Reisen & damit Geld verdienen.

Im ersten Teil habe ich euch berichtet wie ich an diverse Jobs gekommen bin.
Hier im zweiten Teil möchte ich euch zeigen wieso es gut ist im Ausland Arbeitserfahrung zu sammeln. Wie mich das ganze positiv verändert hat und wie es auch euch verändern kann.

Größeres Selbstbewußtsein
Würdet ihr mir glauben, wenn ich euch sage, dass ich früher die kleine graue Maus war? Dass ich diejenige war, die 2 Jahre lang von einer ganzen Jahrgangsstufe gemoppt und geschlagen wurde mit dem einzigen Grund, dass ich zu “Fett und Häßlich” für diese Welt sei?
Tja, kaum zu glauben, aber genau diese Person war ich.
Schon damals habe ich nach einiger Zeit mein Selbstbewußtsein zurück bekommen durch einen neuen, tollen Freundeskreis und dadurch, dass ich lernte Schlagfertig zu werden, aber dem Ganzen noch einen oben drauf gesetzt hat das Reisen und auch das Arbeiten auf Reisen.
Auf Reisen habe ich gelernt, dass alle Nationen, Religionen, Körpergrößen, Geschlechter, Weltanschauungen zusammen in Frieden leben können ohne, dass jemand ausgestoßen wird.
Vor allem aber während meiner Jobs. Schon in Neuseeland während meiner Zeit bei der ANZ National Bank und bei Vodafone NZ arbeitete ich in einem internationalen Team verschiedener Altersklassen.
In Finnland grenzte sich das ganze schon wieder etwas ein, da wir hauptsächlich ein deutschsprachiger Betrieb waren – aber auch hier arbeiteten wir mit ein paar Nationen zusammen.
In Island hatten wir internationales Publikum im Gästehaus und ich lernte zum Beispiel auch, dass ich mich mit französischen Kindern nur mit Hilfe von Händen und Füßen unterhalten kann.
Jetzt auf dem Schiff arbeiten wir mit 40 verschiedenen Nationen aus den unterschiedlichsten Kulturen zusammen und jeder akzeptiert den anderen so wie er oder sie ist.
Ein internationales Team gibt also dem Selbstbewußtsein und dem Selbstvertrauen einen riesigen Kick.

Englisch verbessern
Natürlich geht das Folgende auch mit anderen Sprachen – jedoch beziehe ich mich hier auf Englisch, da dies die einzige Sprache ist, die ich fließend spreche. (Schwedisch, Isländisch und Französisch schaffe ich, wenn ich mich anstrenge etwas Smalltalk)
Vor meinem Backpacking-Trip habe ich auch schon relativ gut Englisch gesprochen. Zumindest glaubte ich das. Als ich dann in meinem ersten Hostel in Singapur saß war ich total verzweifelt, vor allem weil ich den ersten Abend mit einer Gruppe von 30 Engländern, Iren und Schotten verbrachte.
Natürlich prägt das Reisen an sich auch eure Englische Sprache, aber sind wir mal ehrlich: Wie viele Deutsche trifft man auf Reisen? Selbst wenn ihr versucht nicht mit so vielen Deutschen zu reisen (was mir erstaunlich gut gelungen ist) – sie sind überall.
Während dem Arbeiten im Ausland kommt man meistens ums Englisch gar nicht herum. Und damit meine ich nicht ein “Smalltalk”-Englisch, sondern Buisiness Englisch.
Ich habe Kunden in einer Bank zu Versicherungen für ihre Häuser beraten. Hätte mir das jemand früher gesagt hätte ich ihn oder sie dafür ausgelacht. Aber auch wenn meine Telefonate anfangs recht stolprig waren, wurden sie mit der Zeit immer besser.
Nach nur wenigen Monaten reisen und arbeiten wurde ich nicht einmal mehr für eine Deutsche gehalten wenn mich jemand zum ersten Mal traf. Eine der größten Ehren die mir je zuteil geworden sind.
Ihr seht also – internationale Jobs bringen die Sprachbarrieren zum Umfallen.

Das Touristen-Leben aus einer anderen Perspektive sehen
Ich weiß ziemlich sicher, dass ich selber noch nie eine große Nörglerin war, was Hotelzimmer angeht oder wenn das Wetter dann doch mal einen Tag nicht meinen Vorstellungen entspricht.
Schon im Reisebüro lief ich natürlich diesen seltsamen Wesen über den Weg, die sich beschwerten, ihr 14-tägiger Spanien-Aufenthalt wäre ein Reinfall gewesen, nur weil es einen Tag geregnet hätte, aber erst durch diverse Auslandsjobs fällt einem auf wie dreist manche Menschen sein können.
Mir war auch schon vorher bewußt, dass das Leben im Tourismus kein Zuckerschlecken ist, dass aber SO VIEL dahinter steckt weiß man erst, wenn man selber einmal in diesem Bereich gearbeitet hat.
Nie werde ich zum Beispiel ein Zimmer im Gästehaus auf Island vergessen welches meine Kollegin und ich öffneten um zu putzen und uns ein widerlicher Geruch von Schimmelfisch entgegen sprang. Wir beschlossen das Zimmer uns zum Schluss auf zu heben und lüfteten erst einmal durch nachdem wir das gröbste des Chaoses bereinigt hatten. (Es sah aus, als wäre der 3. Weltkrieg ausgebrochen) Drei Stunden später wagten wir uns wieder an das Zimmer – und es stank immer noch so sehr. Gott sei Dank war es die nächste Nacht nicht vergeben und am nächsten Tag ging es dann wieder einigermaßen.

Wie gesagt in allen Tourismus-Berufen zusammen habe ich mir schon einiges anhören müssen. Das reicht von Englischer Sprache im Ausland, über Sand auf den Toilettenböden am Strand, das liebe Wetter, zu warm, zu kalt, zu nass, zu windig bis hin zu einem Staubkorn in der Ecke oder dass wir bei Tiefschnee nicht schnell genug mit den Hundeschlitten fahren können.
Ein Beispiel der Sprache wegen will ich hier noch aufgreifen. In meiner Zeit in Finnland hatten wir einige französisch sprachige Gäste. Die meisten waren sehr nett und bemühten sich wenigstens etwas Englisch zu sprechen, aber es gab immer wieder einige, die meinten dass es eine Unverschämtheit sei, dass wir in Finnland kein Französisch sprechen würden. Da war meine Überlegung immer “Okay, wenn die Gäste sich jetzt beschweren würden, dass wir alle nicht fließend Finnisch sprechen könnte ich das ja verstehen – aber Französisch?!”

Flexibilität
Ich behaupte schon immer recht flexibel gewesen zu sein, aber das Reisen und die Arbeit im Tourismus haben da noch einen drauf gesetzt.
Grade im Tourismus kann alles passieren.
Grade hatte man sich auf eine Halbtagestour mit den Hunden vorbereitet, schon konnte es gut möglich sein eine Nachricht zu erhalten, dass ein Kollege erkrankt war und es spontan auf Übernachtungstour in die Wildnisshütten ging.
Oder Gruppen die unbedingt alle zusammen Schlitten fahren wollten und ein Kollege und ich dadurch Nachts keinen Platz in den Hütten hatten und bei Minusgraden im Schnee draußen zelten mussten.
Ein Kuve vom Schlitten bricht mitten auf dem Trail. Hier muss eine einfache, schnelle Lösung her, zumindest bis zum Camp zurück oder bis zur nächsten Hütte wo der Schlitten getauscht werden kann.
Ein spontanes Geschäftsessen im Gästehaus wo ich meine abendliche Freizeitgestaltung sofort vergessen konnte und servieren musste.
Und natürlich noch vieles mehr. Es kann so viel schief gehen und im Tourismus müsst ihr immer auf alles – und ich meine auf alles – gefasst sein.
Hier heißt es dann: Einmal tief durchatmen, sich der neuen Situation anpassen und das Beste daraus machen.

Bessere Kenntnis anderer Nationen
Wie verstehen die meisten die Welt heute? Genau – mit dem, was sie aus den Nachrichten hören.
Wieso glauben denn so viele, dass z.B. Muslime alle schlechte Menschen sind? Weil sie nur die Nachrichten sehen und hören dass alle Terroristen sind.
Dass alle Muslime, die ich kennen gelernt habe aber unglaublich liebe und nette Menschen sind und offen jeder anderen Religion gegenüber werden diese Menschen niemals erfahren, wenn sie nicht weltoffener werden.
Das nur um ein Beispiel zu nennen.
Natürlich lernen wir alle während unseren Reisen neue Kulturen kennen. Viele von uns unterhalten sich mit Einheimischen, respektieren anderen Sitten und Bräuche und lernen so auch dazu falls wir doch mal etwas falsch machen.
Während ich im Ausland arbeite, lerne ich jedoch noch mehr über die verschiedesten Kulturen und Sitten.
Während meiner Zeit bei Vodafone Neuseeland war es Gang und Gebe “Internationale Abende” zu veranstalten. Jeder musste seiner Kultur entsprechend etwas kochen. Was hatte ich ein Glück, dass es in einem der Supermärkte in Auckland Sauerkraut und Kassler gab.
Bei einigen Arbeitgebern gibt es sogar extra Essenszeiten während des Ramadan.
Während der täglichen Zusammenarbeit kommt man leicht in Gespräche über verschiedene Handzeichen, was ist erlaubt und was nicht, was macht die Sprache aus.
So saß ich mit meiner Ungarischen Kollegin in Island und wir diskutierten darüber wie Ungarisch und Finnisch den gleichen Ursprung haben können wenn sich kein einziges Wort auch nur annähernd gleich anhört.

Das waren jetzt nur fünf Beispiele dessen was das Arbeiten im Ausland aus mir gemacht hat. Ich will es nicht missen und der Gedanke irgendwo einmal “sesshaft” zu werden ist mir ein Graus – denn es gibt noch so viel zu lernen und zu entdecken.

Ich habe keine direkten Beispiele von meiner Arbeit auf dem Schiff geschrieben, aber es gibt eine schöne Zusammenfassung im Internet, was ein Lebenslauf eines Crew-Mitgliedes nicht über ein solches aussagt.

Habt ihr schon im Ausland gearbeitet? Wie hat euch das verändert?