Reisen: The Great Wall of China

Von Ezvb

Soderle, so langsam neigen sich die Reiseberichte hier dem Ende zu. Wir kommen nun zu Peking. Der Hauptstadt Chinas, die mir deutlich besser gefallen hat, als Shanghai. Und nein - das lag nicht an den Menschen oder Wlan oder Shoppingmöglichkeiten. Sondern ums Feeling. ondern ums Feeling. Toko und ich sind nach vier Tagen Shanghai mit dem Flugzeug rüber geflogen.  Wir wollten erst mit dem Zug fahren, doch das gestaltete sich schwieriger und da wir vorab nicht reservieren konnten, haben wir in Shanghai noch fix einen Flug in Richtung Peking gebucht. Diese echt kurzfristige Entscheidung hätte teuer werden können. Aber wir hatten Glück, dass wir nicht an den Schalter gegangen sind, sondern online gebucht haben. Denn es gab noch Angebote, die wir auf einen passenden Flug anrechnen konnten. Wer weiß, wie das mit dem Zug geendet wäre... Vermutlich wären wir jetzt noch am Schalter ;) Natürlich ist es in Peking auch sehr touristisch und an großen Schauplätzen wird versucht, mit ALLEM Geld zu verdienen. Aber man findet durchaus noch altertümliche Ecken. Zuallererst lag es aber auch an dem schönen Hotel, welches wir nach zwei Airbnb-Aufenthalten bewohnten. Super schön, unfassbar freundliches Personal und mitten im Zentrum Pekings. Kann das Prime Hotel wirklich nur empfehlen, falls ihr mal nach Peking wollt. Die fünf Sterne sind auch absolut bezahlbar. 

Im heutigen Post geht es um die Chinesische Mauer. Danach folgt noch eine Mini-Shoppingausbeute und ein Bericht darüber, wie ich mir das gottverdammt denn alles bitteschön leisten kann. Das haben sich ja einige von euch gewünscht und ich erzähle mal ein bisschen etwas zu den Kosten und der Planung einer solchen größeren Reise. Aber nun zur Mauer. Die Toko und ich uns für den letzten Tag aufgehoben haben, damit wir im Flieger so richtig schön pennen können. Hat bei Toko übrigens total gut geklappt, bei mir leider nicht. Aber hey - im Flieger gab's die erste Staffel Glee und ich habe zehn Stunden lang im Kopf mitgesungen und Kräcker gefressen, wie ein Weltmeister. 

Die Chinesische Mauer ist so ein Pflichtding. Du kannst halt nicht nach Peking und sagen "nö, die Mauer interessiert mich nicht". Oder "hmh achso, ne die Mauer haben wir uns nicht angesehen". Guckst dir in Paris ja auch den Eiffelturm an. Jedenfalls will eine solche Fahrt zur Mauer geplant sein, wie wir leider feststellen mussten. Denn es kam alles anders, als gedacht ...

 
DIE HINFAHRT
  • Im Netz hatten wir uns erkundigt: Der nächste Besichtigungspunkt der Mauer ist in Badaling. Etwa 60 Kilometer entfernt von Peking und bequem (so dachten wir) per Zug zu erreichen.
  • Zugzeiten sind online einsehbar, Züge fahren von 6 Uhr morgens bis Nachmittags zur Mauer. Fahrtzeit ist etwa eine Stunde im schicken Schnellzug. Wir haben uns den 9-Uhr-Zug ausgeguckt, reservieren geht leider nicht online. 
  • Habe abends schon die Ubahnstation rausgesucht, wo auch der Zug abfährt. Am nächsten Morgen bin ich panisch um 6 aufgewacht, denn es gibt zwei ähnliche Stationen. Ich hatte leider die komplett falsche Haltestelle rausgesucht und Toko und ich mussten uns dezent beeilen. Um 6 Uhr morgens. Ich hasste mich und die Welt.
  • Kamen gegen acht Uhr an der Station an - alles noch right in time. Doch am Ticketschalter dann das Grauen: Alle Tickets ausverkauft! Für den 9 und den 11 Uhr Zug. Diese kleinen Chinesen müssen sich also schon ab 6 Uhr angestellt haben - oder noch früher. Diese Maschinen! 
  • Dummerweise fahren die Züge nur alle zwei Stunden und ab 11 Uhr konnte man sich erst anstellen, um Tickets für den 13-Uhr-Bus zu bekommen. Ich erinnere kurz: Es war acht Uhr morgens! Ich hatte also wenig Bock, bis 11 zu warten, um dann vielleicht mit Glück um 13 Uhr loszudüsen.
  • Toko und ich haben uns kurz aufgeregt, ich irgendwelche Chinesen angemault und wir haben neu geplant. Iiiiiirgendwo in der Nähe existiert eine ominöse Bushaltestelle, die man als Tourist nicht benutzen soll, weil man sie eh nicht findet. Wir machten uns auf die Suche. 
  • Wir fanden schnell die Ubahnstation, aber nicht die Bushaltestelle des EINEN Busses in Richtung Mauer. 30 Minuten standen wir in einer falschen Schlange an, weil die Chinesen sich leider überall anstellen und niemand englisch konnte. Glücklicherweise hatte das Karma Nachsehen mit uns und schickte uns zwei deutsche Touristen, die auch die Bushaltestelle suchen. Eileen im Glück. Wir liefen etwa einen Kilometer geradeaus, weil chinesische Menschen uns immer weiter schickten ("this waaay, nooo not back, this way there"). 
  • Gegen halb zehn kamen wir endlich an einem Busbahnhof an, wo sich halb China tummelte. Alle wollten in den EINEN Bus zur Mauer, der abfahrbereit vor uns stand. Uns trennte noch eine 500 Meter lange, mit Chinesen gefüllte chaotische Schlange vom Bus. Da wir eh schon alle pissig waren, trampelten wir an der Schlange vorbei, gaben uns hilflos und saßen eine Mitte später im Bus inklusive Sitzplatz. HA! Sämtliche Haterblicke der Chinesen hafteten in meinem Rücken, aber mir war selten etwas mehr egal. 
  • Die Fahrt zur Mauer dauerte etwa 90 Minuten und war sehr entspannt und wir wurden bis zum Mauer-"Eingang" hochgefahren. 


DIE MAUER
  • Angekommen an der Mauer hat man zwei Möglichkeiten: Man läuft hoch zur Mauer, oder man fährt den Hügel mit einem "Cable Car" hoch - erinnert an eine langsame Kinderachterbahn vom Jahrmarkt. Ich rate euch: NEHMT DIE CABLE CARS! Ihr lauft euch noch genug den Arsch ab.
  • Die Tickets für Cable Car (Hin und Zurück) und Mauer kosten insgesamt 100 Yuan. Leider steht man ewig am Schalter an, weil unfassbar viele Menschen an diesem Knotenpunkt der Mauer sind. 
  • Habt ihr das Ticket, dann weisen euch Eingangsschilder auf Chinesisch den Weg. Aber hey - warum sollte man solch einen Touristenpunkt auch mal mit einem englischen Schild beglücken. Zum Glück sind teilweise Pfeile vorhanden und sonst folgt man der Masse.
  • Der Weg vom Ticketschalter zum Cable Car dauert auch noch gut einen Kilometer und ist von Fressbuden, Jahrmarktständen und Tierattraktionen gesäumt. Die spinnen doch echt, die Chinesen. Braunbären begegneten mir nach ein paar Metern, dann noch Kamele und ein Papagei. Willkommen an der Chinesischen Mauer - dem längsten Rummel der Welt.
  • Am besten man ignoriert alles, es sei denn, man ist total scharf auf eine Tasse mit Mauer-Emblem. Ab zum Cable Car, schööööön lange anstehen und dann wird man nach oben zur Mauer gefahren.
  • Oben angekommen gibt man sein Mauer-Eintrittsticket ab und schon beginnt das Schaulaufen. Platzangst darf man keine haben, denn es ist so unfassbar voll. Es kam richtige Festivalstimmung auf, ich wurde angepogt und angerempelt. Schon witzig, wenn alle kleiner sind als du selbst. Du kommst auch nur im Schneckentempo voran, weil ÜBERALL Menschen sind. 
  • Bist du ein Tourist, musst du Fotos ohne Ende machen. Vielleicht bringt es Glück, vielleicht lande ich auch nur auf China-Fetischseiten. Aber: Jeder Chinese wollte ein Bild mit mir. Menschen haben sich ANGESTELLT, um mir ihre Kinder in den Arm zu drücken. Selfies wurden mit mir geknipst, alte Omis haben mit mir posiert, Jungs bekamen den Mund nicht mehr zu und Kinder ließen mich nicht mehr in Frieden. Dazu kommen all die Chinesen, die mit ihren iPads und iPhones "total unbemerkt" Bilder von mir schossen. Herrlich! 
  • Der Weg über die Mauer ist easy. Geht ja nur nach vorn oder zurück und ab und an sind Hinweisschilder angebracht (in chinesisch, was sonst). Nur seid vorgewarnt: Es ist verdammt anstrengend. Nicht, weil es weit nach vorne geht. Sondern, weil du sehr steil bergauf läufst. Und die Stufen sind so unterschiedlich groß (oder teilweise nicht vorhanden), dass du im Entenmarsch seitlich tippelst, um nicht auf den Po zu knallen. Dauerhaft fünf Kilometer bergauf laufen ist halt kein Zuckerschlecken.
  • Toko und ich hatten 33 Grad, pure Hitze und die Sonne knallte nur so. Ich war froh, noch eine Cap mitgenommen zu haben. Nach etwa fünf Kilometern kehrten wir um - die Mauer sieht ja eh gleich aus. Also alles wieder zurück und ab zum Cable Car Punkt. Da wo man ankommt, ging es schließlich auch wieder runter. 

RÜCKFAHRT
  • Gefühlt alle Menschen wollten zeitgleich mit uns nach Hause. Eine so lange Menschenschlange vor der EINZIGEN Bushaltestelle am Eingang habe ich noch nie gesehen. Ungelogen - zwei Fußballfelder waren das bestimmt. Diagonal! Toko und ich stellten uns natürlich irgendwo weiter vorne einfach in die Schlange dazu, hat man uns in China halt so beigebracht. Doch es kam und kam kein Bus.
  • Nach 30 Minuten in der Hitze (es war so 15 Uhr) kam ein Bus. EINER. Für hunderte Menschen. Natürlich bekamen wir keinen Sitzplatz und der Bus düste los. 
  • Nach einer Minute kam der Bus zurück und eine Frau schrie irgendwelche chinesischen Wörter. Menschen rannten aus der Schlange los zum Bus und wurden reingelassen. So einen Run gibt es nicht mal beim Justin Bieber Konzert. Toko und ich rannten hinterher, verstanden haben wir eh nix. 
  • Wir wurden in den Bus gelassen, mussten doppelt so viel zahlen wie die Chinesen (hach, mit den Touris kann man's ja machen) und merkten: Wir hatten Stehplätze ergattert. Weil in naher Zukunft kein Bus in Aussicht war, nahm dieser noch gut 30 Passagiere auf, die stehen mussten. So auch Toko und ich. Und schon hasste ich Menschen wieder enorm.
  • Während die Sitz-Chinesen fröhlich vor sich hinschnarchten, stand ich mir 1,5 Stunden die Beine wund. Im Stau und ohne Klimaanlage. Ja, ich hatte dezent die Schnauze voll, als wir irgendwann wieder in Peking ankamen und war einfach nur froh, gegen 18 Uhr wieder im Hotel zu sein. 

FAZIT
Schaut euch die Mauer an. Es ist schon sehr beeindruckend dort oben - und ich meine nicht nur den Ausblick. Es ist ein Wahrzeichen und ein großes Stück Geschichte. Aber der Kommerz, der damit betrieben wird, ist Murks. Dieser Jahrmarkt an der Mauer ist wirklich Mist und es ist verdammt schwer, als Nicht-Chinese vernünftig dorthin zu finden. Außer, man hat einen Chauffeur, der vor Ort wartet. Aber hey - nicht aufgeben! Und am Ende des Tages war ich froh, sagen zu können: I climbed the Great Wall of China!