Die Cotswolds – ich weiß nicht, wie lange sie schon auf meiner Reisewunschliste standen. Gefühlt eine Ewigkeit. Ich hatte wirklich große Erwartungen – und sie wurden bei Weitem noch übertroffen.
Diese honigfarbenen englischen Häuser in einer leicht hügeligen grünen Landschaft sind nicht umsonst eine „Area of outstanding natural beauty“. Ich kam aus dem Staunen und Begeisterungsausbrüchen nicht mehr heraus. Und ich beneide jetzt noch alle Menschen, die das Glück haben, dort leben zu dürfen.
Wenn wir vor unserem Urlaub jemandem erzählten, dass wir in die Cotswolds reisen, ernteten wir oft nur unverständliche Blicke. „Wohin wollt ihr?“ Den meisten sagten die Cotswolds gar nichts. Und wenn wir sagten, dass es eine spezielle und besonders schöne Landschaft in England sei, quasi so richtig „englisches Landleben“, wurden die Blicke nicht unbedingt begeisterter. Man sah regelrecht, wie sich viele fragten, was junge Leute denn auf dem englischen Land wollten. Wem die Cotswolds jedoch ein Begriff waren, konnte verstehen, wieso wir uns genau diese Region aussuchten. Alles, was man unter „typisch britisch“ versteht und sich vorstellt, ist in den Cotswolds gebündelt zu finden.
Ich glaube, generell sind die Cotswolds als Reiseziel in Deutschland nicht unbedingt bekannt. Einen deutschen Reiseführer haben wir zumindest vergeblich gesucht. Daher möchten wir dir hier unsere Tipps und Erfahrungen weitergeben.
Anreise
Die Cotswolds sind gar nicht schwer zu erreichen. Der Flug von Düsseldorf dauert gerade mal eine Stunde und wir mussten unseren Kleinen bei Hin- und Rückflug nach der Landung wecken. Die Zeit reicht also gerade mal für ein ganz kurzes Schläfchen. Von London-Heathrow aus ist man mit dem Mietwagen in 1,5 Stunden dort. Und der Linksverkehr, der uns bzw. vor allem mich anfangs auch etwas verunsicherten, war überhaupt kein Problem. Generell ist ein Mietwagen ein absolutes Muss bei einem Besuch in den Cotswolds. Öffentliche Verkehrsmittel haben wir kaum wahrgenommen, vor allem nicht abseits der größeren Orte. Und die Region der Cotswolds ist auch recht weitläufig, so dass man mitunter eine Stunde einplanen sollte, um sein ausgewähltes Ziel zu erreichen. Ein Navi hatten wir keines gemietet, die Mietwagen an sich sind schon teuer genug. Wir hatten eine Straßenkarte der Cotswolds und unser Navi übers Handy, das hat vollkommen ausgereicht.
Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte aber aufpassen: gerne kreuzt mal ein Fasan den Weg.
Reisezeit
Ich habe sehr oft gelesen, dass es touristisch sehr überlaufen sei in den Cotswolds und man möglichst kurz nach Sonnenaufgang an den „Hotspots“ sein sollte. Wir wählten für unseren Urlaub Ende März als Zeitraum und hatten damit ein absolut glückliches Händchen. Das Wetter war ausgesprochen gut, zwar frisch, aber sonnig und trocken. Für Großbritannien ja keine Selbstverständlichkeit. Aber vor ein paar Jahren waren wir zur selben Zeit in Schottland und hatten dort ebenfalls so großes Glück mit dem Wetter. Außerdem waren jetzt, Ende März, kaum Menschen in den Cotswolds unterwegs. Sogar bei den bekannteren Orten war wenig Betrieb. Es war wirklich einfach ideal. Auch auf den Straßen waren nur wenig Autos unterwegs. Dies war ein großer Vorteil, denn die Straßen durch die Cotswolds sind oft so eng, dass man bei Gegenverkehr wirklich Probleme bekommt und man rückwärts die hügeligen und engen Straßen wieder zurück navigieren muss. Zugegeben, da mussten wir manchmal etwas schwitzen.
Unterkunft und Reisedauer
Bei unseren ersten Urlaubsüberlegungen für die Cotswolds war ich erst schnell ernüchtert: die Hotelpreise sind einfach utopisch. Vor allem, wenn man ein schönes und stilvolles englisches altes Hotel bevorzugen möchte, um ein bisschen das Gefühl des Landlebens erleben zu können. Unsere Alternative: ein eigenes kleines Cottage nur für uns. Auf AirBnB gibt es zahlreiche Angebote für die Cotswolds und Umgebung, die auch noch bezahlbar sind. Natürlich muss man sich bewusst sein, dass England generell zu den teureren Reiseländern gehört.
Unser Cottage lag in Oakridge Lynch im Süden der Cotswolds. Die Lage und der Ort sind sehr idyllisch, der Ort an sich eher klein und gemütlich. Wir haben uns dort sehr wohlgefühlt und können dir das Cottage definitiv weiterempfehlen. Die Einrichtung war eher einfach und rustikal, zum Teil etwas zusammengestückelt, aber es gab dort alles, was man benötigt. Auch jede Menge Filme, Spiele und Bücher für abends oder regnerische Tage. Die Vermieter wohnen im Haus nebenan, wir haben sie aber kaum gesehen. Im Sommer kann man dort toll draußen sitzen und die Magnolienbäume vor dem Cottage sorgen für ganz eigenen tollen Charme.
Von Oakridge Lynch aus ist man mit dem Auto schnell in Stroud, dem nächstgrößeren Ort. Wir haben eigentlich meistens zwischen 45 und 60 Minuten zu unseren Zielen gebraucht. Die Entfernungen sind gar nicht so groß, aber auf den engen und kurvenreichen Straßen kann man nicht so schnell fahren.
Wir waren für 5 Nächte in den Cotswolds. Zeitlich war das okay, um einen ersten Eindruck zu bekommen und die Highlights anzuschauen. Ich würde im Endeffekt aber mindestens eine Woche einplanen, um in Ruhe noch mehr entdecken zu können.
Sich einfach treiben lassen
Die Cotswolds sind ein wirklich großer Landstrich. Auf jeden Fall größer, als ich mir das zuvor vorgestellt hatte. Es gibt unheimlich viele kleine und größere Orte zu entdecken. Am besten geht das, wenn man die kleinen Straßen auswählt. So kommt man oft an Ecken, die man sonst nicht gesehen hätte. Und eine Ecke ist wirklich schöner und idyllischer als die andere. Oft sind die kleinen Sträßchen, über die uns unser Navi am Handy schickte, so eng, dass nur ein Auto hindurch passte. Bei Gegenverkehr kam Stefan schon hin und wieder ins Schwitzen.
In die Cotswolds mit Kindern?
Unser Sohn war bei unserem Urlaub in den Cotswolds fast 15 Monate alt. Gerade in einem Alter, in dem er keine große Lust auf Kinderwagen oder Autositz hatte und am liebsten alles zu Fuß selber entdecken wollte. Daher konnten wir nicht alles anschauen, was wir sonst gemacht hätten. Aber in den Cotswolds gibt es jede Menge Schafe und andere Tiere, die unseren Kleinen begeistert haben. Auch die Leute waren alle sehr kinderlieb und freundlich. Außerdem gibt es auch Ausflugsziele speziell für Kinder, wie zum Beispiel einen Wildlife Park, den wir aus Zeitgründen aber leider nicht geschafft haben. Natürlich kommt es immer auf das Kind an sich an, aber für uns war es eine Erfahrung, die schon etwas anstrengend war. Grundsätzlich spricht aber nichts gegen einen Urlaub mit Kindern in den Cotswolds.
Die schönsten Orte der Cotswolds
In den Cotswolds gibt es gefühlt nicht ein einziges Haus, das nicht schön ist. Viele davon stehen auch einfach einzeln an der Straße, so dass man sie nur im Vorbeifahren bewundern kann. Für Fotostopps sind die Straßen oft nicht vorgesehen, es gibt keinen Seitenstreifen oder Parkmöglichkeiten zum Anhalten.
Castle Combe
Ganz oben auf meiner Wunschliste für unseren Urlaub in den Cotswolds stand der Ort Castle Combe. Wie soll es anders sein, drauf aufmerksam wurde ich natürlich durch Instagram. Ja, so ist das.
Castle Combe ist ein sehr kleiner Ort ganz im Süden der Cotswolds. Je nachdem, wen man fragt, gehört der Ort offiziell gar nicht mehr zu den Cotswolds, auf unserer Karte der Region war er jedenfalls nicht mehr eingezeichnet. Nichtsdestotrotz gehört Castle Combe definitiv auf deine Reiseliste. Der Ort selbst hat nur etwa 350 Einwohner, dafür aber einen sehr großen Parkplatz für Touristen. Je nach Reise- und Uhrzeit soll der Ort auch sehr überlaufen sein. Wir hatten jedoch Glück, bei unserem Besuch waren kaum andere Touristen dort.
Vom Parkplatz aus muss man ca. 15 Minuten zu Fuß laufen, bis man Castle Combe bzw. den Dorfkern erreicht. Im Prinzip sind es nur zwei Straßen, die sich in der Mitte am Marktplatz treffen. Dieser und die umliegenden Häuser stammen übrigens aus dem 14. Jahrhundert.
By the way: Im Castle Inn am Marktplatz kann man hervorragende Pommes essen. Und ich meine wirklich hervorragend. Glaub mir, bei Pommes kenne ich mich aus.
Das Manor House, ein exklusives Hotel und Golfclub, bezaubert durch seine tolle Architektur. Es ist in einem alten Herrenhaus aus dem 14. Jahrhundert untergebracht und allein der Anblick versetzt einen zeitlich zurück in die Vergangenheit.
Cirencester
Cirencester ist nicht weit von unserer Unterkunft in Oakridge Lynch entfernt gewesen. Es ist eine größere Stadt, die aber im Stadtzentrum ihren englischen Charme und das Cotswoldstypische erhalten hat. In den Cotswolds ist Cirencester die größte Stadt mit etwa 19.000 Einwohnern.
Besonders hervor sticht die alte Kirche, die Pfarrkirche St. John the Baptist, die auch als „Cathedral of the Cotswolds“ bekannt ist. Sie wurde im frühen 16. Jahrhundert erbaut und hat einen alten Friedhof, der zu einem kurzen Spaziergang einlädt. In Cirencester findet man jede Menge Geschäfte, Pubs und Restaurants.
Stanton
Stanton gilt als einer der schönsten und idyllischsten Orte der Cotswolds und gehört definitiv zu unseren Highlights dazu. Nur knappe 200 Einwohner zählt der kleine Ort. Die Häuser sind fast alle ausnahmslos aus dem honigfarbenen Cotswoldsstein erbaut und begeistern mit ihren bunt blühenden und top gepflegten Gärten. Das einzige, was das Bild etwas trübt, sind die parkenden Autos vor den Häusern. Aber das gehört heutzutage nun mal auch dazu. Auf jeden Fall kann man toll durch Stanton bummeln und die Seele dabei baumeln lassen. Unbedingt auf deiner Reiseliste mit einplanen!
Painswick
Nach Painswick sind wir eher zufällig gekommen, da es auch nicht allzu weit von unserer Unterkunft entfernt lag. Ob man den Ort jetzt unbedingt gesehen haben muss, lassen wir mal dahin gestellt. Die Kirche dort ist auf jeden Fall sehenswert. Rund um diese sind jede Mengen Eiben gepflanzt, die toll beschnitten sind. Eine englische Dame erzählte uns von der Sage, dass rund um die Kirche niemals mehr als 99 Bäume wachsen würden. Der Teufel selbst würde den 100. Baum herausreißen. Sie sagte, man habe wirklich einmal einen 100. Baum gepflanzt, und dieser sei tatsächlich nach kurzer Zeit abgestorben. Ob an der Geschichte etwas dran ist? Keine Ahnung, wir haben nicht nachgezählt.
Painswick ist außerdem für seinen Rokoko Garten bekannt. Dieser liegt am Rande des Ortes und hat uns persönlich eher nicht begeistert. Zwar sei er einzigartig in England, aber trotzdem kann man seine Zeit in den Cotswolds besser nutzen als mit einem Besuch dort. Just saying.
Bourton-on-the-Water
Bourton-on-the-water gilt als das Venedig der Cotswolds und begeistert bereits mit seinem Namen. Durch den Ort fließt ein kleiner, ganz flacher, Fluss, über den mehrere Brücken führen. Bourton-on-the-water war der einzige Ort in den Cotswolds, wo wir auf eine große japanische Touristengruppe stießen und in dem schon früh morgens einiges an Betrieb herrschte. Hier sollte man also tatsächlich schauen, dass man nicht zu den Stoßzeiten dort vorbei schaut. Denn idyllisch ist es hier allemal!
Broadway und Sudeley Castle
Broadway ist ein kleiner Ort ganz im Nordwesten der Cotswolds und war für uns etwas langwierig zu erreichen. In Broadway gibt es viele kleine Geschäfte entlang der Hauptstraße und natürlich jede Menge schöne englische Gebäude in den Cotswolds-Farben. Besonders bekannt ist der Broadway Tower, ein Turm, der etwas außerhalb des Ortes liegt und den wir daher zeitlich leider nicht mehr geschafft haben. Sicherlich hat man von dort einen tollen Ausblick über die umliegenden Felder. Mich hat es auf jeden Fall etwas gewurmt, dass wir leider keine Zeit mehr dafür hatten.
In England darf natürlich ein traditioneller Afternoon Tea nicht fehlen. Wir haben unseren in Broadway genossen, genauer gesagt im Tisane’s Tea Room. Zugegeben, die Einrichtung war jetzt nicht die gemütlichste, aber die Scones und Sandwiches haben wirklich ganz hervorragend geschmeckt. Auch kann man dort jede Menge Tee, Marmeladen, Kekse, englische CDs etc. kaufen. Und einen Kinderstuhl gab es sogar auch.
Auf dem Weg nach Broadway haben wir noch bei Sudeley Castle gestoppt. Ich habe schon sehr viele historische Romane aus dem früheren England gelesen und so gehörte ein Besuch des Schlosses, in dem u. a. Katherine Parr gelebt hat, für mich mit dazu. Wer Katherine Parr nicht kennt: sie war mit König Henry VIII verheiratet und somit Königin von England. Sie war seine 6. Frau, das muss man sich mal vorstellen. Zu dem Schloss gehört auch eine Kapelle, in der sie beerdigt ist.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass uns Sudeley Castle nicht umgehauen hat. Wir haben allerdings auch nicht das Innere gesehen, da unser Kleiner da keine Geduld für hatte. So haben wir lieber die dicken Kois im Schlossteich gefüttert, was ihm und auch uns viel mehr Freude gemacht hat.
Ein Ausflug nach Bath
Bath gehört nicht mehr zu den Cotswolds, es liegt in der Region Somerset. Von unserer Unterkunft in Oakridge Lynch war es eine knappe Stunde mit dem Auto dorthin und somit von den Cotswolds aus gut zu erreichen.
Bath ist eine größere Stadt mit ca. 86.000 Einwohnern. Bekannt ist Bath vor allem für sein altes Thermalbad, das heute nur noch besichtigt werden kann, und die Abteikirche. Leider kann man nur verbunden mit einer Tower Tour den Turm der Kirche besteigen. Und leider auch nicht mit Kindern unter 5 Jahren. Das war doch sehr enttäuschend, da ich jede Chance nutze, eine Stadt etc. von oben zu sehen. Dafür hat man von dem alten Thermalbad aus einen schönen Blick auf die Abteikirche. Das Bad stammt noch aus den Zeiten der Römer und ist auch gut mit kleinen Kindern zu besichtigen. Einen Kinderwagen darf man zwar nicht mit hinein nehmen, diese kann man aber am Eingang mit einem Schloss sichern. Wer sein Kind nicht tragen möchte, kann sich umsonst eine Trage ausleihen. So ein Angebot haben wir sonst noch nirgends gesehen, weder im Ausland noch in Deutschland. Definitiv extrem familienfreundlich!
Ansonsten begeistert Bath mit seiner Architektur und schönen Straßen. Besonders sehenswert ist The Circus und der Royal Crescent. Mich persönlich hat es auch noch in einen kleinen Buchladen gezogen, der ein besonders schönes Flair für Bücherwürmer und Lesefans verströmt.
In Bath kann man sich wirklich gut einen Tag lang aufhalten und wir können einen Besuch dort absolut empfehlen.
Fazit
Die Cotswolds tragen ihren Beinamen „Area of outstanding natural beauty“ sowas von zu Recht. So eine Idylle habe ich noch nirgends gesehen. Ein Besuch in den Cotswolds sollte auf jeder Bucket List stehen. Es gibt so viel dort zu sehen und zu entdecken, wir hätten uns noch viel viel länger dort aufhalten können. Man kann während eines Urlaubes dort einfach nicht alles sehen.
In unserem Beitrag hier umreißen wir die Sehenswürdigkeiten dort nur, alle tollen Orte zu beschreiben, die wir gesehen haben, würde hier eindeutig den Rahmen sprengen. Auch Tetbury und Upper Slaughter sind toll, aber am besten, du machst dir bei deinem nächsten Urlaub selber ein Bild davon. Ich hoffe sehr, dass wir irgendwann noch mal dorthin reisen werden.