Reiseanekdoten #3: Die Killerpalme von Islamorada

Von Janina @ferntastisch

Nachdem ich vor Wochen mit Reiseanekdote #1 (Die Business-Class-Lüge) und #2 (In Flip Flops durch den Dschungel) in diese Serie gestartet bin, folgt heute die dritte Geschichte: Sie handelt von meiner gefährlichen Begegnung mit der wohl schönsten und bekanntesten Palme auf den Florida Keys.

Während unserer Florida-Reise im November 2014 fuhren wir unter anderem mit dem Cabrio über die Florida Keys. Wir hielten überall an, wo es uns gefiel – unter anderem an einer winzig kleinen Bucht auf Islamorada. Dort unterhielten wir uns mit einem sehr netten älteren Paar, das gerade erst nach Islamorada gezogen war. Die Frau nannte uns ein paar Dinge in der Nähe, die wir uns unbedingt ansehen sollten – unter anderem eine sehr berühmte Palme. Die besagte Palme dient seit Jahren als beliebte Location für Fotoshootings, und dient häufig als Motiv in der Sports Illustrated oder im Victoria’s Secret Katalog. Als die Dame mir die Palme beschrieb, hatte ich sie auch direkt vor Augen: Eine wunderschön geschwungene, große Palme am Strand, die meterweit auf das Wasser hinaus ragt. Sofort war klar: Da müssen wir hin.

Wie es uns die Dame erklärt hatte, fuhren wir die Beach Road in Islamorada also bis zum Ende entlang, und fanden uns am Strandzugang eines exklusiven, kleinen Resorts wieder. Der freundliche Sicherheitsmann ließ uns auch direkt auf das Grundstück, und zeigte uns stolz die berühmte Palme, wegen der wir gekommen waren. Die folgenden Worte, die ich zu meinem immer auf meine Sicherheit bedachten Mann sagte, habe ich noch heute im Ohr: „Egal was Du sagst, ich kletter jetzt auf diese Palme.“

Anstatt mir zu widersprechen, seufzte mein Mann nur, und stellte die Kamera ein. Ich dachte mir, dass es ja nicht so schwer sein kann, auf diese Palme zu kommen. So wie es vor mir schon Gisele, Adriana und Alessandra gemacht hatten, wollte auch ich mich lässig-lasziv auf dieser irre schönen Palme räkeln. So viel vorab: Gisele, Adriana und Alessandra müssen Helfer gehabt haben.

Zunächst war es nicht wirklich einfach, auf die Palme zu kommen. Der Stamm der Palme war viel dünner, als ich gedacht hatte, und wirklich viel Halt hatte man durch die runde Form auch nicht. Im ersten Versuch probierte ich, mit Hilfe meiner Hände an der Palme hochzulaufen. Das funktionierte leider nicht wirklich gut, weshalb ich eine andere Technik anwenden musste: Ich setzte mich auf die Palme, und rutschte Stück für Stück nach oben. So mühsam diese Methode war, so demütigend war sie auch.

Mein Mann – mittlerweile angestachelt von der Idee, ein gutes Foto zu machen – war jetzt auch hellauf begeistert, und ermutigte mich, noch ein bisschen höher zu rutschen. Das hätte er sich aber sparen können, denn ich war sowieso schon von der Idee besessen, mich so weit oben wie irgendwie möglich zu platzieren. Als ich nach Minuten des erbärmlichen Auf-dem-Hintern-Rutschens eine für mich zufriedenstellende Höhe erreicht hatte, folgte erst der schwierige Teil. Ich musste mich hinlegen. Mir war vorher nicht bewusst, dass es schwierig werden könnte, mich auf einem Palmenstamm in dieser Höhe auf den Rücken zu legen.

Doch Aufgeben kam schon lange nicht mehr in Frage. Also legte ich mich hin. Es war verdammt wackelig, und ich fühlte mich dabei kein bisschen wohl. Nachdem ich dort erstmal leicht verängstigt und verkrampft lag, folgte die nächste Hürde: Meine Hände sollten nicht verängstigt den Stamm rechts und links von meinem Körper umklammern, sondern sollten hübsch über meinem Kopf liegen. Also hob ich meine Arme über meinen Kopf. In diesem Moment passierte es. Ich verlor den Halt (den ich im Grunde niemals hatte) und fiel wie ein nasser Sack in den gefühlte drei Meter unter mir liegenden Sand. Glücklicherweise verfehlte mein Kopf die großen Steine um Zentimeter, und ich zog mir nur einige Schürfwunden an der Hand und am Schienbein zu.

Nach dem ersten Schock konnten wir dann auch sehr bald über die Situation lachen. Mein Mann vergleicht den Anblick gerne mit einer Szene aus einer Tierdokumentation, die er kurz zuvor gesehen hatte, in der ein Faultier schlafend vom Baum plumpste. Leider gibt es weder von meinen lächerlichen Positionierungsversuchen im obersten Drittel der Palme noch von meinem freien Fall Bilder. Aber an meinem leicht verstörten Blick auf den Fotos (die übrigens Minuten nach meinem Sturz in sicherer Höhe entstanden sind) und meinen ängstlich den Stamm umklammernden Händen lässt sich erkennen, dass der Vorfall Spuren hinterlassen hatte. Um Palmen mache ich seitdem einen Bogen. Zumindest vorerst.