Vietnam ist ein Eldorado für Genussmenschen, das hatten uns diverse Reiseführer versprochen und das können wir nach unserem vierwöchigen Aufenthalt im Land uneingeschränkt bestätigen. Das Land ist mit einer äußerst facettenreichen Küche gesegnet und die Bedeutung von Essen und Lebensmitteln im Alltagsleben der Vietnamesen ist gerade in den Städten unvergleichlich. Essen steht hier in erster Linie für Lebensunterhalt, Status, Überleben, jedoch auf für den täglichen Genuss. Lebensmittel, so scheint es, spielen eine zentrale Rolle im Mikrosystem Familie, genauso wie im ökonomischen System des Kommunismus. Von David Seitz
Schlendert man durch die Straßen von Hanoi erkennt man, dass sich jede Familie auf eine spezielle Form von Waren spezialisiert hat. Neben Textilien und Baumaterialien bilden Lebensmittel die dritte wichtige Säule. Dem offenen Genussmenschen bieten sich so großteils erstaunliche, beeindruckende und schöne Anblicke, doch auch Bilder, die das westliche Auge nicht gewohnt ist, gehören zum Alltag auf vietnamesischen Straßen. Gerade der Umgang mit Tieren, deren Schlachtung und die Lagerung von Fleisch können Europäern übel aufstoßen. Die folgenden 10 Bilder lassen die kulinarische Reizüberflutung bei einem Vietnam-Besuch zumindest annähernd erahnen.
Obwohl an jeder Ecke Chilischoten feilgeboten werden, ist die vietnamesische Küche deutlich weniger scharf als beispielsweise die der Nachbarn aus Thailand. Beliebt ist ein Dressing aus Fischsauce, Limettensaft, Wasser, Knoblauch und frischen Chilis, das zu nahezu jeder Speise serviert wird.
Phở bò – das inoffizielle Nationalgericht Vietnams: Eine Nudelsuppe mit Rindfleischeinlage, Sprossen und Kräutern. Die Qualität dieser klassischen Frühstücksmahlzeit schwankt stark von Küche zu Küche. Je länger die Brühe mit Knochen, Fleisch und Gemüse vor sich hin geköchelt hat, desto intensiver der Geschmack. Klingt wie eine deutsche Fleischbrühe? Nicht ganz: Gewürze wie Sternanis, Kardamom und Zimt machen hier den feinen Unterschied, Koriander und Minze verleihen dem Gericht endgültig den klassisch vietnamesischen Einschlag.
Wenn einem plötzlich tote Hühner ihre Krallen entgegenstrecken, dann schreckt das Westlerherz erstmal zusammen. In Vietnam geht man beim Verzehr von Tieren sehr ökonomisch vor – nichts bleibt übrig. Gegrillte Hühnerkrallen sind ein gern gesehener Snack zu frischem Bier.
Floating Market in Can Tho: Markt ist ist Vietnam gefühlt immer und überall – die spektakulärsten jedoch spielen sich auf dem Wasser ab. Früchte, Gemüse und sogar Tiere werfen die Vietnamesen von Boot zu Boot und man könnte fast meinen es sei ein inszeniertes Spektakel für neugierige Touristen. Fakt ist jedoch, dass schwimmende Märkte schon immer Teil der vietnamesischen Kultur waren, besonders im Mekong Delta.
Eine Bananenblüte in deren Inneren bereits die ersten Fruchtkörper der heranwachsenden Bananen zu sehen sind. Wie Orgelpfeifen sind sie aneinandergereiht, doch nicht immer lässt man sie hier auswachsen: Geraspelte Bananenblüten ergeben im Zusammenspiel mit Erdnüssen und Kräutern einen feinen Salat, der in Vietnam als echte Delikatesse gilt.
Sieht aus wie Baguette? Ist es auch! “Banh Mi” ist ein Relikt aus Zeiten französischer Kolonialzeit, Vietnamesen belegen es mit Schweinebauch, Leberpastete, Knoblauchcreme, Kräutern – eine echte Alternative zu Marmelalde, Schinken oder Käse.
Und wieder zeigt sich die “grausame” Seite Vietnams, in Form angebrüteter Hühnereier. Vietnamesen mögen es gerne knusprig, das äußert sich in der Verwendung von Sprossen, Nüssen und Röstzwiebeln – und in dieser Mahlzeit. Hühnereier werden solange angebrütet, bis der Embryo bereits Schnabel und Flügel entwickelt hat. Dann verspeist man den ungeborenen Vogel mit Haut und Haaren.
Sojasprossen gehören in jede vietnamesische Suppe, Frühlingsrollen, Pfannkuchen – schlichtweg überall hinein. Sie werden in großen Sandkästen aufgezogen und benötigen lediglich drei Tage um etwa 6 cm lang zu werden. Der Sand muss dann komplett ausgetauscht werden, da er keine Nährstoffe mehr bereithält. Bevor die Frauen die Sprossen auf dem Markt verkaufen, müssen sie mit einer speziellen Waschtechnik vom Sand befreit werden.
Frischer Fisch gehört zu den kulinarischen Highlights jeder Vietnam-Reise. Am Stück gedämpft, gegrillt oder in der Pfanne gebraten. Man wundert sich, dass man in den Straßen selten stinkenden Fisch riecht, da die Meeresfrüchte nur in Ausnahmefällen gekühlt gelagert angeboten werden. Die einzige Erklärung besteht darin, dass der Fisch so fangfrisch verzehrt wird, oder so heiß gegart wird, dass er gar nicht erst gekühlt werden muss.
Es soll Leute geben, die nicht wissen wie eine Annanas heranwächst. Hier der Beweis – sie wächst nicht an Bäumen.