Reini Rossmann – Das Interview

Reini Rossmann – Das Interview

Reini Rossmann – Das Interview

Ich hatte die Möglichkeit bei Survival-Profi Reini Rossmann ein Jahr lang den Online-Kurs des Survivalmentors mitzumachen. Dabei hatte ich die Gelegenheit ein Interview mit ihm zu führen.

Hallo Reini. Wie bist du zum Survival gekommen?
Ich bin seit der frühesten Kindheit in der Natur unterwegs. Mein Vater war Jäger, Fischer, Wanderer und war viel mit mir draußen. Ich war Pfadfinder. Dort bin ich auch das erste Mal mit dem Begriff Survival in Berührung gekommen. Das Buch „Survival“ von Rüdiger Nehberg hat die erste Sehnsucht geweckt.
Dann waren Schul- und Berufsausbildung wichtiger. All das hatte keine Bedeutung mehr.
Der Wendepunkt war sicherlich der Tod meines Vaters. Da sind wieder viele Sachen hoch gekommen aus meiner Kindheit. Und dann kam so eine unbändige Sehnsucht nach der Natur wieder hoch. Und ich erinnerte mich, dass ich im Wald immer glücklich war und es jetzt auch bin.
Ich habe mich dann beim Pilze sammeln mit meiner Frau verirrt. Das war so ein Aha-Erlebnis, dieser Kontrollverlust. Es ist alles gut gegangen und im Nachhinein alles halb so wild. Doch haben wir ein Überlebenstraining in der Überlebensschule Tirol über eine Woche gemacht. Da war ich angezogen. Und ich konnte mich wieder an die Sachen aus meiner Vergangenheit erinnern.
So bin ich wieder zum Survival gekommen. Aus Liebe zur Natur und mit dem Wissen, dass Dinge auch anders laufen können. Dass man von einer Sekunde auf die andere in einer Extremsituation kommen kann.

Bei wem hast Du dir Dein Wissen angeeignet? Wer hat dich beeinflusst?
Ich mag keine Dogmen. Deshalb mag ich auch keine Gurus. Daher haben ich mir mein Wissen von vielen Leuten angeeignet. Von jedem kann ich was lernen. Von meinen Kursteilnehmern, lerne ich extrem viel. Ich habe eine kräuterpädagogische Ausbildung gemacht und Erste-Hilfe-Ausbildungen bei Leuten, die das im zivilen und militärischen Bereich machen. Ich will da diese Extreme auch ausloten. Dann habe ich Jagdausbildungen gemacht. Ich habe mich zur, in Österreich heißt das, „kundige Person“ ausbilden lassen. Die kann bewerten, welche Gefahren von Nahrung aus Wildtieren ausgehen kann. Ich habe Seminare von Insektenforschern mitgemacht.
Ein Survivalist ist ein Generalist. Wer glaubt, dass er das einfach so lernen kann, indem er sich ein Buch anschaut oder zu eine Guru geht, ist auf dem Holzweg. Da muss man überall Spezialisten haben, mit denen man die Sachen bespricht. Ich habe mit Menschen gesprochen, die den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien mitgemacht haben. Ich habe mit Leuten gesprochen, die in Kriegseinsätzen waren. Um solche Extremsituationen zu verstehen. Ob in der Natur oder in einer urbanen Umgebung, das spielt keine Rollen.

Wie sieht Deine Sicht zum Survival aus?
Wenn es jemand gibt, der so cool ist und sagt ich kämpfe gegen die Natur an, dann kann das nichts werden. Oder es kann was werden und er hat echt Glück gehabt und die Situation war vielleicht nicht ganz so eng.
Setzt dich raus nur mit dem Messer im November, bei Regen und bei Kälte, ohne Feuer, ohne allem, und du wirst erleben, was Natur mit dir macht. Ich fließe mit der Natur, ich hole mir die Ressourcen und die Naturgesetze, die da draußen herrschen und nutze sie.
Oder schaue mir das von Tieren ab. Ich mache es bei Kälte wie ein Eichhörnchen und suche mir Laub, wickle mich dort ein und versuche meinen Körper zu wärmen. Das ist nicht gemütlich, aber das ist besser als Sterben.
Aber Kampf ist schon ein Thema. Du kämpfst gegen dich selber. Du kämpfst gegen die innere Stimme in dir selber, die sagt: „Es ist alles so schlimm. Warum trifft es gerade mich.“ Etc.
Das sind Ausweichstrategien. Auch in einer Gruppe wartet man darauf, dass einer kommt und die Dinge für einen erledigt. Das funktioniert vielleicht eine zeitlang. Aber wenn du alleine in der Natur bist, macht das keiner für dich. Der Natur ist es vollkommen egal, ob Du überlebst oder nicht. Dort gibt es auch kein Richtig oder Falsch. Sondern es gibt nur Konsequenzen. Ich kann sagen, ich mach kein Feuer, das finde ich bescheuert. Das Feuerbohren übe ich nicht, das interessiert mich nicht. Dann kommt aber der Tag, wo ich es brauche. Und es ist dann keine Frage des Richtig oder Falsch. Sondern, dass ich es nicht kann und in der Konsequenz vielleicht erfriere.

Reini Rossmann – Das Interview

Online-Shop, Kurse, Youtube-Kanal, Survival-, Kräuter- und nun jetzt noch den Baummentor. Wie schaffst Du das alles?
(Lacht) Ja, ich bin sehr fleißig. Ich mache das, weil ich darin meinen Platz in der Gesellschaft sehe. Es ist etwas, was mir wichtig ist. Es ist mein Motor und daher bin ich sehr fleißig. Wie ich das schaffe? Also, ich habe Helfer. Meine Frau, zum Beispiel. Wir führen den Betrieb gemeinsam. Sie kümmert sich sehr viel um den Online-Shop. Um die ganze Abwicklung. Ohne meine Frau wäre das einfach nicht machbar. Ich muss das auch mal so festhalten. Ohne meine Frau gäbe es nicht die Performance vom Reini. Das ist einfach so.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, dein Wissen in Video-Kursen an Interessenten weiterzugeben?
Ich mach viel auf Youtube. Mich haben da viele Leute angesprochen, dass sie gut finden, was ich sage. Die reisen extra an. Die wollen etwas von mir lernen. Aber es ist für viele nicht machbar. Für das Wissen und die Art und Weise, wie man das anwendet, ist dieser Online-Kurs einfach genial. Die ganzen Sachen, die ich erzähle, die kann man auf die eine oder andere Art ja auch selber herausfinden. Aber wenn Du noch einen normalen Job hast, dann kannst Du dich nicht in deiner wenigen Freizeit hinsetzen und Bücher über Spezialwissen lesen. So kommst du nicht weiter. Du brauchst dieses Detailwissen ja auch nicht. Du brauchst jemanden, der Dir zeigt, was wirklich wichtig ist. Und das ist mein Job. Das geht, meiner Meinung nach, über Online ganz besonders gut. Dass ich Dir dabei helfe, die Sachen zu verstehen. Der Online Kurs hat auch den Vorteil, dass die Menschen sich die Videos immer wieder anschauen können. Zeitunabhängig. Du kannst nach einem halben Jahr hergehen und dir die Lektionen noch einmal ansehen. Und dich fragen was habe ich jetzt davon mitgenommen. Das war für mich die Idee hinter dem Online-Kurs.

Wie viele Teilnehmer hast Du im Schnitt bei deinen Video-Kursen?
Pro Kurs zwischen 30 und 40. Weil auch mehr nicht zu händeln ist. Momentan beim Baummentor sind es 50 geworden. Weil sich einfach so viele Menschen dafür interessiert haben. Für mich ist das eine ganze Menge. Es ist eine ganze Menge Arbeit, die ich aber gerne mache.

Du kommunizierst mit den Teilnehmern über E-Mail und den Kommentaren auf der Mentoring-Seite. Wie ist da das Feedback?
Email-Kommunikation funktioniert sehr gut. Das ist sehr individuell für jeden. Das ist eben diese Mentoring-Komponente (Anm. der Redaktion: Mentor ist ein Berater. Er gibt Hilfe zur Selbsthilfe). Auf der eigentlichen Mentoring-Seite ist das alles noch ein wenig unübersichtlich, das gebe ich zu. Da arbeite ich aber gemeinsam mit einem Webdesigner daran, dass wir das ein bisschen besser organisieren.

Um jeden Einzelnen individuell anzuleiten, hast Du bestimmt einiges zu tun. Wieviel Zeit investierst Du da für jeden Teilnehmer im Schnitt?
Das kann ich Dir gar nicht sagen. Weil manche Teilnehmer mich überhaupt nicht fragen und manche Teilnehmer fragen mich jeden zweiten Tag etwas. Und das ist total okay. Ich habe auch das Gefühl, dass die Leute am Anfang sehr viel mehr von mir brauchen. Das ist auch logisch. Ich gebe Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn mir jemand das Bild einer Blume schickt. Frage ich ihn nach den Bestimmungsmerkmalen von Blumen, die Person antwortet und hat so schon die Antworten, um im Bestimmungsbuch nachzuschauen. Ich leite die Menschen an, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dann brauchen sie mich nicht mehr.
Ein paar Stunden in der Woche kostet das schon.

Reini Rossmann – Das Interview

Im Laufe des Kurses gab es einige Widrigkeiten. Über Weihnacht und Anfang des Jahres war Deine Familie erkrankt. Auch ist einmal das Server-System abgestürzt und es war fraglich, ob es in einer Woche eine Lektion geben würde. Wie gehst Du mit solchen Schwierigkeiten um?
Einfach durch gehen. Im Moment ist es so, dass ich beispielsweise den Kräuter-Mentor einmal durch drehen muss. Von A bis Z. Und dann ist er fertig und dann kann ich das Programm mit einigen Nuancen im nächsten Jahr wieder abspielen.
Es kann immer wieder der Server abstürzen. Aber das ist Learning by doing. Jetzt habe ich einen reduntanten Server. Wenn einer abstürzt, schaltet sich dann der andere ein. Ich habe jetzt ein SSL-Zertifikat. Ich rüste permanent auf. Weil ich einen perfekten Service liefern will.
Was natürlich mal sein kann, dass ich eine oder zwei Wochen krank bin. Und dann kann ich auf die Emails nicht schnell antworten. Ich arbeite mit anderen Trainer und Leuten zusammen, die sich auch sehr gut auskennen. Die auf dieselbe Art und Weise arbeiten, weil ich sie ausgebildet habe. Die diese Dinge im Notfall für mich übernehmen können.
Wie gehe ich mit Schwierigkeiten um? Indem ich Ihnen ins Auge schaue und mir eine Lösung überlege. Lösungsorient. Das ist die einzige Möglichkeit. Es gibt für alles eine Lösung, wenn man es wirklich will.

Kommen wir mal zu Deiner Ausrüstung. Was für ein Messer trägst Du draußen?
Fjällkniven F1 und S1, Spyderco Tenacious. Und ein Schweizer Taschenmesser. Das sind die, die ich in unserer Wildnis am meisten brauche.

Was ist in Deinem Survival-Kit?
Abgesehen vom Messer und angepasst, was ich mache. Wenn ich mit einer Gruppe draußen bin, ist das was anderes, als wenn ich alleine oder mit meinen Kindern draußen bin. Ein Erste-Hilfe-Päckchen ist dabei. Die echten Survival-Notfälle sind Erste-Hilfe-Notfälle. Als nächstes habe ich immer eine Taschenlampe dabei. Nicht nur in der Natur wichtig, sondern auch im Urbanen Bereich. Was ist wenn der Strom ausfällt? Wenn ich aus dem Haus gehe, nehme ich eine Tasche mit. Darin sind ein Feuerzeug und ein Feuerstahl. Zwei Tampons als Notfallzunder. Die kann man auch gut für Erste-Hilfe-Notfälle einsetzen. Eine Rettungsdecke ist auch immer dabei, damit ich was zum Wärmen dabei habe. Natürlich eine Wasserflasche und einen Becher. Und ein aufgeladenes Handy.

Gibt es noch etwas, was Du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
Das Überleben in der Natur und das Survival ist eine Lebenseinstellung. Es ist eine Kernkompetenz des Menschen, dass man weiss, was man isst. Dass man Gefahren erkennen kann und dass man immer aufmerksam ist. Die Aufmerksamkeit ist das Wichtigste. Ob ich jetzt in der Stadt unterwegs bin oder in der Natur. Das ganze Leben besteht aus Aufmerksamkeit. Der Schlüssel zu dem allen ist die Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit.

Vielen Dank für das Interview!


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