Dafür dass zwischen den Teilen 4 und 5 lediglich ein Jahr lag, hat man sich mit dem sechsten Teil der Halloween-Reihe ganz schön Zeit gelassen. Nachdem 1989 das Ende so offen gelassen wurde, dauerte es bis 1996 um mit Der Fluch des Michael Myers die Mythologie voran zu treiben. Neben Donald Pleasence in seinem letzten Auftritt (der Film ist ihm gewidmet) und der Abwesenheit von Danielle Harris, werden hier Marianne Hagan als Kara Strode und Paul Rudd (sein Filmdebüt) als Tommy Doyle zu den Hauptfiguren ernannt.
Interessant ist vor allem, dass Rudds Tommy Doyle ein Überbleibsel – oder Überlebender – des Original Halloween-Films von 1978 ist, damals noch von Brian Andrews verkörpert. Unter der Regie von Joe Chappelle (Hellraiser: Bloodline, Phantoms, Fringe) ist einige Zeit im Myers-Universum vergangen: Dr. Loomis lebt zurückgezogen und im Ruhestand, die ursprünglich von Danielle Harris gespielte Jamie Lloyd wird nun von jemand anderen – nicht erwähnenswert und schnell tot – gespielt, von einer Sekte in den Untergrund gezerrt, wo sie und andere Frauen als Gebärmaschinen für Michael Myers herhalten müssen. So ist also klar: es existiert ein Kind von Jamie und Michael, dem er nun hinterher jagt, da er grundsätzlich sein eigen Fleisch und Blut auf der Todesliste stehen hat.
Das Neu-Publikum der Mit-90er Jahre wird durch einen Off-Kommentar noch einmal à la Serienstilmittel „Bisher bei Halloween…“ über die Vergangenheit der Filme aufgeklärt, die Handlung selbst kommt nicht drum herum, sich mehr denn je mit Scream vergleichen zu lassen, schon allein da Wes Cravens nur halb ernst gemeinter Teenie-Horror im selben Jahr seinen Kinostart hat.
Abstrus ist die Sekte, die mit der Dornen-Rune (am Ende von Teil 5 auf dem Arm eines Mannes gezeigt) die Unsterblichkeit von Michael Myers begründen (sein Fluch). Der letzte Akt des Films, der im Untergrund der Sekte spielt, zeigt eine Reihe von Myers-Zöglingen im Reagenzglas, die als Vorbild für den späteren Klon-Versuch Ellen Ripleys und der Alienkönigin in Alien: Die Widergeburt gedient haben könnten.
Durch die Involvierung der Sekte wird der Mythos Michael Myers eher geschädigt, als dass wir diesen Mann weiterhin als den Killer sehen könnten, der er einmal war. Wie hat man es zum Beispiel geschafft, ihm bereitwillig das Sperma abzuluchsen, um die Frauen damit zu befruchten? Oder ist das auch nur eine weitere übernatürliche Begebenheit, die gar nicht weiter erklärt werden soll und muss? Und weshalb überhaupt in solche Gefilde abdriften, wenn doch der erfolgreichste Michael Myers der ist, der langsam zu gruseliger Musik durch Nebelschwaden stapft, um doch immer sein Opfer zu bekommen und martialisch zu töten, während Dr. Loomis ihm verzweifelt auf der Spur ist um in den letzten zehn Minuten des Films urplötzlich genau dort aufzutauchen, wo sein größter Widersacher sich auch aufhält.
Hier endet quasi die Reise der klassischen Halloween-Reihe, die mit Jamie Lee Curtis noch zweimal versucht wird weiter zu führen, im merkwürdig modernen Umfeld, bevor Rob Zombie dann Hand anlegt und einen Michael Myers kreiert, der auch als Hardrock-Zombie durchgehen könnte – und dementsprechend nichts mehr von dem Ur-Charme dieses Ungetüms vorzuweisen hat. Also nicht nur In Memory of Donald Pleasence, sondern dann doch auch irgendwie In Memory of Michael Myers.