Leider verstarb Schauspieler Donald Pleasence in 1995. Ohne seinen Dr. Loomis fehlt merklich etwas im Halloween-Universum. So beginnt Halloween: H20 lediglich mit einem Blick auf ein eingerahmtes Foto des Darstellers, wenn im ersten Michael Myers-Mord des Films, Schwester Chambers dem Massenmörder zum Opfer fällt. Nancy Stephens, die Darstellerin der Chambers, begleitete in dieser Rolle Dr. Loomis bereits im ersten Halloween-Film zu der psychiatrischen Anstalt, aus der Michael Myers entfliehen konnte. So hat man doch noch einen kleinen Rückblick auf den ersten Teil geschaffen, dadurch das eine Loomis-Vertraute zurückkehren durfte.
Ebenso kehrt Scream-Queen Jamie Lee Curtis zurück, die nach den ersten beiden Teilen nicht mehr zu sehen war. Und hier setzt H20 auch neue Akzente. Die Halloween-Reihe, die zwischendurch stattgefunden hat, wird für Null und Nichtig erklärt. Halloween H20 arbeitet mit einer alternativen Erzählung, die diesen Teil quasi zu Teil 3 werden lässt. Damit dürfte auch die fehlende Sieben in der Betitelung des Films erklärt sein.
Unter der Regie von Steve Miner (Lake Placid, Day of the Dead) avanciert Halloween H20 fast zur Talentschmiede für zukünftige Stars: Zur Eröffnung sehen wir Joseph Gordon-Levitt in einer Art Jason Voorhees (der Killer aus der Freitag, der 13.-Reihe) Halloween-Verkleidung, LL Cool J spielt einen Polizisten, Josh Hartnett ist der 17jährige Sohn von Laurie Strode (Curtis) und Michelle Williams dessen Freundin. Auffällig daran ist, dass der Film unheimlich viele Überlebende behält. Wo in der Vergangenheit oftmals lediglich das Dreieck von Loomis, Laurie und Myers am Ende noch Aufrecht standen, erfährt Myers hier fast eine Schwächung seiner bisherigen Leistungen.
Dazu zählt auch, dass sich Laurie Strode hier zwar anfänglich als paranoid, als verängstigt und verunsichert mit sichtlichen Alkoholproblemen bezüglich ihrer Vergangenheit zeigt, am Ende aber erkennt, dass sie sich diesem Monster stellen muss. Michael Myers wird selbst von Sohnemann Josh Hartnett einmal per Faustschlag zu Boden geschickt, am Ende stellt sich Jamie Lee Curtis mit Axt dem Killer entgegen. Die Spät-90er Jahre scheinen uns mitteilen zu wollen, dass wir keine Angst mehr vor den Massenmördern der Horrorfilmreihen à la Halloween, Nightmare on Elm Street oder Freitag, der 13. zu haben brauchen. Nichts was den Film stärken würde.
Ohnehin scheint sich Halloween H20 irgendwie darauf auszuruhen, Jamie Lee Curtis zurückgewonnen zu haben. Wir erleben mehr von ihrem Alltag nach den Ereignissen vor 20 Jahren, als dass wir Michael Myers zu Gesicht bekommen. Er ist eine bloße Erscheinung die Laurie immer wieder heimsucht – als pure Wahnvorstellung. Der Film benötigt fast eine ganze Stunde um in Gang zu kommen. Erst dann nimmt Myers seine Arbeit wieder auf – dann aber eben wenig erfolgreich. Einige Effekt erhaschende Morde, dann geht er fast schon in die Defensive und nur wenige Minuten später war es das dann auch schon wieder.
Schön bleibt lediglich die Ehrerbietung, die der Film all seinen Kollegen zukommen lässt. Der Gordon-Levitt Auftritt als Jason Voorhees, der Film Scream, der in einer Szene im Fernsehen gezeigt wird oder aber Janet Leigh, Hitchcocks blonde Dame in Psycho, die in einer anderen Szene mit ihrer Tochter Jamie Lee Curtis (aus Leighs Ehe mit Tony Curtis) zu sehen ist, wie schon 1980 in John Carpenters The Fog – Nebel des Grauens. Aber wenn solche Spielereien die Höhepunkte eines Films bleiben, dann weiß man um seine wahre Qualität leider nur allzu gut Bescheid.