Reichtum ist auch nicht alles!

Reichtum ist auch nicht alles!
Ein Mann namens Rockefeller

Als junger Mann war John Rockefeller sehr stark und muskulös, wie ein Bauernbursche. Nach Eintritt ins Geschäftsleben trieb er sich selbst zu größeren Leistungen an als ein Sklavenhalter seine Leibeigenen.
Als er 33 Jahre alt war, hatte er bereits die erste Million Dollar erarbeitet. Jeden wachen Augenblick widmete er seinem Werk. Im Alter von 43 Jahren beherrschte er das größte Geschäftsunternehmen der Welt. Im Alter von 53 war er der reichste Mann der Erde und der bis dahin erste Milliardär.

Diesen Erfolg hatte er mit seinem Glück und mit seiner Gesundheit bezahlt. Es entwickelte sich eine Alopäzie. Die Krankheit ließ nicht nur sein Kopfhaar, sondern auch seine Wimpern und Augenbrauen ausfallen.

Einer seiner Freunde schrieb, dass er ausgesehen habe wie eine Mumie. Sein wöchentliches Einkommen betrug 1 Million Dollar, aber seine Verdauung war so schlecht, dass er nur trockenen Zwieback und Milch vertrug.

Wie Scrooge, die Hauptperson in einem Roman von Dickens, war Rockefeller so einsam wie eine Auster.

Einmal bekannte er, dass er "immer den Wunsch gehabt hätte, geliebt zu werden", aber es fehlte ihm die Erkenntnis, dass Menschen nur solche lieb haben, die Wärme ausstrahlen.

Ohne Rücksicht auf Andere hat er oft Schwächere in den Dreck gestoßen, um nur noch größeren Profit zu machen. Auf den Ölfeldern von Pennsylvania war er so verhasst, dass die Leute, die durch ihn um ihr Vermögen gebracht worden waren, ein Bild von ihm an einem Galgen aufhängten. Tag und Nacht war er von Leibwächtern umgeben.

Der ungeheure Reichtum, den er angesammelt hatte, gab ihm weder Frieden noch Glück. In der Tat, je mehr er versuchte, seinen Reichtum zu behalten und zu vergrößern, umso mehr spürte er, dass das Geld ihn erwürgte. Er konnte nicht mehr schlafen. Er konnte sich über nichts mehr freuen.

Als er 53 wurde, schrieb Ida Tarbell über ihn: "Sein Gesichtsausdruck ist wie der eines ganz alten Mannes. Er ist der älteste Mensch, den ich je gesehen habe."
Zwieback und Milch, die er mit Widerwillen schluckte, konnten seinen ausgemergelten Körper und seine ruhelose Seele nicht mehr zusammenhalten. Alle waren sich darüber einig, dass er keine zwölf Monate mehr leben würde. Die Zeitungsschreiber hatten seinen Nachruf bereits geschrieben und in ihrem Archiv griffbereit liegen.

In den langen Nächten lag er wach und dachte nach.

In einer Nacht machte er eine merkwürdige Entdeckung: Ihm wurde klar, dass er nicht einen einzigen seiner verdienten Dollars in die jenseitige Welt würde mitnehmen können. Es packten ihn Verzweiflung und Hilflosigkeit, wie sie bei kleinen Jungen vorkommen, die sehen, wie ihre Sandburg von der herankommenden Flut zerstört und hinweggespült wird.

Zum ersten Mal in seinem Leben ging ihm auf, dass Geld nicht dafür gemacht wurde, es aufzuhäufen. Es soll den Menschen dienen und Segen bringen.
Wie Scrooge in dem Roman begann er am nächsten Morgen, sein Geld für Andere zu verwenden. Erstmalig unterstützte er gemeinnützige Wohltätigkeitswerke. Er gründete die Rockefellerstiftung. Sein Reichtum wurde in Notstandsgebiete der Welt weitergeleitet.
Man müsste ein ganzes Buch schreiben, um den Segen zu schildern, der von den vielen hundert Millionen Dollar ausging, die er an Universitäten, Krankenhäuser, Missionsgesellschaften und Millionen armer Menschen weitergab.

Seine Hilfe gab den Ausschlag, die Südstaaten der USA von der furchtbaren Plage des Hakenwurms zu befreien. Jedes Mal, wenn das Leben unserer Kinder durch eine Penicillinspritze gerettet wird, verdanken wir es John D. Rockefeller. Seine Geldspenden beeinflussten entscheidend die Entdeckung dieses Wundermittels.

Seine Dollars halfen der Forschung und helfen auch heute noch, Menschen von Malaria, Tuberkulose und anderen Krankheiten zu retten.

Es ist nicht meine Aufgabe, die Segnungen zu schildern, die die Welt empfing, als Rockefeller sein Denken änderte. Ich möchte nur herausstellen, dass ein Wunder geschah, als er anfing, nach den Nöten Anderer Ausschau zu halten.

Er konnte wieder schlafen, konnte wieder alles essen und Freude am Leben empfinden. Bitterkeit, Groll, Lustlosigkeit und Egoismus wichen aus seinem Leben. Das Herz Rockefellers füllte sich mit Liebe und Dankbarkeit. Der Mann, der vorher abstoßend wirkte und kalt, war auf einmal voller Aktivität und Wärme.

Als Rockefeller 53 Jahre alt war, schien es, dass er keinen weiteren Geburtstag erleben würde.
Er feierte nicht nur seinen 54. und 55. Geburtstag, sondern er wurde sogar 98 Jahre alt.“
Autor Heinz Schäfer

Reichtum ist auch nicht alles!

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt


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