Reichtum


Laut einer Studie ist der Abstand zwischen Arm und Reich noch viel größer als gedacht. Ausmaß der Ungleichheit in Deutschland wird verschleiert.

Die Reichen in Deutschland sind reicher als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie des Instituts Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Nach den Ergebnissen ist damit auch die Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung weiter gewachsen. Das vermögendste eine Prozent der Haushalte hat demnach in einem Jahrzehnt seinen Abstand zum »Normalverdiener« um über 60 Prozent ausgebaut. Die Forscher sehen darin eine Entwicklung, die »auf die Wirtschaft destabilisierend wirkt«. Um gegenzusteuern, halten sie die Wiedereinführung einer Vermögensteuer sowie die Abschaffung der Abgeltungssteuer für geboten.

Die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich sei für »viele international führende Ökonomen eine wesentliche Ursache für die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 und 2009«, heißt es in einer in der Vorwoche veröffentlichten Mitteilung des IMK. Einkommensschwache Haushalte und eine Mittelschicht mit stagnierenden Einkommen könnten nicht so viele Güter kaufen, wie für Vollbeschäftigung nötig wäre. Das hemme Investitionen in neue Maschinen und Gebäude und verleite die Reichen dazu, ihr Geld eher an den Finanzmärkten anzulegen.

Die Wissenschaftler sind dabei so wohlwollend, der Politik nicht per se den politischen Willen abzusprechen, etwas an den Verwerfungen zu ändern. Sie unterstellen vielmehr ein allgemeines Erkenntnisproblem »mangels verlässlicher Erhebungen« zu dem Thema. »Denn die Datengrundlage ist dünn – besonders am oberen Ende der Verteilung«, stellen sie fest und meinen, dass die wirtschaftliche Ungleichheit in Deutschland »höchstwahrscheinlich« meist unterschätzt werde. Vor allem sei der »extreme Reichtum« schwer messbar, was wohl allein schon daran liegt, dass die Betroffenen nicht gerne damit hausieren gehen. »Selbst wenn es gelänge, Millionärs- und Multimillionärshaushalte repräsentativ zu erfassen, wäre fraglich, ob die Betreffenden ihr Einkommen und Vermögen korrekt angeben würden«, bemerken die Verfasser der Untersuchung.

Begünstigt wird das Versteckspiel zudem durch die deutsche Steuerpolitik, angefangen mit der Abschaffung der Vermögensteuer 1997. Nicht nur hat das die Reichen mit einem Schlag noch reicher gemacht, obendrein hätten die »Finanzämter den Überblick über die Besitztümer der Superreichen verloren«, beklagen die Autoren. Selbst bei den laufenden Einkommen ergebe sich kein verlässliches Bild mehr. Dazu kommt der sogenannte Unternehmensschleier. Die bei Konzernen und Betrieben seit der Jahrtausendwende »kräftig gestiegenen« Profite seien hierzulande »in hohem Umfang einbehalten« und nicht an die privaten Haushalte weitergegeben worden, liest man in der Studie. Dabei wären die »Letzteigentümer der Unternehmen in erster Linie die reichen Haushalte, deren Einkommenszuwachs aber durch die einbehaltenen Gewinne verschleiert wird«.

Bislang galt Deutschland zwar als ein Land mit stark ausgeprägter Ungleichheit, allerdings auf einem seit 2000 nahezu gleich gebliebenen Niveau. Diese Sicht ist mit den neuen IMK-Befunden praktisch widerlegt. Die Böckler-Ökonomen haben dafür die Daten des beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) angesiedelten Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) mit der Gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanz des Statistischen Bundesamtes kombiniert. Dabei ermittelten sie, dass das vermögensreichste eine Prozent der Haushalte 2012 über durchschnittliche Nettovermögen von knapp 1,4 Millionen Euro pro Kopf verfügte. Das entspreche dem 80fachen des mittleren Pro-Kopf-Einkommens. 2002 habe das Verhältnis erst beim 50fachen gelegen. Und nicht einmal das bildet wohl das wahre Ausmaß des Superreichtums ab. Die Berechnung dürfte »die hohen Nettovermögen noch immer unterschätzen«, besagt die Studie.

Quelle: https://www.jungewelt.de/inland/finanz%C3%A4mter-ohne-durchblick


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