Reichenhall von oben: Zwiesel-Staufen-Überschreitung

Von Berghasen

Bestaune Bad Reichenhall von oben! Auf der Zwiesel-Staufen-Überschreitung warten einmalige Ausblicke entlang einer anspruchsvollen Rundtour.

Der Hochstaufen (1.771 m) erhebt sich als eine der letzten, felsigen Barrieren über Bad Reichenhall, ehe die Chiemgauer Alpen ins Alpenvorland übergehen. Die exponierte Lage des Reichenhaller Hausbergs ermöglicht eine Gipfelschau par Excellence. Kombiniert man den Staufen mit seinem Nachbargipfel, dem Zwiesel (1.782 m), ergibt sich eine anspruchsvolle Überschreitung der Gipfelkette hoch über Bad Reichenhall.

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Tourdaten zur Zwiesel-Staufen-Überschreitung

  • Anstieg: 1.700 Höhenmeter
  • Abstieg: 1.700 Höhenmeter
  • Distanz: 16 Kilometer
  • Ausgangspunkt: Parkplatz beim Bergwirtshaus Listsee in Bad Reichenhall (5 €) Anreise planen
  • Schwierigkeit: Rechne mit kurzen, steileren, felsigen Passagen, die auch häufig nass und rutschig sein können. Einzelne Abschnitte sind mit Drahtseil versichert, aber nicht alle (kein Klettersteig!). Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und passendes Schuhwerk mitbringen!
  • Route: Wir gehen die Tour entgegen der gewöhnlichen Richtung. Dann ist beim Abstieg vom Hochstaufen weniger Verkehr und am Ende kannst du noch im Reichenhaller Haus einkehren.
    Aufstieg: Vom Parkplatz direkt beim Bergwirtshaus Listsee folgst du dem markierten Wanderweg durch den Wald zur Zwieselalm und von dort aus weiter durch Latschen auf den Zwiesel. Bis hierher einfache Bergwanderung mit tollem Gipfelpanorama!
    Überschreitung: Vom Zwiesel kurz den Weg zurück zum Zennokopf. Dort biegst du ostseitig auf den Mittelstaufensteig ab, der entlang des Grates über den Mittelstaufen bis zum Hochstaufen führt. Entlang des Mittelstaufensteigs triffst du auf mehrere seilversicherte Passagen, zahlreiche ausgesetzte Stellen verlangen aber auch sicheres Steigen im felsigen Gelände ohne Drahtseilversicherung! Besonders bei Schnee und Nässe ist hier besondere Vorsicht geboten. Nach etwa drei Kilometern entlang des Grates trifft der Mittelstaufensteig auf den breiten Wanderweg, über den du in wenigen Minuten das Reichenhaller Haus und den darüberliegenden Gipfel erreichst.
    Abstieg: Vom Gipfel zurück zum Reichenhaller Haus und direkt unterhalb der Terrasse ostseitig auf den Steinernen Jäger Steig abbiegen. Der Steinerne Jäger führt im oberen Abschnitt vorwiegend über Fels- und Schrofengelände, ist aber gut markiert. Hier musst du noch zwei kleine Gegenanstiege bewältigen, ehe der Steig steil, aber einfach durch einen schönen Mischwald talwärts führt. Knapp oberhalb des Parkplatzes an der Padingeralm biegst du rechtshaltend in den Wald ein und gehst das letzte Stück entlang der Staße zum Wirtshaus Listsee zurück.
  • Beste Jahreszeit: Juni bis in den Spätherbst.
  • Den GPS-Track zur Tour findest du hier!
  • Tipp: Auf der Terrasse des Reichenhaller Hauses kannst du nicht nur die Aussicht, sondern auch ein gutes Stück Kuchen genießen!

Der guten Aussicht am Zwiesel & Zennokopf entgegen

Los geht es auf der Forststraße. Wir wandern am Listsee vorbei, biegen bald auf einen breiten Forstweg in den Wald ab und steigen einfach, aber kontinuierlich bergauf. Der Wald ist dicht, spendet angenehmen Schatten, doch verwehrt er gleichzeitig den Blick hinunter ins Tal.

Den können wir erst an der Zwieselalm genießen. Sie steht an einer großen Lichtung und ist deshalb nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Paragleitern ein beliebter Ziel- und Startpunkt.

Freie Sicht. An der Zwieselalm kann man erstmals über die Baumkronen blicken und über die Aussicht auf Bad Reichenhall staunen.

Oberhalb der Zwieselalm lösen bald Latschenfelder den Mischwald ab. Die Gipfelkreuze des Zwiesel und des Zennokopfs spitzen daraus hervor. Sie sind die ersten, fantastischen Aussichtspunkte, die auf der Zwiesel-Staufen-Überschreitung warten. Die Gipfel liegen direkt nebeneinander. Wer motiviert ist, schaut auf beiden vorbei, ehe man am Zennokopf ostseitig in den Mittelstaufensteig einbiegt.

Beste Aussichten. Vom Zwiesel blickt man über den Zennokopf (Bild) weit in die Berchtesgadener Alpen hinein. Jetzt wird’s abenteuerlich. Am Zennokopf beginnt der Mittelstaufensteig – das Herzstück der Zwiesel-Staufen-Überschreitung.

Mittelstaufensteig: Überschreitung vom Zwiesel zum Staufen

Das sanfte Latschengelände nimmt am Zennokopf ein abruptes Ende. Jetzt beginnt der abenteuerliche Teil der Rundtour! Steil führt der Mittelstaufensteig zu Beginn einige Höhenmeter über die Südostflanke ins Roßkar hinab. Die Schritte setzt man hier besonders achtsam, flößt der Tiefblick nach Bad Reichenhall in Kombination mit den abschüssigen Schrofen doch etwas Respekt ein.

Der 250 Höhenmeter lange Abstieg vom Zennokopf endet an deiner kleinen Felsstufe. Ein Drahtseil hilft hier beim Abklettern. Danach schmiegt sich der Steig meist an die Gratschneide – verläuft mal auf der Südseite, mal auf der Nordseite und überwindet kurze Steilstufen. Hi und da kann man sich an einem Drahtseil festhalten und kleine Gegenanstiege wecken die Beinmuskulatur wieder auf.

Der Grat ist in sattgrüne Latschen eingebettet; mit den Köpfen sind wir aber immer ein Stockwerk darüber und können unsere Blicke in den Chiemgau im Norden und die Berchtesgadener Alpen im Süden schweifen lassen.

In Latschen gebettet verläuft der Mittelstaufensteig zwischen Zwiesel und Hochstaufen. Die Überschreitung bietet wunderbare Ausblicke in die raue Bergwelt zur einen und in das sanfte Alpenvorland zur anderen Seite.

Auf bekannten Wegen

Wenige Meter nach dem Mittelstaufen treffen wir auf uns schon bekannte Pfade. Sind uns auf der Überschreitung zwischen Zwiesel und Staufen nur wenige Bergsteiger begegnet, können wir nun schon von Weitem die Wanderer erblicken, die auf der klassischen Hochstaufen-Überschreitung unterwegs sind.

Glückliche Gesichter und freundliche Grüße kommen uns entgegen. Ganz so, wie es am Berg Usus sein soll! Flach queren wir unterhalb der felsigen Südwand des Hochstaufen zum Reichenhaller Haus. Wenige Höhenmeter hinter der Hütte befindet sich der Gipfel mit dem in Gold strahlenden Gipfelkreuz des Staufens.

Golden leuchtet uns das Gipfelkreuz schon von Weitem entgegen. Goldrichtig war die Tourenwahl für diesen traumhaften Herbsttag.

Kaum ein Gipfel mit seiner geringen Höhe empfängt die Bergsteiger mit einer beeindruckenderen Aussicht. Ganz frei steht dieser Felsriegel wie eine letzte Barriere zwischen Bad Reichenhall und dem Alpenvorland. Im Süden die raue Bergwelt, im Norden eine flache Hügellandschaft – in ihr eingebettet der Chiemsee.

Abstieg über die Steinernen Jäger

Weil wir am Rückweg sowieso fast darüberstolpern, legen wir auf der Terrasse des Reichenhaller Hauses noch eine kurze Pause ein. Ein bisschen hat man hier da Gefühl, als schwebe man über Bad Reichenhall. Die Hütte – auf der man auch übernachten kann – scheint förmlich in der Felswand zu kleben. Die hölzerne Terrasse ragt noch ein paar Meter über den Felsabbruch hinaus.

Erbaut wurde das Reichenhaller Haus von 1925 bis 1928. Sein heutiges Gesicht bekam das höchstgelegene Schutzhaus der Chiemgauer Alpen bei einem Umbau im Jahr 1974.

Wie ein Adlerhorst klebt das Reichenhaller Haus in der Südflanke des Hochstaufen.

Eine schöne Runde ergibt sich, wenn man vom Hochstaufen über die Steinernen Jäger absteigt. Der Einstieg zum Steig befindet sich direkt unter der Terrasse des Reichenhaller Hauses. Ostseitig windet sich der markierte, aber durchaus anspruchsvolle Steig entlang des felsigen Gipfelaufbaus hinab.

Auf einer Höhe von rund 1.450 Metern kommen wir an den Steinernen Jägern vorbei: Zwei Felstürme am Ostgrat zum Hochstaufen die laut einer Sage zwei versteinerte Jäger sein sollen.

Wir laben unsere Blicke ein letztes Mal in der sagenhaften Aussicht, ehe wir wieder unter die Baumkronen abtauchen. Auf weichem Waldboden federn wir die letzten Höhenmeter zurück zu unserem Ausgangspunkt.


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