Rehageflüster: Streuselkuchen und Spermien im Watt

Von Katerwolf

hört sich wild an, die überschrift, aber sie spiegelt recht gut die bilanz des heutigen tages

heute morgen habe ich, wieder zu früher morgenstund, ein paar wichtige dinge getätigt: regenbogen aufgespannt, affen gejagt, wellen angeschoben, wolken gestreichelt und den mond angehoben.

?

qigong, richtig

ich kenne das aus der letztjährigen reha auf sylt und hatte es in guter erinnerung. macht immer noch großen spaß. auch wenn ich das mit dem affen jagen noch ein wenig üben muss. ich glaube, ich habe stattdessen maisbrei gerührt oder so sah es zumindest aus.

ich habe seit gestern ein fahhrad. das ist keine selbstverständigkeit, denn es war tatsächlich ein kampf. zwischen dem reha-fahhradverleiher und den beiden konkurrenten aus dem dorf herrscht nämlich krieg. eine perfekte vorlage für einen inselkrimi, würde ich sagen. der eine (reha) hat nicht genug räder und die anderen (dorf) verleihen den patienten keine. aus trotz. weil sie den rehatypen hassen. uh. dachte gestern, ich bin im falschen film. wie auch immer, ich habe ein radel erkämpft und habe es heute vormittag gleich getestet. 30 km. ja *stolz guck*. bin zuerst hinter dem deich, dann auf dem deich und schließlich vor dem deich immer am watt entlang und konnte mich an dem besonderen farbenspiel hier (alles pastell, irre) nicht genug satt sehen. leute, was ist das schön hier.

wir, meine ortskundige, da schon im vergangenen jahr hier gewesene, begleitung und ich, traten kräftig gegen den wind in die pedale und belohnten uns in der radl-rast mit dem besten hausgemachten apfel-streuselkuchen meines lebens. mjamm. danach radelten wir durch das inselinnere durch midlum, alkersum und nieblum wieder zurück nach utersum, und die ganze zeit dachte ich mir: „was ist das so schön hier. und nun weiß ich, warum man von glücklichen, holsteinischen kühen spricht. sie sehen wirklich glücklich aus. und haben allen grund dazu, hier, im kuh-paradies.“

und soeben habe ich eine mehrstündige, naturkundliche wattwanderung absolviert. und ich sag euch mal eins: das watt ist voll versaut. und zwar sowas von. unser wattführer war ein doller kerl, der es schaffte, aus der führung einen echten krimi zu machen. ich habe noch nie jemanden getroffen, der dermaßen spannend über den verdrängungskampf zwischen strandhafer und strandquecke (oder wie das gras heißt *grübel*) erzählen gehört. wir hatten regelrecht gänsehaut alle. ich schwör. viel spannender als der gräserkrieg war allerdings das leben, und hier vor allem das geschlechtsleben, der wattwürmer, miesmuscheln, austern, quallen und austernfischer. folgendes habe ich im kopf behalten

1. wattwürmer werden bis zu 10 jahre alt. 2. das ganze watt ist voller wattwurm-sperma. 3. die männlichen wattwürmer spermen nämlich das ganze watt voll. 4. die wattwurmweibchen sind dauernd schwanger und wissen nicht von wem. 5. das watt ist nicht nur voller wattwurm-sperma sondern auch voller wattwurm-scheiße (der führer selbst gebrauchte das wort scheiße, will ich nur mal sagen). 6. austern sind böse. 7. sie kommen aus sylt und liegen nun dumm und unnütz im föhrer watt herum, die vögel können die schale nicht aufpicken und die menschen schlitzen sich die füße daran auf. 8. im watt gibt es feindliche, aus asien stammende algen. die sind auch böse (warum, habe ich wieder vergessen). 9. föhrer algen sind lieb. es gibt welche mit blasen und solche ohne blasen auf dem blasentank. ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe. konnte auch nicht ganz folgen, da ich mit meiner nachbarin unterdrückte lachkrämpfe wegen diesem ganzen geblase hier auf föhr hatte. sie meinte nur: „hier sind sogar die algen versaut.“ *kicher*. 10. es gibt einen vogel namens knut, der im märz mit nur einer unterbrechung 12.000 km aus südafrika hierher fliegt und den vögeln hier alles wegfrisst. dann fliegt er weiter in die antarktis. dort treibt er es hemmungslos und kommt im august mit seiner ganzen brut zurück nach föhr, um den föhrer vögeln wieder alles wegzufressen. danach fliegt er zurück nach südafrika. knut ist auch böse. 11. der austernfischer-vogel ist lieb. er wird etwa 40 jahre alt. allerdings ist es eine lüge, dass austernfischer als paar ihr ganzes leben lang zusammenbleiben. austernfischer-weibchen sind schlampen. sie verlassen ihre männer. zu ihrem schutz muss man aber sagen, dass sie das nur dann tun, wenn das männchen „nicht so helle ist“. das merkt man daran, dass das männchen kein gescheites nest bauen kann. 12. quallen sind sauböse. sie haben riesige geschlechtsorgane. sie haben sex und bekommen dann aber keine kleinen qaullen-babys sondern polypen. diese polypen spalten sich ab und werden wieder quallen. also, das hab ich nicht so richtig verstanden, sorry. bin unendlich dankbar, dass ich nach der begattung durch meinen ex-mann ein normales kind und keinen polypen bekommen habe.

da staunt ihr jetzt, oder? hättet ihr nicht gewusst, oder?

schon nett hier. heute ist tag 2 nach meiner ankunft und ich habe mich mit allem hier schon viel besser angefreundet. morgen hab ich frei und gehe am nachmittag reiten, jipiieh. ab montag werde ich dann rangenommen: bogenschießen, wassergym, nordic walking und allerlei mehr. ein wenig graut es mir vor der onkologischen gesprächsrunde, zu der ich verdonnert wurde, schau mer mal, wie das wird. wenn ich mir vor augen rufe, wie sich die mädels heute über das sextreiben im watt amüsiert haben und was so für kommentare fielen, kann es aber durchaus auch lustig werden.

ich vermisse joschi.

habe jetzt ne flat hier und kann bloggen wie die wilde luzie

macht es gut, ihr lieben und bis morgen oder so, eure rehawolf


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