nennt mich adlerwolf. muskelgestählten, drahtigen adlerwolf. nach 3 wochen habe ich heute morgen das gefühl gehabt, im wahrsten sinne des wortes muskelgestählt zu sein. in einem guten sinn. könnte jetzt den kilimandscharo besteigen. na ja, seine kleine schwester zumindest.
mir ist heute so ein bisschen nach tratschen. wenn man 3 wochen lang mit vielen menschen auf überschaubarem raum ist, fängt man unweigerlich an, zu beobachten. und es fällt einem so das eine oder andere auf. ich habe hier viele, sehr liebe und auch interessante menschen getroffen. es gibt hier aber ebenso viele, sagen wir mal, seltsame gestalten. je länger man sie um sich hat, desto skurriler werden sie. da wäre zum beispiel der club der wuchtbrummen. die haben sich hier fast magnetisch zusammengeschlossen und sitzen in großen gruppen zusammen und klagen und jammern und meckern in allen deutschen dialekten. zimmer zu klein, zu laut, essen schlecht, therapien nicht ausreichend etc pp. was mir auffällt, ist jedoch, dass sie ihren hintern nicht hochbekommen, in den therapien durch abwesenheit glänzen und statt dessen kuchenmampfend im café sitzen.
dann gibt es den club der canasta- und rommée-diktatoren. 2 x hatte ich schon das vergnügen. da die abende hier nicht soooo unterhaltsam sind, habe ich mich 2 x aus purer verzweiflung in eine kartenrunde eingeklinkt. oha. das mit den regeln ist so eine sache. und kartenspielen ist krieg. gestern habe ich das 1. mal seit 100 jahren wieder rommée gespielt und wurde dabei gemaßregelt ohne ende. habe sie aus rache abgezockt. hi hi. wurde heute morgen nur knapp gegrüßt.
kleine anmerkung: als teilnehmerin einer kreativen reha-schreibgruppe haben wir die aufgabe bekommen, jeden abend unsere glücksmomente in ein buch zu schreiben. schöne aufgabe übrigens. 3 x dürft ihr raten, was gestern abend drin stand: kampfbrummen im rommée abgezockt
es gibt hier auch die eine oder andere nervbeule, die nichts davon weiß, dass sie eine nervbeule ist. alle lieb und wohlwollend. aber eben nervbeulig. sie machen zum beispiel solche dinge:
sie fragen dich um 1 uhr morgens im bus, wenn man fröhlich und angeschickert vom hafenfest zurück fährt: „u-h-und? warum bist du hier? auch wegen asthma?“ „nein, wegen brustkrebs.“ „o-hooo, da-h-as ist aber schlimm. erzääähhhl mal“ *jammernd elend guck“
wahlweise quasseln sie dich morgens am frühstückstisch schon vor dem ersten schluck kaffe mit buddha-gedöns voll. ich mag buddha, ehrlich. aber damit wäre er sicher nicht einverstanden. nicht vor dem ersten kaffee. oder aber sie fragen dich mitten beim genießen deines mittäglichen schnitzels: „saaag mal, hast du eigentlich schon deine knochendichte messen lassen?„
wen hätten wir noch? *grübel* ohja, den club der egopanzen. sie leben im speisesaal und bewachen das essen. morgens schon fallen sie dadurch auf, dass sie völlig schmerzfrei mehrere brötchen aus dem brotkorb nehmen, in der mitte durchschneiden und *fassungslos guck* die untere hälfte wieder zurücklegen und die gute, obere mitnehmen. mittags nehmen sie mehrere nachtische. abends, wenn es ein paar leckere melonenscheiben gibt, türmen sie 10 scheiben auf 2 teller und schauen dich dabei böse an.
vor ein paar tagen ist übrigens was lustiges passiert. da hat ein ehepaar, das hier in der reha ist, ein handy im strandkorb gefunden. kurz darauf kam die besitzerin und fragte sie, ob sie vielleicht ein handy in dem strandkorb gefunden hätten. als sie das bejahten, war sie überglücklich und wollte ihr handy zurück.
fehlanzeige. das ehepaar weigerte sich kategorisch, das handy rauszurücken. nur gegen finderlohn. sie brachten das handy in die klinik, nicht ohne auf dem weg neugierig darin rumzustöbern und aus versehen alle rufnummern zu löschen. die besitzerin tauchte am abend hier auf und es gab einen heftigen schlagabtausch in dessen verlauf sie dann kostenlos ihr handy wieder mitnehmen konnte. leer wie ein unbeschriebenes blatt. schöne geschichte, oder?
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