Regretting Motherhood?

Ich bin eben durch die famose Katja (“Krachbumm“) auf einen Artikel der Süddeutschen aufmerksam geworden.

Sehr spannend, wie die Reaktionen der Gesellschaft auf negative Äußerungen von Müttern sind. Man kann fast vermuten, dem lägen archaische Ängste zu Grunde. So in etwa: “Wenn die Mütter keinen Bock mehr auf ihren Job haben, dann sterben wir am Ende noch aus!”

Das Korsett

Natürlich liegt dies im Grunde am starren Moral-Korsett, das anscheinend nahezu allerorts angezogen werden muss, sobald der Babybauch sich wölbt. Wieso meinen wir als Gesellschaft bloß, dass Mütter strengstens in ihrem Verhalten und ihren Empfindungen reglementiert werden müssen?

Mir fiel schon oft auf, dass Mütter nicht einfach mal sagen dürfen:

“Ich bin grad total angekotzt und hab’ echt keinen Bock mehr. Den Mist kann hier gern mal zwei Wochen ein anderer Trottel machen!”

Sollten sie es dennoch verwegen wagen, dann hängen sie gleich etwas wie Folgendes an:

“Ich liebe meine Kinder aber sehr. Sie sind das Beste in meinem Leben. Ich würde alles für sie tun.”

Und genau im letzten Satz liegt die Crux.

Genau das ist ein falscher und ein kurzsichtiger Ansatz.

Wenn ich jemandem mein letztes Hemd gebe, dann friere ich. Während ich mit den Zähnen klappere bin ich niemandem eine Hilfe.

Wenn ich mir den letzten Nerv rauben lasse, statt eine im Grunde nötige Grenze direkt zu ziehen, dann brülle ich irgendwann wütend vor mich hin.

Wem nützt das?

Vielleicht sorgt die Enge des Korsetts dafür, dass Mütter ihre Rolle und die damit verbundenen Besonderheiten, als besonders schwierig oder einschränkend empfinden (können).

“Ich kündige!”

Mütter, die ihre Jobwahl bereuen, schockieren.

Nun ja, es ist ein Job ohne Vorpraktika und Probearbeiten. Du wählst ihn und hast ihn bis an Dein Lebensende. Kann man in dieser Art über nur wenige Jobs sagen, oder? Wir kennen die restlichen Konditionen: Null Lohn, Null Beförderung, stark kompetetives Umfeld, Null Urlaub/Wochenende/Feiertage etc. Das weiß man vorher, aber man kann nicht mal ahnen wie sich das anfühlt. Schon gar nicht, wie es sich nach zehn und mehr Jahren anfühlt.

Und weil Du weißt, wie festgenagelt Du bist, spürst Du die Verantwortung und das Fremdbestimmtsein richtig deutlich. Ich gehöre nicht zu den Müttern, die ihre Lebensentscheidung bereuen. Aber ich empfinde Mitgefühl für sie.

Wunschträume

In manchen Phasen meines Lebens stelle ich mir vor, ein kinderloser Single zu sein. In meiner Welt habe och eine schnuckelige Wohnung für mich alleine. Ich benutze das Bad alleine, meine Haarbürste liegt exakt da, wo ich sie am Vorabend hingelegt habe. Nirgendwo klebt etwas Undefinierbares. Überhaupt sieht abends alles noch so aus wie morgens. Ich verzichte auf kein einziges Paar Schuhe zu Gunsten von Kinderstiefeln. Ich verzichte nicht auf Museumsbesuche oder Kunstausstellungen. Ich gehe in Ruhe in Restaurants und fotografiere mein Essen. Ich fühle mich in der Vorstellung einsam und kaufe mir eine Katze überwinde das Gefül wieder. Ich konzentriere mich auf einen Job. Ich muss vor Arbeitsbeginn keine Kinder kutschieren und keine Zettel unterschreiben. Ich muss nicht auf ein paar Hundert Euro verzichten, um arbeiten zu können. Ich brauche ja keine Kinderbetreuung.

Morgens mache ich mich in Ruhe fertig und abends habe ich bei der Heimkehr immer noch nichts mit den Bedürfnissen Anderer zu tun. Niemand will, dass ich mich um seinen Magenfüllstand oder sein Hygienebedürfnis kümmere. Ich lege die Füße hoch. Und stöhne, weil ich noch zwei wichtige Mails beantworten muss. Fertig.

Die Vorstellung verlasse ich jedesmal an dem Punkt, an dem ich begreife, dass mein Leben lange so weitergehen würde. Das gefällt mir nicht. Das ist nichts für mich. Ohne Menschen, die so sehr zu mir gehören wie meine Kinder. Ohne einen Partner, der so sehr zu mir gehört wie mein Mann. Ohne die besondere emptionale Tiefe einer Mutter-Kind(er)-Beziehung. Ohne die Herausforderungen, die Selbstrefklexion immumgang mit den Kindern und ohne die Vertrautheit eines mit einer Familie gefüllten Hauses.

Dann sehe ich Undefinierbares am Boden kleben, suche meineHaarbürste und verschwinde noch mal kurz im Gegenentwurf meines Lebens. Das mache ich ganz gerne so.

Regretting Motherhood?

Non, je ne regrette rien.

Aber ich bin manchmal angekotzt. Sehr sogar.

Wenn mal wieder kein Raum für mich in meinem eigenen Leben ist.  Wenn mein Körper vor lauter Überanstrengung rebelliert. Wenn ich spüre, dass ich gerade Zeit brauche, in Ruhe etwas zu verarbeiten und es natürlich mal wieder nicht geht. Wenn ich einfach mal sitzen möchte, aber der Toddler gerade aufwacht. Wenn ich mal wieder auf etwas verzichte, weil ich das achon so gewohnt bin und mir kleinlich vorkomme, wenn ich auf meinen Wünschen bestehe. Wenn ich endlich mal wieder meine Freundin treffen will und mal wieder irgendein Kind Fieber/Husten/Pest hat.

Oder wenn ich höre, wie ich mal wieder die gleichen Sätze herunterleiern muss. Manchmal auch einfach von viel zu viel Alltag und Zwängen gegenüber viel zu wenig Freizeit und Entspannung. Wenn die Mädels nervig herumstreiten und wenn mir auffällt, dass dieser Job ewig so weitergehen wird. Dann wiederum fühle ich mich eingesperrt, geistig unausgelastet und will raus aus dem mütterlichen Haushaltskäfig.

Wie man sich fühlt, wenn man seine Mutterrschaft in der Gänze bereut, kann ich nur ahnen. Und ich stelle es mir furchtbar vor. Ganz furchtbar. Ich sage aber selber, dass ich glücklich wäre, wenn ich mich mit den Kindern aber nicht mit dem zwangverordneten Drumherum (Haushalt, Schule …) beschäftigen könnte. Ein Traum wäre das.

Genau wie der von der schnuckeligen Single-Wohnung in der Großstadt. Die, in der ich allein in’s Bad gehe und in der mich nur mein eigener Magenfüllstand interessiert …



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