Regretting Motherhood

Wenige leise Stimmen konnte man in jüngster Zeit dazu lesen. Es ist noch ein Tabu. Hier also nun ein weiterer Artikel. Eine neue Sichtweise. Vielleicht eine, welche dazu dienen kann seine eigene bisherige Meinung dazu zu reflektieren und zu erweitern.

Ich gebar meinen Sohn mit 28 Jahren. Ich hatte gerade eine tiefe Krise zwischenmenschlicher Art hinter mir und fast ein schlechtes Gewissen, mich für meinen jetzigen Mann entschieden zu haben und gleich auch noch schwanger geworden zu sein. Darf man sich überhaupt darüber freuen, wenn man weiß, dass es da jemanden gibt, dem dies Kummer bereitet? Ich hätte wirklich gerne mit meinem Therapeuten darüber geredet. Blos der wollte einfach nicht. Er schien meine Energien einfach nicht mehr auf die Vergangenheit lenken zu wollen. Schlechte Energien erzeugen schlechte Gedanken. Schlechte Gedanken sind überhaupt nicht dazu dienlich aus einer Depression heraus zu kommen.

Mein Sohn kam nach Einleitung, PDA und sehr langen 30 Stunden Geburt auf die Welt. Er war bereits blau angelaufen und man schnitt großzügig an mir herum weil es plötzlich eilte. Junior schrie und schrie und schrie. Praktisch pausenlos. Was bedeutet, dann nicht, wenn er schlief. Es war ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes. Der arme Kleine war chronisch unterzuckert, zu gewichtig für seinen Entwicklungsstand und gelb wie eine Zitrone. Hätte man alles vermeiden können, hätte der Gynäkologe den Zuckerwert nicht als knapp akzeptabel sondern als knapp behandlungsbedürftig eingestuft.

Anmerkung am Rande, Schwangerschaftsdiabetes bedeutet für das Baby Stress pur. Es wird im Bauch bereits falsch auf Zucker programmiert und hat sein Leben lang Mühe sein Gewicht zu halten, weil es auf ein zu hohes Level eingestellt wurde. Diese Kinder kommen mit einem zu grossen Gewicht auf die Welt, wirken entwickelter als sie sind, haben Atemprobleme bei der Geburt und Mühe ihr Bilirubin in den Griff zu bekommen. Sie leiden unter chronischer Unterzuckerung und versuchen verzweifelt an ihre gewohnte Menge Glukose durch Schreien zu kommen.

Mein Kind war also nicht eines dieser sogenannten High Need Babys sondern einfach nur falsch programmiert und schuldlos in ein Anpassungsdilemma geraten. Eines dieser Babys das nicht für Anfänger geeignet ist. Für depressive Anfänger schon gar nicht. Ich ging irgendwann zum Arzt. Weil ich den Eindruck hatte, völlig hilflos in meiner Mutterschaft zu sein. Einfach nicht zu genügen. Das Kind nicht beruhigen zu können. Es mit aller Kraft nicht lieben zu können. Ich habe nur eine Rolle gespielt. Diejenige, welche in solchen Situationen erwartet wird. Das Baby soll ernährt, gewickelt, sauber angezogen und nicht vernachlässigt sein. Mein Intellekt sagte mir, dass das nicht alles sein kann. Das etwas mit mir nicht stimmt. Dass es nie eitler Sonnenschein ist, Mutter zu sein, hatte ich gewusst. Dass es aber so sein kann, darüber spricht niemand mit einem, vorher.

Ich bin mittlerweile wieder im Gleichgewicht, was meinen Gemütszustand betrifft. Und ich bin nach wie vor nicht der Typ Hausfrau mit aufgehenden Glücksgefühlen was Kinderbetreuung angeht. Ich habe mein Minimädchen bekommen und fühlte diesmal von Anfang an das Glück, das man sich so vorstellt. Ich neige sogar dazu, mich freiwillig mit meinem Baby zu unterhalten und es einfach so zu bespassen. Es zu bestaunen und dankbar dafür zu sein dieses Wunder in Händen halten zu dürfen.

Es gibt viele gehässige Kommentare zum Thema Regretting Motherhood. Bestimmt haben alle diese Frauen eine postnatale Depression oder zu wenig Unterstützung durch den Partner. Weil weg, weil One Night Stand weil wieso auch immer.

Ich aber möchte hier zu folgendem Gedanken anregen: Was wenn man für diesen Job einfach nicht gemacht ist? Was wenn niemand einen anständigen Stellenbeschrieb für diese verdammt harte Arbeit geschrieben hat? Was, wenn kein bereits erfahrenes Elternteil ehrlich und kompetent Antwort darauf gibt, wie es wirklich sein kann? Hier gibt es keine Probezeit, nach der das Kind zurück gegeben werden kann mit dem Satz, es tut mir leid ich kann das nicht. Vielleicht hat man sich seit Jahren Nachwuchs gewünscht oder ging als Frau einfach davon aus, dass das zu seinem Selbstbild des Lebens dazu gehört? Was, wenn man einfach zu jung war um die Ausmaße/Konsequenzen zu begreifen? Was wenn der Bauch und nicht der Verstand sich dafür entschieden hat. Oder all die Frauen, die sich keine Kinder gewünscht haben, es aber dennoch passiert ist und es aus moralischen Gründen nie abtreiben würden?

Ich für meinen Teil will an dieser Stelle ehrlich mit euch sein. Ich habe genug damit zu tun, meine Kinder zu liebevollen Menschen zu begleiten, zu ihrem Selbst, zu dem sie gemacht worden sind. Ich könnte kein nicht gewolltes Kind großziehen, auch kein adoptiertes und keines auf Zeit. Ich bin zu wenig gern Mutter. Ich liebe meine Kinder von ganzem Herzen. Aber die Arbeit die sie teilweise machen, habe ich weder so eingeschätzt noch stimmt sie mich besonders froh und großmütig. Ich brauche meine bezahlte Arbeit fürs Ausgeglichen sein, für die Abwechslung und natürlich weil wir uns zwei Kinder mit einem Gehalt schlicht nicht leisten können. Diesen Luxus kennen wir nicht.

Ich will mich zu diesem Thema nicht im Klagen verlieren. Es ist schön, dass ich nur in Teilzeit arbeiten muss, um unseren Lebensstandard halten zu können. Und damit meine ich keine Ferienreisen und keine Spielgruppen für 700.- im Jahr. Nein, das können wir uns auch so nicht leisten. Aber ich möchte für meine Kinder da sein. Sie beim Heranwachsen begleiten. Sie in den Arm nehmen und trösten können. Ein ich bin immer für dich da wenn du mich brauchst auch ernst meinen können. Ich bin froh und dankbar, darf das so sein. Aber ich würde mich niemals erdreisten zu behaupten dass das für jede Frau so sein muss.

Meine Mutterschaft bringt mich an Grenzen, von denen ich nicht mal gewusst habe. Sie bringt mich aber mindestens genauso oft zum lachen oder weinen vor Glück!



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