Regina Dürig – Katertag; oder: Was sagt der Knopf bei Nacht?

 

Regina Dürig – Katertag; oder: Was sagt der Knopf bei Nacht?Klappentext:

Ich weiss nicht, wo der Anfang ist. Vielleicht gibt es gar keinen. Alles ist so schleichend passiert. Alles war falsch und trotzdem war es unser Leben. Wir haben dich in dieser Zeit nur noch Eunk genannt. Papa hat einfach nicht mehr gepasst, weil du ihm zwar noch ähnlich gesehen hast, aber nicht mehr derselbe warst. Unberechenbar, fremd und meistens sturzbesoffen. Es war, als sei irgendein Ding plötzlich lebendig geworden. Ein Ding, das zu meinem Leben gehört, mit dem man aber eigentlich nichts weiter zu tun haben will.

 

meine Meinung:

Warum konnte ich im Buchladen nicht an diesem Buch vorbeilaufen? War es das Format? Es ist ein kleines und dünnes Büchlein . . .  War es der Titel? Katertag könnte ja recht vieles sein . . . Oder war es das Cover? Umgedrehte Bierflaschendeckel . . .   Ich kann es nicht wirklich sagen, aber irgendetwas hat mich dazu bewogen, das Büchlein in die Hand zu nehmen und es dann auch zu kaufen. Vielleicht waren es auch die Worte der Frankfurter Allgemeinen auf dem Buchrücken . . .

Wie faszinierend es ist, wenn ein Jugendlicher Worte als Waffe entdeckt, um sich gegen die Übermacht der Erwachsenen zu stellen, zeigt dieser Text mit Wucht, Eleganz und ohne jeden falschen Ton.   F.A.Z.

Fast das ganze Buch ist der Brief, den Nico seinem Vater schreibt. Sein Vater hat vor einiger Zeit seinen Job verloren und ist nach und nach in eine Alkoholsucht abgerutscht. Von Anfang an weiss der Leser, dass der Vater zur Zeit einen Entzug macht. Nico`s Mutter und seine Schwester besuchen den Vater regelmässig, doch Nico ist nicht bereit zu diesem Schritt. Und so setzt er sich hin und schreibt diesen Brief, um seine Wut, seine Traurigkeit, sein Unverständnis, aber auch seine eigene Machtlosigkeit darin zu verarbeiten.

Ich bin noch nicht sicher, ob ich ihn abschicken werde. Es ist ein bisschen so wie früher: Einerseits kann ich ihn nur schwer schreiben, wenn ich mir vorstelle, dass du ihn liest, andererseits habe ich Angst davor – was, wenn du dadurch wieder rückfällig wirst? Was, wenn das einfach zu viel Wahrheit ist, mehr, als man eigentlich verkraftet?

Nico beschreibt seinem Vater etliche Situationen aus seiner Sicht, die wegen dessem Alkoholkonsum schief gelaufen sind. Es sind nur kleine Sachen, mit denen es beginnt. Ein “falsch” beschrifteter Geburtstagskuchen, zwei ausgetrunkene Flaschen Portwein, Gefühlsausbrüche des Vaters, entwendete Familienfotos. Da die Mutter ihren Job wieder aufgenommen hat, bekommt sie vieles davon nicht mit und die beiden Geschwister wissen nicht recht, ob sie es der Mutter sagen sollen. Sie reden sich ein, dass es nicht so schlimm sei und dass sie die Mutter damit nicht belasten wollen. Doch die negativen Vorfälle häufen sich und werden immer schlimmer bis es zum Eklat kommt und die Mutter mit den Kindern dem Vater ein Ultimatum setzt.

In manchen Augenblicken bin ich fest entschlossen, Mim zu überzeugen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. In anderen habe ich hauptsächlich Angst um dich. Stelle mir vor, dass du irgendwo liegst und keine Ahnung hast, wo du bist. Stelle mir vor, dass du einen Unfall hattest und im Krankenhaus bist. Versuche mir vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn einem nichts mehr etwas bedeutet.

Wie schon geschrieben ist das Büchlein recht dünn und so hat man es recht schnell durchgelesen. Da Nico den Brief schreibt, ist der Schreibstil sehr einfach. Nico zeigt in seinem Brief Gefühle und doch finde ich, dass die Geschichte etwas oberflächlich bleibt. Vielleicht liegt das genau an dieser “jugendlichen” Sprache. Zudem sind die einzelnen Ereigniss sehr kurz gehalten und gehen nicht wirklich in die Tiefe. Da wäre ab und zu etwas mehr schön gewesen.

Ich habe “Katertag” gerne gelesen, doch es war für mich einfach Unterhaltung, ein Büchlein zwischendurch, das man schnell lesen kann. Und der Schluss hat mich persönlich nicht wirklich überzeugt, aber davon will ich euch nichts erzählen, denn vielleicht möchte der eine oder andere ja das Buch auch noch lesen.

 

Fazit:

Die Idee mit Nico`s Brief und die Thematik “Alkoholismus in der Familie” finde ich sehr interessant. Dazu ging mir “Katertag” aber zu wenig unter die Haut und hat mich zu schnell wieder losgelassen.

Rating: 3 out of 5 stars

 

die Autorin:

Regina Dürig, Jahrgang 1982, ist im Odenwald aufgewachsen. In dem Glauben, nur als Werbetexterin liesse sich schreibend Geld verdienen, studierte sie zunächst in Berlin Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Nachdem sie ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, beschloss sie im schweizerischen Biel Literarisches Schreiben zu studieren. Obwohl sie immer noch einen Keller voller Möbel in Berlin hat, ist sie nach dem Studium in Biel geblieben und arbeitet seit 2010 am dortigen Literaturinstitut. Ihre Freizeit verbringt sie am allerliebsten lesend oder schreibend. (Quelle)

 

Infos zum Buch:

  • Titel: Katertag; oder: Was sagt der Knopf bei Nacht?
  • Genre: Kinder-/Jugendbuch, Alkohol, Familie
  • Verlag: Carlsen Chicken House (30.9.2011)
  • ISBN: 978-3551520340
  • Seiten: 112
  • vom Hersteller empfohlenes Alter:  14 – 17 Jahre

 


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