Regierung schaltet Bundessuche frei

­Es war der große Traum des Bundesverbotsbeauftragten Herrnfried Hegenzecht, den er seit seinem Amtsantritt hegte. Im Gedenken an das große Wort des früheren Arbeiterführers Franz Müntefering, dass "nur der Staat kann, was der Staat kann", warbt Hegenzecht bei den politischen Parteien für die Freischaltung einer regierungsamtlichen Internet-Suchmaschine, die Fundstellen nicht mehr nach völlig undurchsichtigen kommerziellen Gesichtspunkten auflistet, sondern nach Maßgaben der politischen Opportunität und moralischen Tages-Korrektheit.
Ausgerechnet die große Finanzkrise machte das Prohjekt möglich: Das Mammutunternehmen wurde aus Mitteln des Rettungspaketes 17,5 finanziert und von Forschern und indischen Informatikern der Bundeswehruniversität umgesetzt. Jetzt ist Buugle da, ein Jahrhundertschritt in der Internetsuche, weit weg von der bräsigen Behäbigkeit des kalifornischen Goliath, flink, mit riesigen Datenspeichern versehen, in denen private Informationen von Kontostand bis zu sexuellen Vorlieben so sicher sind wie nirgendwo sonst auf der Welt. Man sieht jede einzelne der sechs Milliarden, die in das Projekt gesteckt wurden, das der sympathische Amtschef Hegenzecht (Foto unten) in kleiner Runde schon einmal mit einer "deutschen Mondlandung" vergleicht.
In einem pfiffig geschnittenen Werbefilm zieht das Bundesblogampelamt zum Marktstart der Maschine denn auch alle Register. Unter Nutzung der sozialen Netzwerke und des bereits vor Wochen angekündigten Bundes-­Zentralspeichers für die Datensicherheit (BZfDS) führt ein auf Youtube veröffentlichter Werbespot alle Vorteile des neuen Internet-Angebots der Bundesregierung vor.
Wo Google Street View nur altbackene Archivaufnahmen deutscher Städte und gepixelte Passanten zeigt, schaltet die Bundessuchmaschine mit dem fetzigen Namen Buugle erstmals sämtliche 3,9 Millionen Überwachungskameras in deutschen Städten live ins Netz. Mit Hilfe des neuen E-Perso, der über eine zu Buggle kompatible Fingerabdruck-Funktion verfügt, könne so jeder von sich selbst und allen Freunden oder Nachbarn minutiöse Bewegungsprofile erstellen, DNA-Muster speichern und selbst Einkäufe bei Sex-Shops über Server des Zoll abwickeln, erklärt Herrnfried Hegenzecht. Zusammen mit der E-Post-Lösung des Bundesunternehmens Deutsche Post, die derzeit überall als "Schäublemail" beworben wird und die Möglichkeit eröffnet, private Briefe sicher und unter Aufsicht des Blogampelamtes auf einem Server des Bundeskrimnalamtes speichern zu lassen, ergebe sich ein Gesamtpaket, "mit dem die Bundesrepublik im Konzert der sicheren Internet-Länder weltweit ganz vorn mitspielt", wie Hegenzecht analysiert.


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