"Jamies neuester Streich:
Gut Kochen für wenig Geld."
Eine Kochbuchrezension von Cook Clever mit Jamie Oliver.
Gut Kochen für wenig Geld ist das Thema von Jamie Olivers neuem Kochbuch Cook clever mit Jamie. Ein Buch für die Massen, indem er seinen Grundsätzen treu bleibt. Schnelle und leckere Gerichte ohne großen Schnick-Schnack auf den Tisch bringen. Bewusstes Einkaufen und die Verwertung von Resten sind Kernthemen in einem Buch, nachdem die Leserschaft von Jamie verlangt hat - sagt er.
Bevor das Buch an einen NKFOM-BlogQuiz-Gewinner versand wird, wollen wir es natürlich auch allen anderen NKFOM-Lesern nahebringen und was eignet sich besser als die Bewertungskategorien der No Kitchen For Old Men? Korrekt: Nichts!
Rezepte - ★★★★★☆☆ In diesem Buch erwarten den Leser 120 Rezepte für den schmalen Geldbeutel. Aufgeteilt in die Kategorien Gemüse, Huhn, Rind, Schwein, Lamm und Fisch wird beinahe wieder die komplette Palette an Essbarem angeboten. Die Fleischkapitel starten grundsätzlich mit einem Ausgangsrezept, in aller Regel ein Braten oder Schmorfleischstück, dessen Reste sich in vielen anderen Rezepten wiederfinden. Die Rezepte selbst sind enorm alltagstauglich. Suppen und Braten, Burger und Rippchen oder gefüllte Paprika und überbackener Brokkoli. Nichts Extravagantes. Einfach, lecker und auf den Punkt. In letzter Zeit hatte ich selten ein Kochbuch in der Hand, indem ich so viele Rezepte mit kleinen Post-Its versehen hab, wie in diesem. Zu all den Leckereien rund um Huhn, Rind und Schwein gibt es kleine Tipps und Rezeptideen für Reste, die im Küchenalltag so anfallen. Pickles aus Gemüse"abfällen" oder eigenen Essig aus dem Rest des Rotweins vom Vorabend sind nur zwei der wertvollen Tipps für Menschen im Spar- oder DIY-Modus.
Fotos - ★★★★★☆☆ Die Fotos wurden wie gewohnt von Olivers Stammfotograf David Loftus geschossen. Ich würde es mal "solide Arbeit" nennen. Die Fotos sind wirklich gut. Ich wäre froh, wenn ich so knipsen könnte. Aber irgendwie heben sie sich nicht so sehr von dem alten Zeug ab, wie ich mir das wünschen würde. Vielleicht habe ich auch zu viele Kochbücher gewälzt und weiss das nicht mehr zu schätzen, aber es fehlt mir das Neue - das Unerwartete. Nichts desto trotz können sich viele andere Fotografen eine Scheibe von Loftus abschneiden. Er gehört immer noch zu den Besten seines Faches.
Übersichtlichkeit - ★★★★★★★ Ich meckere ja ganz gern mal an der Übersichtlichkeit herum, besonders hinsichtlich der Register. In diesem Fall wüsste ich aber nicht, wo ich einen Stern abziehen sollte. Die Kapitel sind klar strukturiert, die Rezepte gewohnt übersichtlich aufgebaut und das alphabetische Register lässt keine Wünsche offen - nicht zu voll, nicht zu klein. Noch habe ich alles wiedergefunden, was mir beim vorherigem Blättern über den Weg lief.
Persönlichkeit - ★★★★★★☆
Hin und wieder tue ich mich ja eher schwer mit dieser Kategorie. So manche Bücher haben eben diese gewisse Etwas oder einen Charme, den man eher selten findet. Dieses Buch besticht in dieser Kategorie durch andere Faktoren. In diesem Fall dem Bestreben von Jamie das Kochen massentauglich zu machen. Unglaublich absurd ein solcher Satz, aber so scheint es zu sein. Hobbyköche sind noch immer eine Minderheit. Hausfrauen und Alltagsköche sind oft noch gefangen im Convenience-Einerlei. Man merkt ihm an, dass er das ändern möchte und er gibt sich alle Mühe es uns allen so einfach wie möglich zu machen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Für diesen unbändigen Willen tatsächlich etwas verändern zu wollen gibt es fast volle Punktzahl.
Jetzt geht es noch an den Alltagstest, der ist bisher noch nicht so ausgiebig ausgefallen ist. Die Kamerafrau ist nämlich wieder zum Georgetarian mutiert, wodurch die spanndenden Kapitel mit all den Braten und der Resteverwertung im Test wegfallen mussten.
Regenbogensalat mit Feta-Sesam-Puffern
Zutaten:
320g CousCous (=1 Becher) 2 Pitabrote Olivenöl
1/2 Salatgurke
1 rote Zwiebel
1 große Möhre
100g Rote Bete (gegart oder roh)
100g Feta
1 großes Ei
3 gehäufte EL Mehl, mit 1/2 TL Backpulver
1 gehäufter EL Sesamsamen
flüssiger Honig
2 EL Rotweinessig
4 EL bestes Olivenöl
1 TL getrockneter Oregano
Zubereitungszeit: 35 Minuten
Den Backofen auf 180°C vorheizen. Den Couscous in eine Schüssel geben, mit kochend heißem Wasser knapp bedecken, mit einem Teller abdecken und 10 Minuten sich selbst überlassen. Die Pitabrote in 5mm breite Streifen schneiden. Gleichmäßig auf einem Backblech verteilen, mit etwas Olivenöl beträufeln und etwa 10 Minuten rösten, bis sie goldbraun und knusprig sind. Inzwischen die Gurke auf der Kastenreibe raspeln. Zwiebel, Möhre und Rote Bete schälen (gegarte Rote Bete ist bereits geschält) und ebenfalls raspeln - am besten ziehen Sie dafür Gummihandschuhe an. Den Feta in einer Schüssel mit dem Ei zerdrücken. Das Mehl (mit dem Backpulver gemischt) unterarbeiten und die Masse mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eine große Pfanne bei mittlerer Temperatur erhitzen und 1 Schuss Olivenöl hineingeben. Die Masse teelöffelweise hineinsetzen - das sollte etwa 12 Puffer ergeben. Braten, bis die Puffer unten gebräunt sind, dann mit dem Sesam bestreuen und diesen vor dem Wenden der Puffer etwas andrücken. Die Teile wenden, mit etwas Honig beträufeln und in 1-2 Minuten fertig braten. Den Essig in einer Schüssel mit bestem Olivenöl, Oregano und je 1 Prise Salz und Pfeffer zu einem Dressing verquirlen. Den Couscous auflockern, abschmecken und auf eine große Platte geben. Das geraspelte Gemüse daraufhäufen und mit dem Dressing beträufeln. Die knusprigen Pitastreifen und die Sesam-Feta-Puffer auf dem Salat verteilen und reinhauen.
Quelle: Jamuie Oliver, Cook clever mit Jamie, Dorling Kindersley Verlag, 2013, S. 24.
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Praxistest - ★★★★★★☆
Messen wir dieses Gericht erstmal an den Kriterien des Buches: Teure Zutaten werden definitv nicht verwendet. Eine Resteverwertung kann möglich sein, wenn man noch etwas Gemüse oder Feta übrig hat. Bewusst essen kann man auch mit diesem Gericht. Aber hier liegt auch ein kleiner Knackpunkt. Bewusst essen bedeutet auch, dass Kalorien gezählt werden, wie eine Übersicht über alle Rezepte am Ende des Buches zeigt. Mit der angegebenen Menge sollen vier Personen satt werden - sicher aber kein Nordhesse. Ansonsten ist das ganze Rezept wirklich simpel, einfach und schnell hergestellt. Nicht der kulinarische Überflieger, aber alltagstauglich. Die Puffer bekommen von mir eine Eins mit Sternchen, weil sie sich so wunderbar nebenher wegnaschen lassen.
Zusammenfassend erhalten wir folgendes, subjektives Ergebnis:
Gesamtwertung - ★★★★★★☆
Wer auf der Suche nach einem Buch für Alltagsküche ist macht hiermit keinen Fehler. Studenten, Alltagsköche und Jamie Oliver Fans kommen mit Cook clever sicher auf ihre Kosten. Vielleicht könnte man den relativ hohen Fleischanteil im Buch bemängeln und sich die Frage stellen, wie zeitgemäß das noch ist. Vielleicht kommt mir das aber auch nur so vor, weil die Kamerafrau die Fronten gewechselt hat. Jamie schafft es auf jeden Fall einem Mut zu machen den Kochlöffel öfter mal selbst in die Hand zu nehmen. Hohe Kosten für frische Produkte oder ein hoher Zeitaufwand beim Kochen dürfen nach der Lektüre dieses Buches keine Ausreden mehr sein. Zudem helfen die bekannten Hinweise zu Basisausstattungen in Kühlschrank, Gefriertruhe und Vorratskammer sich optimal organisieren zu können. Natürlich fehlen auch die nützlichen Tipps zum kostenbewussten Einkaufen nicht - wobei hier keine grundsätzlich neuen Dinge zu erfahren sind. Auf den Punkt gebracht: Eine Enpfehlung für alle Alltagsköche, für die Kochen nicht immer die große Kunst sein muss und denen der Preis beim Kochen nicht egal sein kann, die aber trotzdem nicht auf frisches und leckeres Essen verzichten möchten.
Jamie Oliver
Cook clever mit Jamie -
Gut Kochen für wenig Geld
288 Seiten, mit ca. 250 Farbfotos
erschienen bei Dorling Kindersley ISBN 978-3-8310-2485-8
24,95 €