Regeln über Regeln – Wo bleibt die Freiheit?

Der Begriff Freiheit ist ein wunderbarer Begriff. In meiner Phantasie ist er der größte Bestandteil, denn ich kann machen was ich möchte und über mein eigenes Leben bestimmen. Mein Herz sehnt sich extrem danach, weil es einfach etwas ist, was ich nicht haben, nie hatte und auf dieser Welt nie haben werde. Zu jeder Zeit und allen möglichen Situationen wird mir bewusst, dass ich gefangen bin und es keinen Ausweg gibt.

Regeln über Regeln – Wo bleibt die Freiheit?


Regeln über Regeln

Wie kann ich frei sein, wenn mein Leben bestimmt ist durch andere Menschen und Gewalten. Ich kann nicht machen, was ich möchte. Ich kann mich nicht bewegen, wie ich es will. Ich kann nicht sein, so wie ich sein will. Selbst in meinem eigenen Haus kann ich nicht machen was ich will – ich kann kein übergroßes Gartenhaus ohne Genehmigung bauen und ohne Einwilligung meines Kreditgebers darf ich das Haus nicht komplett umbauen. In bestimmten Waldgebieten darf mein Hund nicht frei laufen – obwohl es sein natürlicher Lebensraum ist. Unsere Kinder müssen sich an vorgegebene Entwicklungs-, Gewichts- und Größentabellen halten und wehe sie fallen aus der Norm, dann wartet eine Tortur auf die Eltern.

Regeln über Regeln – Gesetze über Gesetze, das steht sogar in der Bibel und zeigt mir, dass wir Menschen uns schon seit Beginn der Zeit mit Regeln überhäuft haben. Es gibt doch heute für alles ein Gesetzt und jeder Bereich unseres Lebens und jede Bewegung von uns ist gesetzlich geregelt. Ich finde es wahnsinnig, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo wir sowas brauchen. Sicher müssen manche Dinge geregelt sein und Menschen, die schlimme Dinge tun, sollten auch bestraft werden. Aber der Eingriff geht mir in manchen Sachen definitiv zu weit. Wieso kam der liebe Gott mit 10 Regeln für die ganze Menschheit aus? Er hat sich doch sicherlich etwas dabei gedacht, dass er nicht diesen Sumpf, wie unser Gesetzgeber der Staat, veranstaltet hat?!

Und ich bin genauso. Ich bin eine Mutter, die Regeln aufstellt. Alles muss an die Gesellschaft angepasst sein, „Nicht laufen beim Essen, schieß den Ball nicht zu hoch, mit drei musst du Stubenrein sein, räum auf“. Mit seinen zwei Jahren bekommt mein Sohn die volle Ladung Regeln aufgesetzt. Und da haben die großen Erziehungsratgeber nicht gerade wenig Beteiligung dran, „Eltern müssen konsequent zu ihren Regeln stehen, ins Bett gehen muss ein festes Ritual haben, mit einem halben Jahr müssen die Kleinen feste Kost bekommen, nach einem Jahr muss nicht mehr gestillt werden, mit zwei muss er doch mal alleine einschlafen und vor allem durchschlafen“.

Neulich habe ich ein Spiel mit meinem Engel ausgepackt und ich wollte ihm unbedingt die Spielregeln erklären, wobei er nicht ansatzweise Interesse daran zeigte. Mir juckte es ein wenig in den Fingern, weil wir haben von kleinauf gelernt uns an Regeln zu halten, aber er hatte Spaß mit dem Spiel nach seinen eigenen Vorstellungen. Auf einmal machte es Klick in meinem Kopf und ich merkte, wie ich in der Welt der Regeln festhänge und immer weiter in meiner Erziehung dort hineinrutsche. Die gehassten Regeln und ich schimpfe selber jeden Tag, wenn mein Sohn nicht funktioniert. In meinen Gedanken habe ich mein Verhalten Revue passieren lassen und ich kann euch sagen, dass ich mich schrecklich fühle. Obwohl wir wirklich lockere Eltern sind – besonders mein Mann – verfange ich mich doch immer wieder. Großen Einfluss hat auf mich besonders das gewohnte Umfeld, online Ratgeber und andere Mütter –  weil man beispielsweise etwas liest, was unbedingt sein muss oder sich für die Kinder gehören muss.

Gerne denke ich an den bekannten Spruch „Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nichts“. Absoluter Blödsinn! Mein Sohn darf sich sein Brot mit einem Messer schmieren, darf schon lange mit einer Gabel essen und mit einer Schere darf er auch mal ein Blatt Papier schneiden. Und wenn er sich doch einmal schneidet? Super, dann weiß er beim nächsten mal, was das bedeutet! Es ist einfach ein absolut autorisierter Spruch, der in unseren Köpfen steckt. Er baut Regel auf, die vielleicht nicht immer Sinn machen und ich denke genauso ist es oft in der Erziehung, der Gesellschaft und der Regierung.

Regeln über Regeln – Wo bleibt die Freiheit?

Freiheitsdrang – Von Geburt  bis zum Tod

Diesen inneren Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung, den ich selber sehr stark verspüre, den erkenne ich bereits jetzt bei meinem Sohn. Es ist etwas, was uns in die Wiege gelegt wurde und uns bis ins hohe Alter begleitet. Mein Sohn möchte nun selber entscheiden was er tut, möchte nicht immer nach Mama & Papas Regeln spielen und zeigt uns, dass er ein ernstzunehmendes Individuum ist. Das völlig zurecht. Obwohl er noch sehr klein ist, weiß er was er will und wir begegnen ihm auf Augenhöhe. Er darf wirklich viel und dadurch macht er auch sehr viel. Ich weiß das dieser Weg genauso weitergeht und in der Teenagerzeit ein Extrem annehmen wird aber ich kann es nachvollziehen und werde versuchen es immer zu verstehen.

Menschen im mittleren Alter werfen auf einmal ihr Leben über Bord, um neu anzufangen. Der Drang nach Selbstbestimmung, einer Veränderung und Freiheit überragt das Gefühl von Sicherheit, was uns der Staat in Deutschland gibt. Wie oft habe ich selber darüber nachgedacht zu gehen und die Welt zu entdecken. Und der Traum pocht noch immer im Schlummermodus ganz tief in mir, steht jedoch seit den Kindern in hinterer Reihe. Vorerst, denn ich sage niemals nie und ich bin offen, was das Leben für mich noch bereit hält.

Und im Alter, wollen wir doch auch über uns bestimmen. Oft sind die Mensch durch Krankheiten eingeschränkt und ein Vormund kommt zum Tragen. Allerdings werden Bitten, frühere Absprachen und Hoffnungen einfach über Bord geworfen. Alte Menschen kommen ins Altersheim, Pflegekräfte kümmern sich um die Personen und die eigene Familie lässt sich kaum noch blicken. Die eigenen Entscheidungen bekommen kein Gehör und die alten Menschen werden unglücklich. Durch meinen kurzen Einblick in ein Seniorenheim, weiß ich, wie wichtig es ist auf die Menschen einzugehen. Sie haben ihren Stolz, wollen noch gut aussehen und so viel wie möglich alleine schaffen. Es ist leider unglaublich, dass ihr Wünsche und Hoffnungen auf etwas Selbstbestimmung nicht immer beachtet werden. Wenn ich darüber als Freiheitsliebende nachdenke, bekomme ich Angst vor dem Alter und den Gegebenheiten, die passieren könnten.

Regeln über Regeln – Wo bleibt die Freiheit?

Freiheit ist und bleibt unerreichbar

Mich stimmt die Tatsache, dass wir nie richtig frei sein können, traurig. Wir werden immer geleitet, müssen Regeln einhalten und uns anpassen. Du kannst der rebellischste Mensch sein, von Land zu Land ziehen und dich von allem Materiellen getrennt haben. Irgendwo holen einen Gesetze, Schicksale, Gewalten oder vielleicht auch Krankheiten ein, die einen binden oder zu einem bestimmten Weg zwingen.

Aber ich kann für mich das beste daraus machen. Dinge, die ich nicht ändern kann, muss ich akzeptieren. Ich kann mich von eigenen unnötigen Regeln für mein Leben und meine Erziehung trennen und versuchen die kleinen Dinge, die mir etwas Freiheit vermitteln, zu schätzen und zu lieben.

Wie ist es bei euch, habt ihr auch den extremen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung? Fühlt ihr euch auch begrenzt durch das System, andere Menschen oder Gewalten?


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