Regeln für das Einkaufen im Amerikanischen Supermarkt

Liebe Leserinnen und Leser,

Für all diejenigen und euch, die demnächst in die USA reisen und dort Lebensmittel kaufen möchten, habe ich eine Liste von Dingen zusammengestellt, die es zu beachten gilt, wenn ihr euch im Supermarkt wie echte Amis fühlen wollt.

1) Nicht laufen. Das tun nur Hippies. Echte Amerikaner fahren mit dem Auto zum Einkaufen. Dabei gilt: Je größer das Auto, desto besser. Laufen ist sowieso viel zu gefährlich wenn man, wie ich, auf dem Weg zum Supermarkt, zwei sechsspurige Strassen überqueren muss und die Grünphase für Fußgänger auf drei Sekunden eingestellt ist. Abgesehen davon ist es so, dass echte amerikanische Autofahrer grundsätzlich am Steuer telefonieren, und da kann man Fußgänger beim Links- oder Rechtsabbiegen schonmal übersehen.

2) Griff des Einkaufswagens desinfizieren (Sagrotantücher stehen am Eingang bereit). Da kleben Bakterien von anderen Leuten dran. Iiiiiih. Wenn die an meine Hände kommen werde ich krank und meine ganze Familie mit mir. Dann doch lieber wischen.

3) Einkaufswagen stets sich herschieben. Das Konzept des Einkaufswagen-am-Ende-der-Regalreihe-Abstellens ist in den USA unbekannt. Da quetscht man sich eher durch brechend volle Gänge und riskiert minutenlange Staus in Engpässen. Merke: Echte Amerikaner haben stets ein freundliches „Excuse me“ auf den Lippen wenn sie einem den Einkaufswagen in die Seite rammen oder über die Füße rollen. Warum klammert man sich dort eigentlich so beharrlich an den Wagen? Hat man Angst, dass andere Einkäufer einem die Waren herausklauen? Oder ihn gar anfassen? Und dann kleben dort fremde Bakterien dran und man muss neu desinfizieren, iiiih.

4) Keine naturbelassenen Waren suchen. Naturbelassene Lebensmittel sind rückständig weil sie Fett und Zucker enthalten und jedes Kind weiss schliesslich, dass Fett und Zucker ungesund sind und dick machen. Eiweiß und Ballaststoffe hingegen sind total gesund und machen schlank. Deswegen sind moderne Lebensmittel grundsätzlich „low fat“, „no fat“, „diet“, „no sugar“, „high protein“ und „high fiber“.

5) Keine eigenen Einkaufstaschen mitbringen.  Also wirklich, wozu gibt es Plastiktüten? Davon sind doch ausreichend viele da! So viele, dass man sich Mühe gibt, möglichst wenige Artikel in möglicht viele Tüten zu verpacken. Bei Walmart bringt man es durchschnittlich auf eine Tüte pro gekauften Artikel. Es koennte ja etwas reissen, auf dem Weg vom Einkaufswagen in den Kofferraum.

Wer eigene Taschen mitbringt erntet vom Kassenpersonal nur verständnislose Blicke. Achja, und auch nicht nach Papiertüten fragen. Die sind zwar vorhanden, werden aber nicht benutzt. Textil und Papier sind nur was für Hippies und Ökofreaks. Und die sind alle Sozialisten — und Nazis. Weiß doch jeder. Die Plastiktüten übrigens nach Gebrauch nicht wiederverwenden sondern in den Mülleimer werfen. Für Abfall und Lunchpakete kann man schliesslich extra zu diesen Zwecken angefertigte Plastiktüten kaufen.



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