Reform=Stillschweigen zur Errichtung eines Potemkinschen Dorfes
Im Jänner wurde auf diesem Blog schon über die NLP (NotLügenPolitik) im Wiener Krankenanstaltenverbund geklagt:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=33820
Hinter den Kulissen wurde der Rotstift angesetzt:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=34434
die ehemaligen grünen KritikerInnen, allen voran Frau Dr. Pilz waren mit der unverhofften Stadtregierungsbeteiligung plötzlich kuschel-stumm gemacht: http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=34517
und ab März zog Generaldirektor Marhold mit einer massiven Beschwichtigungsoffensive durch die Spitäler und Printmedien erklärte die Aufregung über die überfallsartigen Kürzungen zum Kommunikationsproblem:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=35008
Die geforderten Einsparungsmillionen wurden von den Häusern durch zusätzliche Stationsperren, gestrichene Dienstposten und ausbleibende Reinvestitionen und Renovierungen schriftlich geliefert und man schien mit einem blauen Auge davongekommen.
Kurz danach zog die Stadträtin für Gesundheit ein "Wiener Spitalskonzept 2030" aus dem Zylinder, in dem, erneut mit großer PR-Kanone das Schrumpfen der Standtorte von 12 auf 7 den Bürgern als verbesserte medizinische Versorgung verkauft wurde,
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=35384
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=35009
Zwischenzeitlich stilisiert man die Sprengung eines Schornsteins für das Nordspital zum Medienereignis hoch:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=37585
Ganz still und heimlich ordnete Generaldirektor Marhold am 21. Juli u.a. an, dass Nachbesetzungen nicht mehr wie bisher frühstens nach 3 Monaten, sondern überhaupt nicht mehr zu erfolgen haben.
Sieht man sich den Altersdurchschnitt des KAV Personals an, heißt das, dass nach der zu Jahresbeginn verordneten einmaligen Personalreduktion nun eine automatische, kontinuierliche und flächendeckende Reduktion am Krankenbett und in der Ambulanz stattfindet. Dass gleichzeitig die AKH Direktion um einen Spitzenposten vermehrt wurde
http://derstandard.at/1313024144789/Erstmals-AKH-bekommt-ab-September-Vize-Direktor sei nur der Vollständigkeit erwähnt, denn schliesslich hat so wie Direktor Krepler jetzt auch Direktor Marhold 2008 mit GD STV Koblmüller einen "Aufpasser" bekommen:
http://www.wienkav.at/_cache/Doku/Lebenslauf%20Koblm%FCller_27469.pdf
Nur ein Schelm glaubt, dass das was mit ein paar Korruptionsvorwürfen im KAV zu tun hat:
http://diepresse.com/home/panorama/wien/680232/Korruption-im-AKH-Bestbieter-im-Visier-der-Fahnder
Dass den Kommunen nun das Geld fehlt, das in ein paar Jahrzehnten neoliberaler Gehirnwäsche, in ein paar Wirtschaftkrisen und in einer Reihe finanzpolitischer Fehlentwicklungen verpulvert wurde, ist ohnehin vielen klar geworden, aber dass diese Entwicklungen nun unser Gesundheitssystem demontieren, scheint niemanden zu interessieren.
Außer ein bißchen parteipolitisches Hickhack über den APA Ticker:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110826_OTS0135/vp-korosec-ad-wehsely-managementfehler-im-kav-sorgen-fuer-unmut-in-der-personalvertretung-wiener-gesundheitssystem-droht-der-kollaps
fand ich in den Medien nichts darüber, wie sehr die Gesundheitsversorgung in Wien (aber auch in anderen Bundesländern) herunter gefahren wird.
Was übrig bleibt, ist der Streit am Ambulanzschalter, wo die Patienten, denen mit enormem PR Aufwand eingeredet wurde, dass eh alles besser wird, auf Wartelisten, Wartezeiten und gestresste Mitarbeiter treffen.
Der Streit um die "Zwei-Klassen-Medizin" (ach gäbe es nur zwei Klassen in unserer Gesellschaft ....) http://wien.orf.at/stories/533906/ is da nur ein Ablenkungsmanöver.
Der Wiener Krankenanstaltenverbund ist seit Dienstantritt von Direktor Marhold pleite, Reinvestitionen unterbleiben seit Jahren, so dass der Anlagenpark schon längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Medizin ist und jetzt wird auch am Personal und seiner Fortbildung gespart ... und keinen interessiert es ...
Wenn jetzt endlich sogar die SPÖ dominierte Gewerkschaft ihren Maulkorb lockert:
http://www.hg2.at/177/news/archiv/presseaussendung-dem-wiener-gesundheitssystem-droht-der-kollaps
läßt ihr ihr ehemalige Spitzenfunktionär (und nicht zuletzt deswegen zum KAV Generaldirektor aufgestiegener) Wili Marhold ausrichten:
Die Gewerkschaft wird nicht umhin kommen, Reformwillen zu beweisen und gemeinsame Lösungen zu finden, so wie sie dies - ihrer Mitverantwortung gerecht werdend - bereits beim Spitalskonzept 2030 bewiesen hat.
http://www.wienkav.at/kav/ZeigeAktuell.asp?ID=18208
Stillschweigen zur Errichtung eines Potemkinschen Dorfes als Reformwillen zu bezeichnen ist eine weitere Zumutung, die nur funktioniert, weil es den Maulkorb des Dienstrechts gibt.