Jeder Feiertag ist Anlass zum Denken
Wie war es damals? Zum Beispiel an Allerheiligen? In Wittenberg? 1517?
Martin Luther lieferte passend zum anstehenden Fest gewisse Thesen ~ die er anders als heute behauptet, nicht selbst an die Kirchentür gehämmert hat. Statt dessen gab er sie wohl einer studentischen Hilfskraft oder einem Ministranten ~ und anschließend änderte sich die Welt. Wahrscheinlich noch nicht einmal so, wie von Bruder Martin geplant.
Sie wurde anders jedenfalls, sie wurde – langfristig betrachtet – besser. Weil es plötzlich zu Gott und der Welt nicht nur eine Meinung gab, sondern mehrere. Und weil wir lernten, damit umzugehen. EINE MEINUNG IST FREI, wissen wir heute. Sag mir was du denkst und ich werde es dich denken lassen.
Anders in Russland. Alle Veränderung kam von stets oben. Wahrscheinlich – denke ich nun ohne Struktur – hatte deshalb der Kommunismus eine Chance. Stalins Rede an Lenins Grab im Stile der orthodoxen Liturgie. Glaube vor Wissen = Kommunismus. Ein Paradies kommt immer etwas später.
Ich denke wieder einmal öffentlich, doch weiter komme ich nicht. Wer weiß, wohin es mich noch geschrieben hätte?
Lenchen steht in der Tür.
“Was feiert ihr heute eigentlich?”
Gute Frage – Schwere Frage.
Wir feiern, dass wir sind, was wir sind. Atheist und Rechtgläubige sind friedlich vereint.