reduziert essen – von Schweinereien und Fußabdrücken

reduziert essen – von Schweinereien und FußabdrückenWer jetzt denkt, er findet hier einen neuen Diätplan und eine neue Methode, das Schlankheitsideal unserer Gesellschaft zu erfüllen, den muss ich enttäuschen. Ich bin ein Mensch, der sehr gerne isst. Wer mich kennt, weiß, dass ich besonders um Torten, Kekse und Kuchen niemals einen Bogen machen würde.

Es geht mir nicht darum, unbedingt weniger zu essen, sondern vor allembewusster zu essen, mit offenen Augen zu essen. Wo kommt das Essen her, das ich täglich auf dem Tisch habe? Unter welchen Bedingungen wird heutzutage produziert? Die Bauernhofidylle mit glücklichen Hühnern und freilaufenden Schweinen jedenfalls ist nahezu zu einer Utopie geworden. „Fast alle Schweine leben heute vom Menschen abgeschirmt in Intensivbetrieben – ohne Auslauf, ohne Stroh und ohne Ringelschwänze, mit denen sie zur Welt kamen.“ (Greenpeace Magazin 3.12, S.21.)

Nicht erst nachdem ich eine Mastanlage besucht hatte, wusste ich, dass ich dieses Elend nicht ertragen kann. Als ein Mensch, der immer schon eine große Liebe und tiefe Verbundenheit zu Tieren verspürt hat, habe ich mich also schon als Jugendliche dazu entschlossen, kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung zu konsumieren. Und das war und ist für mich kein einfacher Schritt. Wie schon gesagt: Ich esse sehr gerne. Auch Fleisch.

Mein derzeitiger Kompromiss schaut so aus, dass ich konsequent auf Fleischprodukte aus konventioneller Haltung verzichte, mir dafür aber ab und zu ein Schnitzel oder eine Wurst aus biologischer Haltung gönne. Und das kann ich dann so richtig genießen. Fleisch ist für mich purer Luxus geworden. Das wird einem spätestens dann bewusst, wenn das Fleisch im Bioladen plötzlich das Dreifache kostet.

Trotz meiner Bemühungen liege ich mit meinem ökologischen Fußabdruck noch mitten im deutschen Durchschnitt. (Der deutsche Durchschnitt liegt bei 5,1. Herausgefunden habe ich das im Rahmen einer interaktiven Ausstellung der Kampagne „Niemand isst für sich allein“ zu dem Thema „Wieviel Land verbraucht mein Essen?“ Mehr hierzu bei Niemand isst für sich allein) Zur Erklärung: Der ökologische Fußabdruck berechnet die Auswirkungen unserer Lebenweise (Mobilität, Ernährung, Wohnen, Energieverbrauch) auf die Umwelt. Die Erkenntnis über meinen persönlichen Fußabdruck hat mich doch ein bisschen geschockt. Denn natürlich gehört mehr dazu, als allein der Konsum von Fleisch und sonstigen Lebensmitteln. Geschockt hat mich auch die Erkenntnis, dass, wenn jeder Mensch so leben würde wie ich, wir nahezu 3 Erden bräuchten.

Woher nehmen wir uns das Recht, derartig auf Kosten anderer zu leben? Wir haben uns an einen Luxus gewöhnt, der uns gar nicht zusteht! Und das Thema Fleisch ist da nur ein Beispielthema.

Um ein paar Zahlen zu nennen: „Um 1 kg Fleisch zu erzeugen, werden je nach Sorte 7 bis 16 Kilogramm Getreide benötigt. Alternativ könnten auf der dafür beanspruchten Fläche im selben Zeitraum 200 Kilogramm Tomaten oder 160 Kilogramm Kartoffeln geerntet werden… Derzeit werden auf einem Drittel der weltweit verfügbaren Ackerfläche Futtermittel angebaut.“ (Weiterlesen bei Niemand isst für sich allein) Fest steht: Dass Menschen auf dieser Welt hungern, ist auch die Schuld von uns Europäern, die wir es für völlig selbstverständlich halten, jeden Tag Fleisch auf dem Teller zu haben.

Ich glaube, dass es dringend an der Zeit ist, dass ein Umdenken in unserer Gesellschaft stattfindet. Lebensmittel, zu allererst Fleisch, haben sich zu einer Billigware entwickelt. Gerade mal elf Prozent ihres Einkommens geben die Deutschen noch für Lebensmittel aus (Mehr hierzu bei der Sueddeutschen).

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, um so deutlicher wird mir: Die Frage, wo ich mein Essen kaufe, ist nicht allein eine Frage des Geldbeutels, sondern in erster Linie eine Frage meiner Prioritäten. Wie wichtig ist es uns wirklich, gesundes, artgerechtes, faires Essen auf dem Tisch zu haben? Und inwieweit wollen wir auf das Karussell dieser irrsinnigen Weltwirtschaft aufsteigen?

Zum Thema Lebensmittel gibt es natürlich noch unendlich viel mehr zu sagen, als ich auf dieser Seite anreißen kann. Was für mich fest steht, ist,jedenfalls eines: Ich als Verbraucherin habe mehr Macht, als ich es vielleicht manchmal wahrhaben will. Und wenn es um die Frage von Tierelend, Hunger in der Welt, die Abholzung von Regenwäldern, den Klimawandel und faire Löhne für Landwirte geht, dann habe auch ich meinen Anteil daran. Und das stimmt mich nicht froh.

Ich werde weiter nach neuen Wegen suchen, meinen Lebensstil für unseren
Planeten erträglicher zu machen. Ich will mich bemühen, reduzierter zu essen.


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