Reden ist Silber, Schweigen ist Gold - Welche ein furchtbarer Irrtum!

Von Wernerbremen

„Das Schweigen von gestern rechtfertigt nie das Schweigen von heute.“
Otto Schily


Ihr Lieben,

ich möchte Euch heute einige nachdenkliche Gedanken von Martin Niemöller erzählen:
"Wohin Schweigen führen kann"
"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen,

ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

Ihr Lieben,

diese Zeilen sind nicht das Eingeständnis eines Mannes, der immer geschwiegen hat, der nichts getan hat, nein, Martin Niemöller war einer der entschiedensten Gegner des Nazuregimes.
Er hat dafür lange im KZ gesessen und ist nur mithilfe von deutschen Soldaten dem Tode entgangen, die ihn, als er gegen Ende des Krieges in einem KZ in Südtirol gefangen gehalten wurde, befreiten.
Dieser Mann hätte also alles Recht der Welt gehabt, stolz auf sich selbst zu sein und zu sagen:
"Ich habe gegen das Hitlerregime gekämpft!"
Aber - und gerade das machte seine menschliche Größe aus - er rühmte sich nicht selber, sondern er war der Meinung und das drücken die obigen Zeilen aus, dass er noch früher hätte reden sollen, warnen sollen nach dem Motto "Wehret den Anfängen!"
Das Sprichwort "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" habe ich nie richtig verstanden.
Es hat bedingt vielleicht seine Berechtigung, wenn es um das abfällige Reden über Menschen geht, um die Verleumdung von Menschen, um das Herabsetzen von Menschen, um die Entmutigung von Menschen.
Aber dafür reicht der zweite Teil des Sprichworts: Schweigen ist Gold!
Schweigen dürfen wir aber nicht, wenn wir Unrecht in unserer Umgebung wahrnehmen.
Ich habe dieses Thema heute angeschnitten, weil es mir darum geht, dass wir nicht wegsehen oder schweigen, wenn Frauen von ihren Männern schwer misshandelt oder Kinder bestialisch sexuell missbraucht werden.
Immer wieder, wenn eine Familientragödie passiert, ein Kind durch Gewalteinwirkung zu Tode kommt oder ein Kind schrecklich sexuell missbraucht wird und die Fälle in den Medien berichtet werden, hören und lesen wir von den Nachbarn:
"Wir haben nichts mitbekommen, wir wussten von nichts."
Ich bin mir ganz sicher, dass in den allermeisten Fällen die Nachbarn etwas mitbekommen haben, aber sie wollen nicht mit in den Fall hineingezogen werden, sie haben keine Zivilcourage, sie sind nicht bereit, sich für misshandelte Frauen oder sexuell missbrauchte Kinder einzusetzen.
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute Morgen ganz herzlich bitten, handelt anders, lauft mit offenen Augen durch diese Welt und wenn Ihr Unrecht wahrnehmt, wenn Ihr mitbekommt, dass Menschen Hilfe brauchen, dann greift bitte ein.
Es muss ja nicht immer der eigene körperliche Einsatz sein, oft reicht es auch ein, die entsprechenden Ämter oder die Polizei einzuschalten. Aber um der missbrauchten Kinder und misshandelten Frauen willen tut etwas und seht nicht weg.
Ich danke Euch von ganzem Herzen, denn ich bin davon überzeugt, dass Ihr den Mut habt, für die Opfer zu sprechen, dass Ihr das Sprachrohr derer werdet, die nicht für sich selber sprechen können.
Ich wünsche Euch heute einen ruhigen, gelassenen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen

Euer friedvoller Werner

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt