oder: Gewagte Gradwanderung
Sie lassen es ruhig angehen. Die Red Hot Chili Peppers präsentieren mit ihrem neuen Album „The Gateway“ eine etwas gediegenere Mischung als das, was wir bislang von ihnen kennen. Vielleicht war es auch einfach mal an der Zeit, etwas Neues zu probieren. Die vergangenen Alben waren eher unauffällig im Gegensatz zu Klassikern wie „Californication“ oder „Stadium Arcadium“.
Erstaunlicherweise wirken die Peppers mit ihrem aktuellen Sound jünger. Eine bewusste Entscheidung? Etwas Markanteres musste her, um wieder vordergründig im Business mitzumischen. Die aktuelle Single „Dark Necessities“ bleibt sofort haften. Und ist doch so anders. Aber die rockigen Gitarren sind mit drin. Ihre Wurzeln bleiben erhalten. Zum Glück. Sie rocken immer noch. Gute Riffs sind vorhanden. Aber sie probieren sich aus.
So ist „The Getaway“ symbolischer Name für ein neues Tor, das sie beschreiten, ohne dass sie alte Pfade verlassen: ein Mix aus Uptempo-Tracks, Funk, Pop- und Rocknummern. Und wenn der Sommer endlich nochmal kommt, ist das neue Album ebenso Soundtrack zum Abhängen. Für die heißen Momente am Tag und die entspannten Momente in der Abendsonne.
Und, hey, die Red Hot Chilli Peppers kommen immer noch aus Kalifornien. Ärgerlich, wenn das auf dem Album nicht immer noch zu hören wäre. „The Gateway“ ist eines jener Alben, die sich immer mehr entfalten, je öfter sie gehört werden. Die Zwischentöne sind entscheidend, all das, was sich im Hintergrund erst beim zweiten oder dritten Hören offenbart.
„The Gateway“ ist das wohl vielseitigste Album ihrer Karriere. Und es kann durchaus funktionieren. Das Albumcover drückt ihre Gradwanderung ganz hervorragend aus. Alles passt zusammen. Ein Bär für die ursprüngliche und immer noch vorhandene Power der Peppers, das Stinktier für die, die die Peppers noch nie mochten und das Mädchen für den zarten neuen Sound, das neben dem Bären gut bestehen kann und mit ihm gleichauf ist. Vielleicht ist es genau die Gradwanderung, die ihnen perfekt gelungen ist: neue Fans hinzugewinnen und die alten nicht verprellen.
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