So kunstvoll, so verschroben...
...und doch so leicht und einfach klingen Red Heart The Ticker auf "Your Name In Secret I Would Write". Auf dem haben Robin McArthur und Tyler Gibbons zwölf uralte amerikanische Volksweisen versammelt, die Robin sicherlich auch schon als Kind von ihrer Großmutter vorgesungen bekommen hat. Doch nicht nur die Stücke selbst atmen den Hauch der Geschichte, auch die verwendeten Instrumente haben vielfalls historischen Wert und werden, mit der gebotenen Ehrfurcht, eben auch in althergebrachter Weise verwendet.
Ähnlich wie vor zwei Jahren Among The Oak & Ash polieren McArthur und Gibbons die Kostbarkeiten behutsam auf, und auch die verhaltene Produktion verweist eher auf ein historisches Zeitdokument denn auf modernen Folk-Zeitgeist. Die Atmosphäre auf "Your Name In Secret I Would Write" ist intim, ja vielleicht sogar ein wenig verschlossen, als ob aus dem Schatzkästchen kein Ton, keine Note, ja nicht mal ein Wort herausfallen dürfte. Die Dulcimerklänge während "Mother's In The Graveyard" klagen ein Lied davon und Robins Stimme hallt beim tragischen "Lakes Of Champlain" verklärt nach. Die karge Begleitung sorgt hier jederzeit für Gänsehaut und die wie zufällig hineingesungene Zweitstimme Gibbons will einem schier das Herz zerreissen. Das folgende "Single Again" allerdings ist kraftvollerer Natur und wird von einem schlichten Abzählreim zu einem stampfenden Ringelreihen. Diese feine Note der Wanderung auf dem Grat erfrischt das Album immer wieder und lässt es nicht staubtrocken wirken. Mit feinem Gespür fügen sich vor allem Schlagwerk und Schellenkranz in die Folksongs ein, so dass schlichtes Liedgut wie bei "Braes Of Yarrow" zur funkelnden Erinnerung wird. McArthur und Gibbons interpretieren gerade die einfachen Stücke so schlicht wie möglich und doch bekommen Kinderlieder, Moritaten und Mörderballaden eine passende Färbung verpasst, um sich nicht hinter den modernen Folkinterprationen verstecken zu müssen. Um jedoch den Abstand zum Erbe nicht zu groß werden zu lassen, streuen sie zwei originale Miniaturen aus der Vergangenheit ein, die sich als "field recordings" aus dem Nachlass von Robins Großmutter wunderbar in die mit Patina überzuckerte Platte einfügen.
Man höre und fröstele vor Vergnügen:
...erwähnen muss ich noch, dass leider keine 20 Leser an der ersten "Umfrage" auf dem Bänkelsänger mitgemacht haben, ich aber dennoch schon ein klitzekleines Meinungsbild bekommen habe und hiervon auch Einiges umsetzen werde. Zum zweiten habe ich völlig vergessen zu erwähnen, dass es das aktuelle Mixtape des Bänkelsängers in Kürze natürlich auch wieder auf dem "Radio der von Neil Young Getöteten" läuft, dem man sowieso und immer ein Öhrchen leihen darf.