Ich weiß auch nicht, wieso ich in den letzten Wochen immer mehr zum Country-Hörer mutiere. Oder eigentlich schon: Denn es sind zwischen Chip Taylor und Digger Barnes einfach eine Menge Alben hier angekommen, die mehr als nur ein flüchtiges Hören wert sind. Sind die guten Songwriter inzwischen alle auf dem Weg in den Wilden Westen? Und dazu muss man Alex Wurlitzer, den Gitarristen und Songwriter der meisten Songs von den Red Blooms eindeutig zählen. Schon auf ein Lied wie "Woodstock's Gone", mit dem "No Place Like Home" beginnt, würden manche anderen zu Recht neidisch sein: Es ist für mich eine lyrische Abrechnung mit jeglicher falsch verstandener Nostalgie. Ob das nun (wie im Text angelegt) die Hippie-Ideale der späten 60er sind oder überhaupt: "Woodstock" ist für immer vorbei. Es bringt einfach nichts, die Vergangenheit künstlich wieder beleben zu wollen.
Musikalisch spielt sich "No Place Like Home" zwischen Country-Klischees inklusive einer meisterlichen Geige, drängendem Rock und einer Menge irischer Schwermut ab. Das ist nicht der Country der heldenhaften Pistoleros des 19. Jahrhunderts, sondern die Musik der staubigen Landstraßen der Gegenwart. Auch wenn die lyrischen Bilder vom ständigen Umgetriebensein an sich ja schon den Status der Zeitlosigkeit haben. Eine echte Neuentdeckung von einer Band, die man unbedingt im Blick behalten sollte.
Bestellen kann man "No Place Like Home" wahlweise über den Webshop der Band oder direkt beim Label Cactus Rock Records.