Lesehinweise
Die türkische Presse ist voll von den internationalen Reaktionen auf den jüngsten antisemitischen Ausbruch von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Aus heiterem Himmel, ohne Not, provozierte er eine Krise in den Beziehungen mit den USA. Just als die Interessenlage beider Länder sich mehr denn je aufeinander zuzubewegen schien.
Und die geharnischte Kritik, die ihm aus dem Munde des selten sehr kritischen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon zuteil wurde, ist die größte Demütigung, die je ein demokratisch gewählter türkischer Ministerpräsident vom Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft hinnehmen musste.
http://www.welt.de/politik/ausland/article114060654/Erdogan-manoeviert-sich-mit-Antizionismus-ins-Aus.html
Doch wenn Erdogan jetzt den Zionismus angreift, dann verwendet er nur die moderne Chiffre für Antisemitismus, den er angeblich selbst für faschistisch hält. Tatsächlich nutzt der Populist den latenten Antisemitismus in der Türkei, um populär zu bleiben. Das könnte ihm bei bevorstehenden Kommunalwahlen nutzen.
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Denn was hat Muslimfeindlichkeit im Westen mit dem Zionismus zu tun? Nichts. Es ist traurig genug, dass ein krankhafter Antisemitismus im Nahen Osten Allgemeingut ist und rational geführte Antisemitismusdebatten kaum noch denkbar erscheinen. Erdogans Polemik ist vor dieser Folie gesehen umso schlimmer.
http://www.fr-online.de/meinung/kommentar-zu-erdogan-tuerkischer-populismus,1472602,21980184.html
Bisher hat der Westen die regelmäßigen antiisraelischen und oft auch antiwestlichen Ausfälle des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan weitgehend versucht zu ignorieren. Frei nach dem Motto: So ist er eben, der Orientale. Der muss manchmal ein wenig auf den Putz hauen.
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Seit vielen Jahren gibt es in der türkischen Gesellschaft ein starkes antiwestliches Ressentiment. So schreibt etwa der türkische Politologe Ersin Kalaycioglu, die Türkei sei ein Paradebeispiel für den "cultural turn", den Samuel Huntington in seinem "Clash of Civilizations" prophezeit hat.
"Eine Resozialisierung der türkischen Öffentlichkeit hat eine neue Mentalität geschaffen, die die religiöse Identität betont, indem sie definiert, wer türkischer Bürger ist, und eine Weltsicht befördert, die durch das Prisma des religiösen Konflikts schaut", meint Kalaycioglu.
Zu dieser Mentalität gehöre die Vorstellung, dass Muslimen überall in der Welt Unrecht durch den Westen widerfahre. "Weite Teile der türkischen Bevölkerung scheinen an ein fast mittelalterliches Weltbild zu glauben", so Kalaycioglu, "in dem Muslime, Christen und Juden miteinander im Krieg stehen. Sie glauben, dass sie den Islam vor den Angriffen der christlichen Missionare und ihrer jüdischen Alliierten im Nahen Osten und zu Hause beschützen müssen." Das sind die Gefühle, an die Erdogan andockt und die er mit seiner islamischen Identitätspolitik noch verstärkt.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article114058179/Diese-antiwestliche-Tuerkei-gehoert-nicht-in-die-EU.html
Die Welt braucht Brückenbauer. Der türkische Ministerpräsident Erdogan scheint für das Gegenteil zu stehen. Mit Verbalradikalität und extremen Hassparolen gegen die westliche Welt versucht er zu punkten. Amerika und Israel – wie unoriginell – sind seine erklärten Feinde, deren Werte er immer wieder infrage stellt. Er konfrontiert sie mit den islamischen Werten, die er als die wegweisenden darstellt. Seine Tiraden gegen Israel und den Zionismus werden immer unkontrollierter und für die internationalen Beziehungen der betroffenen Länder gefährlicher. Man darf ihn nicht mehr überhören.
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Erdogans Strategie zahlt sich innenpolitisch für ihn aus. Aber auch nach innen radikalisiert er. Der Islam gerät mehr und mehr in den Mittelpunkt auch politischer Entscheidungen. Religiosität wird zur politischen Aussage. Was Erdogan zu Recht in der Welt fordert, nämlich den Islam zu respektieren, das erfüllt er gegenüber der christlichen und jüdischen Religion in seinem Land nicht. Die Meinungsfreiheit erlebt unter seiner Regierung Rückschläge. Die eigene historische Verantwortung der Türkei gegenüber den Armeniern wird immer noch geleugnet.
http://www.welt.de/print/wams/debatte/article114078232/Erdogan-ist-eine-Gefahr-Das-Doppelspiel-der-Tuerkei.html
Der Streit über die antizionistischen Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan ist jetzt auch Thema im Deutschen Bundestag. Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, sagte aus Protest eine für Dienstag geplante Veranstaltung mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Türkei, Bülent Arinc, ab.
http://www.focus.de/politik/deutschland/erdogan-greift-zionismus-an-streit-zwischen-israel-und-tuerkei-erreicht-deutschland_aid_932728.html
Das Nachrichtenportal des arabischen TV-Senders al-Dschasira veröffentlichte einen Kommentar von Khalid Amayreh, einem bekannten palästinensischen Journalisten, der als einer der artikuliertesten Formulierer der These gilt, Zionismus sei Faschismus. Unter dem Titel "Erdogan hat Recht" schrieb er nun: Erdogan stelle nur das fest, was in der gesamten arabischen Welt als selbstverständlich gelte.
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Es folgt eine Gleichsetzung zwischen "Juden" und "weißen Kolonisten", wobei der weiße Mann ein Völkermörder ist. "Sie wollten und wollen immer noch mit den Palästinensern das tun, was der Weiße Mann den eingeborenen Amerikanern in Amerika und Australien (sic) antat. Die weißen Kolonialisten vernichteten Millionen eingeborener Amerikaner", und genauso hätten Zionisten "unzählige Palästinenser ermordet" und den Rest vertrieben.
http://www.welt.de/politik/ausland/article114128363/Arabische-Medien-feiern-Erdogans-Zionismus-Hetze.html