Rechtschreibnazi Folge 2

Von Andreas Clevert @andreasclevert

Ich habe mich vor einiger Zeit darüber ausgelassen, dass man sich meiner Meinung nach in der deutschen Sprache doch bitte schriftlich so bewegen solle, wie es die Rechtschreibung vorgibt. Und mich gewundert, dass man für sachdienlich gemeinte Hinweise (nein, es heißt nicht „Oma’s gemütliche Kneipe“, sondern eben „Omas gemütliche Kneipe“) dann schon eine Hakenkeuz-Watschen bekommt.

Ok. Zählt alles zur Meinungsfreiheit. Aber vielleicht war die Welt früher doch besser, als man noch mündlich beleidigt wurde und nebst der inhaltlichen Anfeindung nicht auch noch die orthographische ertragen musste. Sei’s drum.

Jedes Jahr auf’s Neue kommt ein Quad-Anbieter hier nach Bonn. Plakatiert freundlich sein Angebot (s. Bild oben).  Und jedes Mal denke ich, es heißt nicht ‚Quatt‘, sondern ‚Quad‘. Klar, wenn man mal so 20.000 Plakate gedruckt hat… Es ist auch kompliziert. Vielleicht fährt dieser Quatt-Besitzer einen Audi Quadro.  Wer weiß.

Doch wenn wir schon beim Thema ‚Auto‘ (oder ‚Audo‘?) sind, möchte ich von den orthographischen Ausflügen meiner Autowerkstatt der vergangenen Tage berichten:

Die Servicelampe leuchtete in unserer Familienkutsche auf. Ich dachte, prima. Das passt. Noch einmal checken lassen, bevor es auf die lange Sommerurlaubsautofahrt geht. Umweltsensible Leser/innen möchte ich nicht mit Kilometerzahlen belasten, die bei uns da so abgespult werden. Sondern sage einfach, wir fahren da zu den Großeltern… den spanischen. In die Gegend.

Übrigens, voll umweltfreundlich meine Schummelautoherstellerwerkstatt, die einst mit dem KdF-Wagen Freude hätten bereiten sollen (wobei wir bei den N**** wären ganz ohne Rechtschreibung). 

Ich finde, die hätten ihre abgasmanipulierte Baureihe statt schnöde EA189 auch KdF nennen können. Dieses Mal eben als Abkürzung für „Kauft diese Ferarschung“ oder so. Aber ich glaube, da gibt es wahrscheinlich schon wieder ein Problem mit der Rechtschreibung.

Jedenfalls umweltfreundlich: Als die Service-Mitarbeiterin etwas von mobilem Ersatz säuselte, so lange der Wagen in der Werkstatt sei, lehnte ich dankend ab. Die anderthalb Kilometer zur Werkstatt laufe ich eigentlich gerne. Aber dieses Mal habe ich ein KdF-Fahrrad bekommen. Das nahm ich gerne an.

Mein Kundenberater hat übrigens auch ein KdF-Abzeichen verdient. Dieses Mal löse ich

die Abkürzung mit ‚Kacke, immer diese Fehler‘ auf. Der Mailverkehr verblüffte. Hier die Highlights*:

Ich hatte kurz das Gefühl, dieses Schriftstück an die Kollegen vom Deppenapostroph weiterleiten zu müssen. Aber dann kam mir die Lösung (Heuschrecka oder so ähnlich!):

Da ich mich im Motorraum meines Autos genauso gut auskenne, wie dieser Werkstattmitarbeiter im Rechtschreibe-Duden, nehme ich es dialektisch. Nach dieser Logik werde ich am Lenkrad eines tadellos funktionierenden Autos in den Sommerurlaub fahren.

Schöne Ferien allerseits und für alle anderen: Schöhne Verien allerseids!

*Ganz ernsthaft, ich habe mir sehr überlegt, ob ich das hier überhaupt bringe. Wenn sich jemand besser auskennt als ich mit dem Thema „Lese/Rechtschreibschwäche“ und eine solche hinter den Emailzitaten vermutet, nehme ich diesen Teil sofort wieder vom Blog. Ich möchte mich definitiv nicht lustig machen auf Kosten eines Defizites einer Person, die dafür nichts kann.

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